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Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Titel: Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kahneman
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Entscheidungen produziert. Jede Fabrik ist auf Verfahren angewiesen, die die Qualität ihrer Produkte vom anfänglichen Design über die Fertigung bis zur Warenausgangskontrolle sicherstellen. Die entsprechenden Etappen in der Produktion von Entscheidungen sind das Framing des zu lösenden Problems, die Sammlung relevanter Informationen, die zu einer Entscheidung führen, Nachdenken und Überprüfen. Eine Organisation, die ihr »Entscheidungsprodukt« verbessern will, sollte routinemäßig in jeder dieser Etappen nach Effizienzverbesserungen Ausschau halten. Das operative Konzept ist Routine. Konstante Qualitätskontrolle ist eine Alternative zu umfassenden Überprüfungen der Prozesse, die Organisationen im Gefolge von Katastrophen üblicherweise durchführen. Es bleibt viel zu tun, um die Entscheidungsfindung zu verbessern. Ein Beispiel von vielen ist die bemerkenswerte Tatsache, dass die so wichtige Fähigkeit, Sitzungen effizient zu führen, nicht systematisch geschult wird.
    Letztlich ist eine differenzierte Sprache von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit zu konstruktiver Kritik. Die Identifizierung von Urteilsfehlern ist eine diagnostische Aufgabe, die ein präzises Vokabular erfordert, ganz ähnlich wie in der Medizin. Der Name einer Krankheit ist ein Haken, an dem alles, was man über diese Krankheit weiß, wie Anfälligkeiten, Umweltfaktoren, Symptome, Prognose und Therapie, aufgehängt wird. In ähnlicher Weise bringen Bezeichnungen wie »Ankereffekte«, »enges Framing« oder »überzogene
Kohärenz« im Gedächtnis alles zusammen, was wir über eine kognitive Verzerrung, ihre Ursachen, ihre Wirkungen und Möglichkeiten zur Prävention wissen.
    Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen präziserem Geplauder am Kaffeeautomaten und besseren Entscheidungen. Manchmal können sich Entscheidungsträger die Stimmen gegenwärtiger Klatschmäuler und künftiger Kritiker besser vorstellen, als sie die zögerliche Stimme ihrer eigenen Zweifel hören können. Sie werden bessere Entscheidungen treffen, wenn sie darauf vertrauen, dass ihre Kritiker intellektuell anspruchsvoll und fair sind, und wenn sie erwarten, dass ihre Entscheidung danach beurteilt wird, wie sie zustande kam, und nicht nur danach, was dabei herauskam.

ANHANG

Urteile unter Unsicherheit: Heuristiken und kognitive Verzerrungen 1
    Amos Tversky und Daniel Kahneman
     
    Viele Entscheidungen basieren auf Überzeugungen, die die Wahrscheinlichkeit unsicherer Ereignisse betreffen, wie etwa der Ausgang einer Wahl, die Schuld eines Beklagten oder der zukünftige Wert des Dollars. Diese Überzeugungen werden für gewöhnlich ausgedrückt in Form von Aussagen wie »Ich glaube, dass …«, »Es ist möglich …«, »Es ist unwahrscheinlich, dass …« und so weiter. Gelegentlich werden Überzeugungen in Bezug auf unsichere Ereignisse in numerischer Form als Odds oder subjektive Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt. Was bestimmt solche Überzeugungen? Wie beurteilen Menschen die Wahrscheinlichkeit eines unsicheren Ereignisses oder den Wert einer unbestimmten Größe? Dieser Artikel zeigt, dass sich Menschen auf eine begrenzte Anzahl heuristischer Prinzipien stützen, die komplexe Aufgaben der Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten und der Vorhersage von Werten auf einfachere Urteilsoperationen reduzieren. Im Allgemeinen sind diese Heuristiken recht nützlich, aber manchmal führen sie zu schwerwiegenden, systematischen Fehlern.
    Die subjektive Schätzung von Wahrscheinlichkeiten gleicht der subjektiven Schätzung physikalischer Maßangaben wie Entfernung oder Größe. All diese Urteile stützen sich auf Daten begrenzter Gültigkeit, die nach heuristischen Regeln verarbeitet werden. So wird beispielsweise die scheinbare Entfernung eines Gegenstandes teilweise nach seiner Deutlichkeit beurteilt. Je schärfer der Gegenstand gesehen wird, je näher scheint er zu sein. Diese Regel besitzt eine gewisse Gültigkeit, weil entferntere Gegenstände in jeder beliebigen Ansicht weniger deutlich wahrgenommen werden als nähere Gegenstände. Aber die Anwendung dieser Regel führt zu systematischen Fehlern bei der Entfernungsschätzung. Entfernungen werden insbesondere überschätzt, wenn die Sichtverhältnisse schlecht sind, weil dann die Konturen von Gegenständen verwischt sind. Andererseits werden Entfernungen bei guter Sicht oftmals unterschätzt, weil Gegenstände scharf gesehen werden. Daher führt es zu weitverbreiteten Fehleinschätzungen, wenn die Deutlichkeit

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