Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)
taten sie nicht. Sie gaben dem Bericht von Artan viel mehr Gewicht als dem von Taahhut. Erinnern Sie sich daran, dass System 2 faul ist und dass geistige Anstrengung gemieden wird. Wenn möglich, wollen die Empfänger Ihrer Nachricht sich von allem fernhalten, was sie an Anstrengung erinnert, und dazu gehört auch eine Quelle mit einem komplizierten Namen.
All dies sind sehr gute Ratschläge, aber wir sollten es nicht übertreiben. Hochwertiges Papier, strahlende Farben und Reime oder einfache Ausdrucksweise werden nicht besonders hilfreich sein, wenn Ihre Mitteilung offenkundig unsinnig ist oder wenn sie Tatsachen widerspricht, deren Wahrheit der Empfänger der Nachricht kennt. Die Psychologen, die diese Experimente durchführen, halten Menschen nicht für dumm oder unendlich leichtgläubig. Psychologen sind vielmehr der Ansicht, dass wir alle uns während eines Großteils unseres Lebens von den Eindrücken von System 1 leiten lassen – und wir kennen oft nicht die Quelle dieser Eindrücke. Woher wissen wir, dass eine Aussage wahr ist? Wenn sie logisch oder assoziativ eng mit anderen Überzeugungen oder Präferenzen von uns verbunden ist oder wenn sie von einer Quelle stammt, der wir vertrauen und die wir mögen, erleben wir eine Art kognitive Leichtigkeit. Das Problem ist, dass dieses Gefühl der Mühelosigkeit auch andere Ursachen haben kann – etwa die Qualität der Schriftart oder der eingängige sprachliche Rhythmus – und dass es keine einfache Methode gibt, um Gefühle auf ihre wahren Ursachen zurückzuführen. Dies ist die Botschaft von Abbildung 5: Das Gefühl der Leichtigkeit oder Beanspruchung hat vielfältige Ursachen, und diese lassen sich nur schwer auftrennen. Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Menschen können einige der oberflächlichen Faktoren, die Wahrheitsillusionen erzeugen, überwinden, wenn sie stark dazu motiviert sind. Doch bei vielen Gelegenheiten wird das faule System 2 den Vorschlägen von System 1 folgen und weiterziehen.
Beanspruchung und Anstrengung
Die Symmetrie vieler assoziativer Verknüpfungen war ein beherrschendes Thema in der Diskussion der assoziativen Kohärenz. Wie wir zuvor gesehen haben, neigen Menschen, die dadurch, dass sie einen Bleistift in ihren Mund stecken oder eine Kugel zwischen ihren zusammengepressten Brauen halten, ihr Gesicht unwillkürlich zu einem Lächeln oder Stirnrunzeln verziehen, dazu, die Emotionen zu erleben, die Stirnrunzeln und Lächeln normalerweise ausdrücken. Der gleichen selbstverstärkenden Wechselseitigkeit begegnet man in Studien über kognitive Leichtigkeit. Einerseits erleben wir eine starke Beanspruchung unserer kognitiven Leistungsfähigkeit, wenn die anstrengenden Operationen von System 2 ablaufen. Andererseits mobilisiert eine hohe kognitive Beanspruchung unabhängig von ihrer Ursache tendenziell System 2, mit der Folge, dass von einem beiläufigen, intuitiven Modus der Problemlösung auf einen konzentrierten, analytischen Modus umgestellt wird. 10
Das Schläger-und-Ball-Problem wurde bereits als ein Test für die Neigung von Menschen beschrieben, Fragen mit der ersten Idee zu beantworten, die ihnen einfällt, ohne diese zu überprüfen. Der von Shane Frederick entwickelte Cognitive Reflection Test (CRT) besteht aus dem Schläger-und-Ball-Problem und zwei weiteren, die alle ausgewählt wurden, weil sie eine sofortige intuitive Antwort hervorrufen, die falsch ist. Die zwei anderen Denkaufgaben im CRT sind:
Wenn 5 Maschinen 5 Minuten brauchen, um 5 Geräte herzustellen, wie lange brauchen dann 100 Maschinen, um 100 Geräte herzustellen?
100 Minuten oder 5 Minuten?
In einem See breitet sich ein kleines Feld von Seerosen aus. Jeden Tag verdoppelt sich die Größe des Feldes. Wenn es 48 Tage dauert, bis die Seerosen den ganzen See bedecken, wie lange dauert es dann, bis sie die Hälfte des Sees bedecken?
24 Tage oder 47 Tage?
Die richtigen Antworten finden Sie in der Anmerkung. 11 Vierzig Studenten der Universität Princeton wurden dem Test unterzogen. Die Hälfte von ihnen sah die Aufgaben in einer kleinen Schrift und in einem ausgewaschenen grauen Druckbild. Die Aufgaben waren lesbar, aber die Schrift erzeugte eine hohe
kognitive Beanspruchung. Die Ergebnisse lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig: 90 Prozent der Studenten, die den CRT in normaler Schrift sahen, machten bei dem Test wenigstens einen Fehler; während dieser Prozentsatz auf 35 Prozent fiel, wenn die Schrift kaum lesbar war. Sie haben richtig
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