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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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sie gezwungen, Gabriel nachzurennen, hinaus auf die Straße. »He! Entschuldigung«, rief sie. »Bitte warten Sie.«
    Keine Antwort; er stiefelte einfach weiter.
    Atemlos versuchte sie, Schritt zu halten. »Ich … ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Das war … sehr nett.«
    Wieder keine Antwort.
    Â»Warum haben Sie das gemacht?«
    Â»Ich kann Typen nicht ausstehen, die Frauen schlagen.«
    Â»Das können die anderen auch nicht. Trotzdem sind Sie der Einzige, der mir geholfen hat.«
    Â»Vergessen Sie’s.«
    Â»Warum sollte ich. Sie haben mir –«
    Abrupt blieb Gabriel stehen. »Was wollen Sie?«, fragte er ungehalten. Seine Augen brannten. Zwischen den Brauen ragten drei Falten steil empor.
    Â»Ich … Mich bedanken. Sie haben mir geholfen.«
    Â»Hab ich nicht.« Er schob sein unrasiertes Kinn vor. »Ich kann Sie auch nicht ausstehen.«
    Liz starrte ihn verblüfft an. »Warum haben Sie’s dann getan?«
    Gabriel zuckte mit den Schultern. »War so etwas wie … ein Reflex.«
    Â»Ein was ?«
    Gabriel sah plötzlich müde aus, die Energie in seinen Zügen wich etwas anderem. Es kam ihr vor wie Ratlosigkeit, vielleicht sogar Hilflosigkeit. Er wandte sich ab und wollte die Straßenseite wechseln.
    Â»Warten Sie. Das Band … Kann ich es haben?«
    Â»Nein.« Ohne sich umzudrehen, trat er auf die Straße.
    Â»Bitte. Es ist wichtig.«
    Â»Nicht mein Problem.«
    Â»Nein! Himmel. Das …« Sie wollte ihm nach, aber ein Linienbus schoss direkt vor ihrer Nase vorbei, so dass sie regelrecht zurückprallte. »Hallo? Hey … Das geht nicht – ich brauche das Interview.«
    Gabriel hatte die andere Straßenseite erreicht. Die Autos wischten zwischen ihnen hindurch wie Störstreifen. Er schien sie gar nicht mehr wahrzunehmen und legte ein mörderisches Schritttempo vor.
    Â»He!«, brüllte Liz über die Straße, »was wollen Sie denn mit dem Band?«
    Keine Antwort.
    Â»Machen Sie sich Sorgen wegen der Schlägerei? Zabriski wird Sie nicht anzeigen …«
    Keine Reaktion.
    Â»Sind Sie auf das Interview mit David Naumann scharf? Sind Sie Journalist? Vielleicht kann ich da was vermitteln. Ich kenn den Typen.«
    Gabriel blieb stehen, als wäre er vor eine Wand gelaufen, und starrte zu ihr hinüber.
    Treffer. Liz überquerte die Straße und hastete Gabriel nach. Seine blauen Augen glitten über ihren Körper und verfolgten jede ihrer Bewegungen.
    Â»Sind Sie wirklich Journalist?«, fragte sie außer Atem.
    Â»Ich kann Journalisten nicht ausstehen.«
    Liz hob die Augenbrauen. »Und Journalist innen ?«
    Â»Nicht besser.«
    Â»Vielleicht sollten Sie mal eine kennenlernen.« Dann lächelte sie. »Wenn Sie etwas über David Naumann wissen wollen … Kommen Sie mit. Ich lad Sie auf einen Absacker ein.«
    Â»Kaffee«, sagte Gabriel.
    Â»Auch gut. Vielleicht sind Sie ja dann in der Lage, ganze Sätze zu sprechen.«
    Das mit den ganzen Sätzen blieb ein Problem, trotzdem rief sie Gabriel zwei Monate später an, weil ihr immer noch eindrucksvoll im Gedächtnis war, wie er Zabriski kaltgestellt hatte.
    Â»Wo zum Teufel haben Sie meine Nummer her?«, fragte er, als er Liz’ Stimme erkannte.
    Â»Ich bin Journalistin. Schon vergessen?«
    Â»Und?«
    Sie zögerte einen Moment und überlegte, ob der Anruf nicht doch ein Fehler war. »Ich hätte da einen Job.«
    Â»Ich hab schon einen Job«, sagte Gabriel brüsk.
    Sie war drauf und dran, aufzulegen, aber irgendetwas hielt sie davon ab. »Sie könnten Urlaub nehmen.«
    Â»Urlaub?«, fragte Gabriel. Er klang, als gäbe es das Wort in seinem Sprachschatz nicht. »Ich wüsste nicht, warum.«
    Liz räusperte sich. »Ganz ehrlich. Ich brauche jemand, der mir im Zweifelsfall den Arsch retten könnte. Und da hab ich an Sie gedacht.«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es kurz still. »Was haben Sie vor?«, fragte Gabriel schließlich.
    Â»Ich muss nach Zürich, für ein Interview mit einem Buchhalter.«
    Â»Ein Buchhalter? Und wofür brauchen Sie dann einen Aufpasser?«
    Â»Sein ehemaliger Chef hat mir gedroht«, sagte Liz. »Er will um jeden Preis einen Skandal verhindern.«
    Neun Tage später checkten Liz und Gabriel im Europe Hotel Zürich ein, in zwei nebeneinanderliegenden Zimmern mit

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