Schnitt: Psychothriller
Kaffee heute Morgen ⦠lass uns eben gucken, ob die hier in der Kantine irgendetwas Essbares haben.«
»Kommt mir entgegen«, sagt Shona.
Schweigend gehen sie in Richtung Kantine. Schon bei den ersten Schritten ahnt David, dass er trotz seines Hungers keinen Bissen hinunterkriegt.
Kaum ist Gabriel wieder da, gerät alles aus den Fugen. Was sollte das alles? Dieser plötzliche Anruf aus dem Gefängnis, der angebliche Ãberfall, der Tote im Park?
»He, hallo!«, ruft eine Stimme hinter ihnen. »Warten Sie mal!«
David dreht sich um. Der beleibte Pförtner winkt ihm zu und hält dabei einen braunen Umschlag in der Hand. »Ich hab da gerade was gefunden.«
David geht zurück zum Tresen. Der Pförtner wedelt mit dem Umschlag. »Ich wusste doch, dass mir der Name irgendwie bekannt vorkommt. Das hier hat wohl ein Kollege angenommen«, sagt er und reicht David den Umschlag. »Sind sie Gabriel Naumann?«
»Nein«, sagt David verblüfft. »Ich bin sein Bruder.«
»Na, das sollte reichen. Hauptsache, ich bin das Ding los.«
Mechanisch greift David nach dem braunen Kuvert. Es ist wattiert, dick und so groà wie eine Zeitschrift. Auf dem Papier steht in krakeliger roter Handschrift:
Dringend! Von Liz Anders,
für Gabriel Naumann.
Verwirrt dreht er den Umschlag um. Nichts.
»Geben Sieâs Ihrem Bruder?«
David nickt. »Ja klar. Vielen Dank.« Kopfschüttelnd geht er zurück durch die Halle zu Shona.
»Was ist das?«, fragt sie.
David zuckt mit den Schultern. »Von Liz, für Gabriel. Keine Ahnung.«
»Von Liz? Ich dachte, die ist überfallen worden? Oder meinst du, sie hat das vor dem Ãberfall hier abgegeben?«
»Das macht wenig Sinn, oder?«, sagt David. »Warum sollte sie vor dem Ãberfall davon ausgegangen sein, dass Gabriel ausgerechnet in dieses Krankenhaus marschiert, um nach ihr zu fragen?«
»Stimmt. Klingt seltsam. AuÃer sie ist gar nicht überfallen worden und wollte nur, dass Gabriel hierherkommt, um das Päckchen abzuholen.«
David sieht schweigend auf den Umschlag in seiner Hand.
»Machst du es auf?«
»Ich bin nicht sicher.« Er dreht den Umschlag und betrachtet die Rückseite, doch da ist nicht mehr als braunes Papier. »Die meisten Dinge, die mit Gabriel zu tun haben, bedeuten Schwierigkeiten.«
»Na, wenn du noch überlegen musst ⦠lass uns doch in der Zwischenzeit diese groÃartige Kantine ausprobieren.«
Die Kantine ist so seelenlos wie die Eingangshalle. Schattenloses Licht, Kübel mit Hydropflanzen, die alles andere als gesund aussehen, und dazwischen noch weniger gesunde Menschen.
Mechanisch setzt David sich auf einen dünn gepolsterten Stuhl, legt den Umschlag auf den Resopaltisch vor sich und versinkt in seinen Gedanken, während Shona an der Kühltheke einen wenig verlockenden Salat, zwei belegte Baguettebrötchen und zwei Cola light organisiert.
»Bist du wieder ansprechbar?«
»Hmm?«
»Schon gut. Bedien dich einfach, wenn du Hunger hast.« Sie stellt das verschrammte orange Tablett auf dem Tisch ab und setzt sich David gegenüber hin.
»Entschuldige«, sagt David, »das ist alles ziemlich â¦Â«
»⦠sonderbar?«, ergänzt Shona und legt den Kopf schief.
David versucht zu lächeln, was ihm nicht so recht gelingt.
»Ich will ja nicht neugierig sein«, sagt Shona und schiebt sich ein riesiges Salatblatt in den Mund, »aber manchmal sollâs ja helfen zu sprechen â¦Â«
»Ist das ein Angebot für eine Gesprächstherapie?«
Sie zuckt mit den Schultern und kaut auf ihrem Salatblatt. »Klar. Ist mein Nebenjob.«
David lächelt. »Hatâs denn bei Bug auch geholfen?«
Shona schnaubt. »O Gott, nein. Bei dem hilft nur noch âne Breitbandtherapie.«
»Eine was?«
»Breitbandtherapie. So wie Breitbandantibiotikum. Einfach gegen alles.«
David grinst müde.
»Woher kennst du Liz überhaupt?«, fragt Shona.
»Sie hat eine Reportage über mich gemacht, ist eine Zeitlang her. Es ging vor allem um Treasure Castle . Bei ihrer Art, Fragen zu stellen, wird das sehr schnell sehr persönlich. Danach haben wir selten miteinander zu tun gehabt.«
»Und habe ich das vorhin richtig verstanden? Du wusstest nicht, dass sie die Freundin deines Bruders ist?«
David nickt und sieht auf sein Baguette hinab. Gekochter
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