Schnitt: Psychothriller
auf und drückt sich zwischen Tür und Bett an die Wand, fixiert die abgegriffene Klinke und wartet.
Nichts. Keine Bewegung.
Sein Herz pumpt.
Atme! Ruhig!
Die Sonne hinter den dicken Vorhängen taucht alles in schmutziges Zwielicht.
Am Türrahmen schabt es verhalten, genau auf Höhe des Schlosses. Jemand schiebt eine Plastikkarte zwischen Schnapper und Zarge. Gabriels Muskeln spannen sich. Mit einem metallischen Klicken gibt das Schloss nach, dann fliegt die Tür auf und knallt gegen die Wand neben dem Waschbecken. Eine grobschlächtige Gestalt stürzt ins Zimmer, eine kompakte schwarze Pistole im Anschlag.
Gabriels Reaktionen sind die einer Maschine. Der rechte Arm schnellt vor wie die Klinge eines Springmessers, seine Handkante schieÃt seitlich an den Stiernacken des Eindringlings. Der Mann ächzt, fällt ins Zimmer, die Waffe entgleitet ihm.
Hinter ihm drängen zwei weitere Männer in schwarzen Lederjacken nach, dem ersten verpasst Gabriel einen harten Tritt mit dem rechten FuÃ. Der Mann taumelt zurück in den Flur, gegen den zweiten Mann. Aus dem Augenwinkel sieht Gabriel, wie der Grobschlächtige, der im Zimmer liegt, sich nach der Pistole streckt.
Gabriel wirft die Tür vor der Nase der beiden anderen zu. Ein dumpfer Schlag und ein Schmerzensschrei ertönen. Gabriel wirbelt herum, dann versetzt er dem Grobschlächtigen einen weiteren Hieb in den Nacken. Die Finger des Mannes erschlaffen eine Handbreit von der Pistole entfernt. Die Waffe, eine russische Baghira MR 444 aus Kohlefaser, liegt stumpf wie ein gewinkeltes Holz auf dem Boden. Gabriel hört, dass sich die beiden drauÃen wieder an der Tür zu schaffen machen. Seine Gedanken rasen â wie ein Zug, der vorbeiwischt und hinter dem alles unscharf ist.
Nimm die ScheiÃknarre, verdammt.
Nein, nein, nein.
Verfluchter Idiot, du mit deinem beschissenen Zögern.
Keine Pistole.
Was glaubst du, was die mit uns machen?
Gabriel antwortet nicht. Er weià nicht, wer »die« sind. Er weià nicht, was »die« wollen. Und er weià erst recht nicht, was er tun soll. Er steckt fest, zwischen den Gleisen. Ein Schritt, und der Zug überfährt ihn.
Und Liz? Was ist mit ihr, verdammt? Wenn du dir selbst nicht helfen willst, dann doch wenigstens ihr. Das erzählst du mir doch die ganze Zeit. Und jetzt kneifst du? Wegen deiner ScheiÃ-Knarren-Phobie?
Plötzlich ist der Zug weg, vorbeigerast, und der Sog des Luftzugs zieht ihn förmlich aufs Gleis.
Seine Finger krallen sich um den Griff der Waffe. Sie ist leicht und kompakt, und dennoch wiegt sie schwer in seiner Hand. Der Abzug brennt an seinem rechten Zeigefinger wie Magnesiumfeuer. Er zittert; dennoch reiÃt er, mit der Baghira im Anschlag, die Tür auf. Ãberrascht starren ihn die beiden Männer an, mit gezogenen Waffen, die schwarzen Mündungen auf ihn gerichtet. Der eine der beiden hält sich die freie Hand vor die Nase, die offenbar gebrochen ist. Blut sickert zwischen den Fingern hervor, und seine weit auseinanderstehenden Augen funkeln zornig. Gabriel kennt ihn von Python. Sein Name ist Koslowski, ein Pole.
»Was wollt ihr?«, fragt Gabriel.
»Rate mal«, presst Koslowski zwischen den Fingern hervor. Seine Stimme bebt vor Wut und Schmerzen.
»Ich hab nicht die geringste Ahnung.«
»Den Film«, entgegnet der andere Mann. »Gib uns den Film, und wir verschwinden.«
»Film? « Gabriel starrt ihn verblüfft an. »Welchen Film?«
»Stell dich nicht blöd, wir wissen, dass du ihn hast.«
»Ich hab überhaupt nichts. Wer schickt euch? Yuri?«
»Du weiÃt, wer uns schickt. Also gib uns das Band, und wir sind weg.«
»Was für ein Band?« Gabriels Blick wechselt vom einen zum anderen. »Ich hab nicht die geringste Ahnung, was das soll. Wenn Yuri irgendwas von mir will, warum sagt er es nicht einfach? Stattdessen schmeiÃt er mich raus und lädt mich auf der Müllkippe ab. Und jetzt taucht ihr hier auf und behauptet, ich hätte irgendein Band oder einen Film ⦠Was für ein Film soll das denn sein, verdammt?«
Koslowski und der andere wechseln einen Blick.
»Na, das Video«, näselt Koslowski. Das Sprechen bereitet ihm sichtlich Schwierigkeiten. »Was im Safe lag halt, im Kadettenweg.«
Gabriel runzelt die Stirn. »Der Safe war leer.«
»Sarkov sagt, da war was drin«, nuschelt Koslowski und legt seinen Kopf wegen der
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