Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)
wird, indem man es einige Millisekunden vor dem Test darbietet oder es kontrastreicher zeigt als einige andere Wörter in der Liste. Der Zusammenhang funktioniert auch in die andere Richtung. Stellen Sie sich vor, man zeigt Ihnen eine Liste mit Wörtern, die mehr oder minder unscharf sind. Einige der Wörter sind total verschwommen, andere sind es in geringerem Maße, und Ihre Aufgabe besteht darin, die Wörter zu erkennen,
die deutlicher dargeboten werden. Ein Wort, das Sie vor Kurzem gesehen haben, wird Ihnen deutlicher vorkommen als unbekannte Wörter. Der Abbildung 5 lässt sich entnehmen, dass die verschiedenen Wege, die kognitive Beanspruchung zu verringern oder zu erhöhen, gegeneinander austauschbar sind; Sie mögen dabei nicht genau wissen, wieso die kognitive Beanspruchung bald geringer, bald stärker ist. Auf diese Weise entsteht die Illusion der Vertrautheit.
Wie man eine überzeugende Mitteilung schreibt
Angenommen, Sie müssen eine Mitteilung schreiben, die die Empfänger unbedingt glauben sollen. Selbstverständlich wird Ihre Mitteilung wahr sein, aber das genügt nicht unbedingt, um Menschen dazu zu veranlassen, sie für wahr zu halten. Es ist völlig legitim, wenn Sie sich den Trick der kognitiven Leichtigkeit gezielt zunutze machen, und Studien über »Wahrheitsillusionen« liefern konkrete Anhaltspunkte, die Ihnen dabei helfen können, dieses Ziel zu erreichen.
Der allgemeine Grundsatz lautet, dass alles, was Sie tun können, um die kognitive Beanspruchung des Lesers zu verringern, hilfreich ist. Also sollten Sie als Erstes Ihre Mitteilung so lesbar wie möglich machen. Vergleichen Sie diese beiden Aussagen:
Adolf Hitler wurde 1892 geboren.
Adolf Hitler wurde 1887 geboren.
Beide sind falsch (Hitler wurde 1889 geboren), aber Experimente haben gezeigt, dass die erste Aussage eher geglaubt wird. Ein weiterer Rat: Wenn Ihre Mitteilung gedruckt werden soll, verwenden Sie hochwertiges Papier, um den Kontrast zwischen den Buchstaben und dem Hintergrund zu verstärken. Falls Sie Farbe verwenden, wird man Ihnen eher glauben, wenn Ihr Text leuchtend blau oder rot gedruckt ist, als in mittleren Grün- oder Gelbtönen oder in Blassblau.
Wenn Sie Wert darauf legen, für glaubwürdig und intelligent gehalten zu werden, sollten Sie sich nicht kompliziert ausdrücken, wenn man das Gleiche auch in einfachen Worten sagen kann. Mein Kollege an der Universität Princeton, Danny Oppenheimer, widerlegte einen bei Studenten weitverbreiteten Mythos darüber, welches Vokabular Professoren am eindrucksvollsten finden. In einem Artikel mit dem Titel »Consequences of Erudite Vernacular Utilized Irrespective of Necessity: Problems with Using Long Words Needlessly« (»Folgen des Gebrauchs von Fachjargon ungeachtet der Notwendigkeit: Probleme, die dadurch entstehen, dass man unnötigerweise lange Wörter benutzt«) zeigte er, dass es ein Anzeichen geringer Intelligenz und Glaubwürdigkeit ist, wenn man geläufige Ideen in einer hochtrabenden Sprache formuliert. 7
Sie sollten Ihre Mitteilung aber nicht nur möglichst einfach, sondern auch einprägsam formulieren. Drücken Sie Ihre Gedanken möglichst in gebundener Sprache aus; sie werden dann eher für wahr gehalten. Die Probanden in einem viel beachteten Experiment lasen Dutzende wenig bekannter Sentenzen wie:
Woes unite foes. (Die Not verbindet Feinde.)
Little strokes will tumble great oaks. (Steter Tropfen höhlt den Stein.)
A fault confessed is half redressed. (Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.)
Andere Studenten lasen einige gleichbedeutende Sentenzen, die in nicht reimende Versionen umformuliert worden waren:
Woes unite enemies.
Little strokes will tumble great trees.
A fault admitted is half redressed.
Die gereimten Aphorismen wurden als sinnreicher beurteilt als ihre nicht gereimten Pendants. 8
Schließlich sollten Sie dann, wenn Sie eine Quelle zitieren, eine mit einem Namen wählen, der sich leicht aussprechen lässt. Die Teilnehmer an einem Experiment sollten die Geschäftsaussichten fiktiver türkischer Unternehmen auf der Basis der Analysen zweier Brokerfirmen beurteilen. 9 Für jede Aktie stammte einer der Berichte von einer Firma mit einem leicht auszusprechenden Namen (z. B. Artan), während der andere Bericht von einer Firma mit schwer auszusprechendem Namen (z. B. Taahhut) stammte. Die Berichte widersprachen einander manchmal. Die beste Vorgehensweise für die Beobachter hätte darin bestanden, beide Berichte zu mitteln, aber das
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