Schnellkurs in Sachen Liebe
amüsiertem Funkeln in den Augen zu Seb um. „Du kannst doch laufen, oder?“
„Stell einen Mann auf eine unkontrolliert sprudelnde Ölplattform, und er kann nirgendwohin laufen“, konterte Seb. „Du ziehst dir deinen Schutzhelm auf und machst dich auf einen Höllenritt gefasst.“
„Und was passiert dann?“, erkundigte sich Lena.
„Ganz einfach. Du kämpfst, bis du gewinnst.“
Nach dem Brunch musste Seb sich auf den Weg nach Brisbane machen, um den Flug nach Darwin zu erreichen und sich wieder um seine Arbeit zu kümmern. Poppy brachte ihn mit gemischten Gefühlen zum Auto. Zufriedenheit und Traurigkeit. Immerhin stand ihre Beziehung auf solideren Füßen als bei ihrer Trennung vor zwei Tagen. Sie verstanden einander besser.
„Wirst du mich besuchen, bevor du abreist?“, fragte er, als sie an seinem Mietwagen standen.
„Was sollte ich dort tun?“
„Was auch immer du willst. Ich kann dir alles zeigen. Was ich so mache. Dir die Crew vorstellen. Ich weiß nicht genau, wer gerade da ist. Nicht alle.“
„Ist das das Äquivalent zum Besuch bei deinen Eltern?“
„Fast. Willst du meine Eltern kennenlernen?“
„Ich hab sie schon getroffen. Tom hat sie an einem Tag mit zur Arbeit gebracht, als sie zu Besuch da waren.“
„Perfekt“, entgegnete Seb. „Dann hast du das schon hinter dir.“
„Das wird eine Katastrophe“, befürchtete Poppy. „Tom wird …“
„Mit Lena konkurrieren, wer mir Schlimmeres antut, sollte ich dich verletzen. Ganz ehrlich? Es wird ihm ein Vergnügen sein“, scherzte Seb, nur dass Poppy nicht lächelte. Er seufzte. „Wir sind ein gutes Team, Poppy, aber wir haben auf einer einsamen Insel gelebt. Vielleicht sogar in einer Bar. Was ich dich frage, ist, ob du das hier in der Realität fortsetzen willst? Falls ja …“ Seb zuckte die Achseln und gab sich betont cool, ruhig und gefasst. „… dann steht die Einladung.“
11. KAPITEL
Poppy saß einen ganzen Nachmittag unentschlossen vor dem Computer und starrte die Website der Fluggesellschaft an. Schließlich klickte sie auf „Bestätigen“ und kaufte damit ein Ticket nach Darwin und ein weiteres Ticket von Darwin nach London via Singapur. Und schon am nächsten Tag fand sie sich in Darwin wieder. Bereits um neun Uhr morgens war es brennend heiß, aber der Blick über die roten Erd- und Dünenlandschaften des nördlichen Outbacks war spektakulär, und sie wäre noch viel weiter gereist, um dieses tiefe Glück zu spüren, das sie durchströmte, als Seb am Flughafen die Arme um sie schloss.
„Morgen fliege ich weiter nach London“, sagte sie, als er sie endlich losließ. „Ich muss zurück.“
„Ich bringe dich rechtzeitig wieder her, damit du deinen Flug bekommst“, versprach er. „Ich verlange nicht, dass du meinetwegen deine Arbeit vernachlässigst. Zumindest nicht allzu sehr. Aber ich muss dir klarmachen, worauf du dich einlässt. Mit mir. Ehe es zu tief geht.“
Poppy hätte ihm sagen können, dass es dazu bereits zu spät war. Dass sie schon viel zu tief drinsteckte. Aber sie biss sich auf die Zunge und hielt den Mund, während sie zum Parkhaus gingen, in seinen Land Cruiser stiegen und zu seinem Apartment fuhren.
Eine schöne Wohnung. Er mochte Komfort, und er besaß genug Geld, um ihn sich leisten zu können. „Meine Wohnung in Oxford ist deutlich kleiner“, sagte sie, während er ihr alles zeigte. „Nur damit du es weißt.“
„Kleiner kann besser sein“, entgegnete er. „Manchmal.“ Es war jedoch nichts, worum sie sich sorgen musste, und sein Lächeln zeigte, dass er das auch wusste. „Möchtest du als Nächstes die Tour durchs Schlafzimmer oder durch meine Firma?“
„Ist das wirklich eine Frage?“
Offensichtlich war es das nicht. Sie machten zuerst den Abstecher ins Schlafzimmer, und erst nachdem sie beide befriedigt waren, setzte Sebastian sich stöhnend auf, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und erklärte, dass er zur Arbeit müsse. Ob sie mitkommen und dann später vielleicht etwas allein unternehmen wolle, während er ein paar Stunden arbeitete. Oder ob sie hierbleiben wolle. Oder sein Auto leihen und einen Ausflug machen. Alles ohne Druck.
Poppy beschloss, ihn zur Arbeit zu begleiten, und man musste kein Genie sein, um zu merken, dass Seb sich über ihre Entscheidung freute.
Also musste sie jetzt nur noch die Menschen beeindrucken, die zu Sebs Welt gehörten, und wenn sie das nicht schaffte, musste es ihr zumindest gelingen, dass man sie nicht für einen Freak hielt. Lena
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