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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Arschretter-Problem. Jetzt sieh zu, wie du sie loswirst.
    Gabriel sah hoch. Ihre grünen Augen sezierten ihn. Er wusste, dass er besser nicht fragen sollte. Trotzdem konnte er es nicht lassen. »Was ist mit David Naumann?«
    Â» Treasure Castle – Naumann hat es erfunden. Die Show ist ein echter Hit, eine Realtime-Schatzsuche. Ziemlich clever gemacht. Inzwischen läuft sie nicht nur in Deutschland, sondern ist in vierzehn weitere Länder verkauft worden.«
    Gabriel sah sie ausdruckslos an.
    Â»Sie schauen wirklich nie Fernsehen, oder?«, lachte Liz.
    Â»Sagte ich doch schon«, entgegnete Gabriel. Wenn sie lächelte, sah ihr Gesicht plötzlich viel weicher aus.
    Reiß dich zusammen, Luke. Sie ist eine gottverdammte Reporterin. Sie will das Band. Nur das Band.
    Â»Haben Sie ihn deswegen interviewt?«
    Liz nickte. »Mehr oder weniger. Mir ging es eher um die Klage.«
    Â»Was für eine Klage?«
    Â»Na ja, die Sendung ist zwar ein Riesenerfolg, aber die Lizenzgebühren, also die Urheberrechte, die beansprucht jemand anders. Es hieß plötzlich, Naumann habe abgeschrieben, die Idee geklaut. Das könnte ihn in ziemliche Schwierigkeiten bringen. Da geht es um mehrere Millionen.«
    Mehrere Millionen? Gabriel bemühte sich um ein möglichst ausdrucksloses Gesicht. »Und wie sind seine Aussichten?«
    Liz zuckte mit den Schultern. »Warum interessieren Sie sich so für Naumann? Woher kennen Sie ihn?«
    Â»Ist ’ne lange Geschichte«, murmelte Gabriel.
    Â»Ach, kommen Sie schon«, bohrte Liz. »Quid pro quo.«
    Â»Quid pro was?«
    Liz lächelte. »Na, dies für das . Ein Kuhhandel. Ich erzähle Ihnen etwas, also müssen Sie mir auch etwas erzählen.«
    Gabriel verzog den Mund.
    Â»Auch gut«, sagte Liz. »Von mir aus müssen wir nicht reden.«
    Gabriel überlegte einen Moment, dann stieß er ein unwilliges Brummen hervor. »Ist schon ewig her, wir waren noch Kinder. Ich hab ihn aus einem brennenden Haus gerettet.«
    Liz’ Augen weiteten sich. »Na, beim Retten scheinen Sie ja ganz vorne dabei zu sein.«
    Gabriel quittierte ihre Antwort mit einem schiefen Lächeln.
    Jetzt, im Nachhinein, versetzt ihm der Satz einen Stich in die Magengrube. Er erinnert sich an die Hilflosigkeit und Angst, die letzte Nacht in Liz’ Stimme lagen.
    Er richtet sich auf, tritt an die schwere, mehrfach überlackierte hellgraue Metalltür und donnert mit den Fäusten dagegen, doch schon nach wenigen Schlägen zwingt ihn seine schmerzende rechte Schulter abzubrechen.
    Einen Moment später klappt das kleine Fenster auf. Das Walross starrt ihn mit leblosen Augen an.
    Â»Kommissar Grell«, sagt Gabriel und bemüht sich um den freundlichsten Tonfall, den er vorzubringen vermag. »Ich würde gerne mit Kommissar Grell sprechen.«
    Ein unschönes Lächeln huscht über das Gesicht des Polizisten. »Und warum?«
    Â»Ich bitte Sie, das hatten wir doch alles schon. Aus demselben Grund wie heute Nacht. Ich muss hier raus. Ich hab nichts mit dem Toten im Park zu tun, und ich kann das beweisen.«
    Â»Hören Sie, jeder will hier raus. Und niemand hier hat mit irgendetwas zu tun. Wir drehen uns im Kreis. Aber trotzdem, ich sag’s gerne noch mal: Wenn Sie hier rauswollen, dann sagen Sie mir , was Sie wissen, und ich entscheide dann, ob ich Kommissar Grell Bescheid gebe.«
    Immer mit dem Chef sprechen, nie mit dem Laufburschen , das war eine von Yuri Sarkovs goldenen Regeln. Meistens funktionierte sie. Nur hier und jetzt nicht. »In Ordnung«, sagt Gabriel mühsam beherrscht. »Hauptsache, Sie geben ihm schnell Bescheid.«
    Â»Das sehen wir dann«, entgegnet das Walross. Eine blonde fettige Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht, und er streicht sie ungelenk zurück. »Also, was jetzt?«
    Â»Der Tote im Park«, sagt Gabriel. »Als der Mann umgebracht wurde, war ich gerade in Lichterfelde.«
    Das Walross hebt die Brauen. Auf seiner fleckigen Stirn schieben sich Falten zusammen. »Ach nee. Und wann wurde der Mann Ihrer Meinung nach ermordet?«
    Â»Zwischen halb zwölf und zwölf –«
    Â»Und woher wissen Sie das? Sind Sie Arzt?«, unterbricht ihn das Walross.
    Â»Nein«, knurrt Gabriel, »aber das war nun wirklich nicht schwer zu erkennen.«
    Der Polizist schnaubt ungläubig. »Und wo genau waren Sie zwischen halb zwölf und zwölf?«
    Â»In

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