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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Schlank, mittelgroß, die Brüste etwas mehr, in der Relation, meine ich …«
    Der Große formt Riesentitten mit seinen Händen und schüttelt sich vor Lachen.
    Der Kleine verdreht die Augen himmelwärts. »Ist dir sonst noch was aufgefallen, du Genie, irgendwelche Verletzungen oder so?«
    Â»Verletzungen? Wo denn?«
    Â»Keine Ahnung, egal wo.«
    Für einen Moment ist es still.
    Â»Nö. Da war nichts«, sagt die Stimme im Lautsprecher.
    Der Kleine hält die Sprechmuschel zu, sieht den Großen bärbeißig an und deutet mit dem Kinn auf Liz. »Wenn du fertig bist mit Lachen, dann schmeiß sie raus, ins Vorzimmer.«
    Liz starrt ihn fassungslos an. »Wollen Sie mir etwa sagen, die haben nichts gefunden?« Plötzlich wird sie leichenblass. »Hören Sie bitte! Er ist da, ich weiß es! Sie müssen nur da reingehen. Sie steckt mit ihm unter einer Decke.«
    Der Kleine dreht ihr den Rücken zu und winkt ab.
    Â»Bitte«, fleht Liz. »Die wissen doch jetzt, dass ich hier bin. Wenn Sie ihn nicht finden, dann –«, ihre Stimme versagt plötzlich.
    Der große Polizist schiebt sie sanft nach draußen. »Bitte. Beruhigen Sie sich. Keine Sorge, hier sind Sie ja sicher.« Dann versucht er, die Tür zuzudrücken, doch irgendetwas klemmt, und die Tür bleibt einen Spalt offen.
    Liz sinkt auf die Bank. Ihr Herz beginnt, unkontrolliert zu schlagen, ihre Hände beben. Kontrolle! , denkt sie. Behalt die Kontrolle. Sie schließt kurz die Augen und versucht zu rechnen. 7200 Schritte. Wie lange braucht man dafür mit dem Auto? Wie schnell wird er hier sein?
    Â»Wart ihr denn jetzt drinnen, ich meine im Haus?«, hört sie den Kleinen hinter der Glasscheibe fragen.
    Die Stimme im Hörer schnaubt. »Du weißt schon, wem die Hütte gehört, oder?«
    Â»Ich hab nicht gefragt, wem die Hütte gehört, ich hab gefragt, ob ihr drinnen wart, Kruzifix.«
    Â»Schon gut, schon gut. Ja.«
    Â»Also. Habt ihr gefragt?«
    Â»Hab ich.«
    Â»Mensch, jetzt ist mal Schluss mit Aufspielen hier. Also was jetzt?«
    Â»War etwas mühsam, aber ich glaub, ich hab den richtigen Ton bei ihr getroffen …«
    Der Große grinst und bewegt rhythmisch die Hüften. Der Kleine winkt unwirsch ab.
    Â»Ist ’ne ganz schön spartanische Bude für so ’n Geldsack. Hat mich echt gewundert.«
    Â»Habt ihr alles gesehen?«
    Â»Jedes Zimmer. Aber da war nichts, von wegen Entführung oder so.«
    Liz starrt auf die beiden Polizisten hinter der Scheibe, dann wandert ihr Blick ängstlich zur Tür der Wache, als könnte sie jeden Moment aufspringen und Val dort stehen. Sein Gesicht erscheint vor ihrem inneren Auge, zerrissen, wie rohes Fleisch. Mit aller Kraft versucht sie, ihn aus ihren Gedanken zu verdrängen, aber seine Gestalt ist überall. Reiß dich zusammen, verdammt! Und fang endlich an zu denken!
    Â»Was ist mit dem Keller? Passt die Beschreibung?«
    Â»Da gibt’s keinen Keller.«
    Â»Was?«
    Â»Ich bin noch mal überall durch. Hab jede Tür kontrolliert. Hab mich ja auch gewundert. Aber Yvette hat gesagt –«
    Â»Ach, ihr seid schon per du?«
    Â»â€“ äh, also Yvette hat gesagt, das wäre nicht möglich gewesen mit dem Keller, wegen des Felsens. Zu hart, da konnte man keinen Keller bauen. Von Braunsfeld wollte wohl damals, aber es ging nicht.«
    Â»Aha. Also nichts mit Entführung?«, fragt der Kleine und wirft einen Blick durch die Scheibe, auf Liz, die sich wieder hingesetzt hat und in sich zusammengesunken ist.
    In der Leitung knackt und rauscht es.
    Â»Wenn du mich fragst, alles Kokolores. Hat sie nicht gesagt, sie wäre Journalistin?« Der Große lässt sich auf einen durchgesessenen Drehstuhl fallen.
    Â»Ja. Warum?«
    Â»Hm. Lass mal eben was gucken.« Der Große zieht eine dreckige Tastatur zu sich heran. »L – i – z A – n – d – e – r – s«, buchstabiert er laut, während er den Namen in die Suchmaske von Google eingibt und dann »Enter« drückt. »Da, sieh mal«, sagt er und deutet auf den Monitor. »Scheint zu stimmen, sie ist tatsächlich Journalistin, arbeitet fürs Fernsehen.«
    Â»Wart mal kurz«, murmelt der Kleine in den Telefonhörer, beugt sich vor und studiert die Links. »Tatsache«, stellt er fest. »Aber wenn’s keine Entführung ist, was

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