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Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)

Titel: Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kahneman
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Vigilanz, Argwohn, eine analytische Herangehensweise und vermehrte Anstrengung eng miteinander verbunden. Eine fröhliche Stimmung lockert die Kontrolle von System 2 über die Leistung: Wenn wir gut gelaunt sind, werden wir intuitiver und kreativer, aber auch weniger aufmerksam und anfälliger für logische Fehler. Auch diese Verknüpfung ist, wie der Mere-Exposure-Effekt, biologisch sinnvoll. Gute Laune ist ein Signal, dass alles eher gut läuft, dass die Umgebung sicher ist und dass man nicht auf der Hut sein muss. Schlechte Laune deutet darauf hin, dass die Dinge nicht so gut laufen, dass es womöglich eine Bedrohung gibt und dass erhöhte Daueraufmerksamkeit erforderlich ist. Kognitive Leichtigkeit ist sowohl eine Ursache als auch eine Folge einer positiven Gemütslage.
    Der Remote Association Test sagt uns noch mehr über den Zusammenhang zwischen geringer kognitiver Beanspruchung und einem positiven Affekt. Betrachten Sie kurz die beiden Worttriaden:
    Schlaf
Post
Schalter
(sleep)
(mail)
(switch)

Salz
tief
Gischt
(salt)
(deep)
(foam)
    Sie bemerken nichts davon, aber Messungen der elektrischen Aktivität in Ihren Gesichtsmuskeln hätten vermutlich auf ein leichtes Lächeln hingedeutet, als Sie die zweite Dreiergruppe lasen, die kohärent ist (»Meer« ist hier die Lösung). Diese lächelnde Reaktion auf Kohärenz ist bei Probanden festzustellen, denen nichts über gemeinsame assoziative Termini gesagt wird; ihnen wird lediglich eine vertikal angeordnete Worttriade gezeigt, und man instruiert sie, die Leertaste zu drücken, nachdem sie diese gelesen haben. 25 Der Eindruck kognitiver Leichtigkeit, der mit der Präsentation einer kohärenten Triade verbunden ist, scheint an sich eine leicht lustvolle Erfahrung zu sein.
    Die Daten, die wir über eine positive Stimmungslage, kognitive Leichtigkeit und die Intuition von Kohärenz besitzen, sind, wie die Wissenschaftler sagen, korrelativ – wechselseitig –, aber nicht unbedingt kausal. Mühelosigkeit der Kognition und Lächeln treten zusammen auf, aber ist die gute Stimmung Ursache von Intuitionen der Kohärenz? Ja. Der Beweis stammt aus einem raffinierten experimentellen Ansatz, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Einigen Versuchspersonen wurde eine Deckgeschichte präsentiert, die eine alternative Interpretation ihrer positiven Stimmung nahelegte; man sagte ihnen über die Musik, die in ihren Kopfhörern lief: »Frühere Forschungen haben gezeigt, dass diese Musik die emotionalen Reaktionen von Individuen beeinflusst.« 26 Diese Geschichte löscht die Intuition der Kohärenz vollständig aus. Der Befund zeigt, dass die kurze emotionale Reaktion im Anschluss an die Darbietung einer Worttriade (eine angenehme Reaktion, wenn die Triade kohärent ist, andernfalls eine unangenehme) die eigentliche Basis von Kohärenzurteilen ist. Hier gibt es nichts, was System 1 nicht tun kann. Emotionale Veränderungen werden jetzt erwartet, und weil sie nicht überraschend sind, werden sie nicht kausal mit den Wörtern verbunden.
    Dies sind Beispiele für hervorragende psychologische Studien, die verschiedene experimentelle Verfahren kombinieren und Befunde hervorbringen, die sowohl robust als auch höchst überraschend sind. In den letzten Jahrzehnten haben wir eine Menge über die automatischen Funktionsmechanismen von System 1 gelernt. Ein Großteil dessen, was wir heute wissen, hätte sich vor dreißig oder vierzig Jahren noch wie Science-Fiction angehört. Es lag jenseits der Vorstellungskraft, dass eine undeutliche Schrift Wahrheitsurteile beeinflusst und die kognitive Leistungsfähigkeit steigert oder dass eine emotionale Reaktion auf die Leichtigkeit der kognitiven Verarbeitung einer Worttriade Kohärenzeindrücke vermittelt. Die Psychologie hat große Fortschritte gemacht.
    Zum Thema »Kognitive Leichtigkeit«
     
    »Wir sollten den Geschäftsplan nicht bloß deshalb verwerfen, weil die Schriftart unleserlich ist.«
     
    »Wir neigen dazu, es zu glauben, weil es so oft wiederholt wurde, aber wir sollten es noch einmal durchdenken.«
     
    »Bekanntheit erzeugt eine positive Einstellung. Dies ist der Mere-Exposure-Effekt.«
     
    »Ich bin heute in bester Laune, und mein System 2 ist schwächer als gewöhnlich. Ich sollte besonders sorgfältig sein.«

6. Normen, Überraschungen und Ursachen
    Wir haben jetzt die zentralen Merkmale und Funktionen von System 1 und System 2 kennengelernt, wobei System 1 detaillierter dargestellt wurde. Vereinfacht können wir sagen,

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