Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
Vom Netzwerk:
noch das Datum, die Uhrzeit und Gabriels und seinen Namen herunter.
    Â»Herr Naumann, wo ist Ihr Anwalt?«
    Â»Ich brauche keinen«, sagt Gabriel. Gleichzeitig macht sich ein flaues Gefühl in seinem Bauch breit.
    Grell wirft ihm einen Blick zu, als würde er an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln. »Schön«, sagt er schließlich, seufzt und zuckt mit den Achseln. »Macht die Sache einfacher.« Ein freudloses Lächeln verzieht seine Lippen. »Herr Naumann, gestern Nacht wurde ein junger Mann im Volkspark Friedrichshain ermordet. Pit Münchmaier«, er stockt kurz, sieht nach unten, in ein kleines zerfleddertes Notizbuch, »24 Jahre alt, arbeitslos, wohnhaft in Berlin. Kennen Sie den jungen Mann?«
    Â»Nein.«
    Â»Erstaunlicherweise konnten Sie meinem Kollegen vorhin ja recht genau sagen, wann der Mord passiert ist. Wo genau waren Sie zwischen 23:30 Uhr und Mitternacht?«
    Â»Im Kadettenweg, in Berlin Lichterfelde, beziehungsweise auf dem Weg dahin. Um Viertel nach elf ging bei Python ein Alarm ein, für den Kadettenweg 107. Ich hab mich in einen Firmenwagen gesetzt und bin sofort dahin.«
    Â»Gibt es Zeugen dafür?«
    Â»Wie ich Ihrem Kollegen schon sagte: Bert Cogan, ein Kollege bei Python, und Yuri Sarkov, mein Chef«, leiert Gabriel. Ihm ist klar, dass Grell die Antworten schon kennt, dennoch braucht er sie im Rahmen der offiziellen Vernehmung noch einmal.
    Grell nickt und lässt ihn nicht aus den Augen. »Wie haben Sie das Haus vorgefunden?«
    Â»Das Tor stand offen, das rote Warnlicht war an, und die Haustür war angelehnt. Das Haus ist unbewohnt. Drinnen waren Fußspuren, und jemand hat sich vermutlich am Safe über dem Kamin zu schaffen gemacht.«
    Â»Ein Safe?«
    Â»Ja. Über dem Kaminsims hängt ein Bild, und dahinter ist ein Safe.«
    Â»Und was heißt ›zu schaffen gemacht‹?«
    Gabriel zuckt mit den Schultern. »Der Safe war offen und leer. Mehr kann ich nicht sagen.«
    Â»Hm. Offen und leer«, sagt Grell. »Und Sie sprachen noch von einem teuren, glitzernden Kleid unten im Keller?«
    Â»Ja, direkt neben der Alarmanlage.«
    Â»Hm. Eigenartiger Platz für ein Kleid.« Grell kratzt sich an seinem kahlen Schädel, dann streicht er mit der flachen Hand darüber, ganz so, als müsste er sein Gehirn wie einen Hund streicheln. »Wissen Sie, was seltsam ist? Wir haben dort kein Kleid gefunden. Können Sie mir das erklären?«
    Gabriel runzelt die Stirn. »Keine Ahnung.«
    Â»Hm«, macht Grell wieder. »Wo waren Sie denn, als Sie um kurz nach zwölf den Notruf wegen Frau Anders gewählt haben?«
    Â»Noch im Kadettenweg.«
    Â»Und dann?«
    Â»Ich hab alles stehen und liegen lassen und bin zum Park. Die Polizei war schon da. Als ich die Leiche gesehen hab, dachte ich erst, es ist meine Freundin.«
    Â»Aber es war nicht Frau Anders. Waren Sie überrascht?«
    Â»Ãœberrascht? Ich war erleichtert. Hören Sie, ich mache mir höllische Sorgen. Liz ist da irgendwo draußen, und kein Mensch weiß, wo. Ihr ist irgendwas passiert. Sie ist nicht der Typ, der einen anruft und grundlos Panik schiebt.«
    Grell nickt bedächtig. »Das mag schon sein, aber –«
    Â»Warum fahren Sie nicht einfach bei ihr vorbei und überprüfen das?«, fragt Gabriel hitzig. »Oder rufen sie an?«
    Â»Wenn es Ihnen hilft«, antwortet Grell, »wir waren da. Cotheniusstraße, richtig? Und angerufen haben wir auch.«
    Gabriels Herz beginnt, heftig zu schlagen. »Und?«
    Â»Na ja. Sie war nicht da.«
    Â»Also glauben Sie mir jetzt?«
    Grell kratzt sich im Nacken. »Das Problem ist die Mailbox. ›Liz Anders. Ich bin auf Recherche und kann zurzeit nicht zurückrufen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.‹«
    Gabriel stöhnt und fährt sich mit der Hand durchs Gesicht. »Die Ansage hat sie immer. Wer sie kennt, der weiß, dass man einfach draufspricht, und natürlich ruft sie zurück.«
    Â»Aber Sie geben zu, dass Frau Anders gerne mal für ein paar Tage oder Wochen verschwindet?«
    Gabriel starrt Grell wütend an. »Sie reagieren erst, wenn Leichen an Ihren Strand gespült werden, oder?«
    Â»So wie bei Herrn Münchmaier, meinen Sie?«
    Gabriel beißt sich auf die Lippen. Unter dem Tisch umfasst er mit seiner Linken das rechte Handgelenk, wie um sich selbst festzuhalten.
    Grell lächelt, als habe er

Weitere Kostenlose Bücher