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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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immer noch nicht kapiert, dass es auf mich zurückfällt, wenn du dich danebenbenimmst?«
    Gabriel verzieht den Mund. »Du bist nicht mehr mein Vormund. Schon lange nicht mehr.«
    Sarkov sieht ihn durchdringend an. »Vielleicht wäre es besser, ich wär’s noch.«
    Gabriel weicht seinem Blick aus und sieht auf die riesige vergilbte Berlin-Karte, einem Relikt aus der Zeit vor Google & Co, die hinter Sarkov klebt.
    Â»Erklär mir das mal!«, fordert Sarkov. »Ich hole dich aus der Conradshöhe, übernehme die Verantwortung für dich, und du schaffst es, zwanzig Jahre lang mehr oder weniger Ruhe zu geben. Und jetzt das ? Du lässt mich hängen wie Scheiße im Eisloch! Warum, verdammt?«
    Â»Du hast keine Verantwortung mehr für mich, Yuri. Das hier ist mein Ding, verstehst du? Du hast die Vormundschaft für fünf Jahre übernommen, das ist längst vorbei.«
    Â»Dein Ding, ja?«, brummt Sarkov. »Trotzdem, wenn du Mist baust, hänge ich immer noch mit dran. Irgendwie bin ich immer noch verantwortlich.« Er seufzt, was im ersten Moment klingt, als würde ihn eine Welle von Sentimentalität erfassen. »Dein Ding, ja?«, wiederholt er. Sein Mund wird ein schmaler Strich. »Aber wenn’s dein Ding ist, warum steht dann die Bullerei vor meiner Tür?«
    Gabriel senkt den Blick. »In ein paar Tagen sind die weg. Ich hab drauf geachtet, dass mich keiner sieht.«
    Â»Davon gehe ich aus, verdammt. Trotzdem: Wenn jemand für meine Firma arbeitet und solchen Mist baut, dann fällt das auf mich zurück, klar? Scheißegal, ob du glaubst, dass das dein Ding ist! Weißt du, wie lange es dauert, Kunden zu gewinnen? Und weißt du, wie schnell sie wieder weg sind, wenn sich so was rumspricht?« Sarkov schnipst mit den bleichen Fingern seiner rechten Hand.
    Gabriel beißt sich auf die Lippen.
    Sarkovs Blick bohrt sich in seinen. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum !«
    Gabriel weicht abermals Sarkovs Blick aus und fühlt sich wie ein Kind, das nicht beim Lügen erwischt werden will. Der Drang, Yuri die Wahrheit zu sagen, ihm von der Entführung zu erzählen und ihn um Hilfe zu bitten, wird fast übermächtig. Aber die brutale und unmissverständliche Warnung des Entführers hält ihn zurück.
    Zu niemandem ein Wort. Hörst du? Nicht zur Polizei! Nicht zu irgendjemand sonst! … Ich werde deine Liz sonst Stück für Stück im Volkspark verstreuen, in Einzelteilen …
    Â»Schön«, sagt Sarkov betont nüchtern. »Wenn du mir dazu nichts sagen willst, vielleicht kannst du mir ja wenigstens erklären, warum nicht Cogan zum Kadettenweg gefahren ist, sondern du.«
    Â»Cogan ging’s nicht gut«, murmelt Gabriel.
    Â»Zum Teufel!«, brüllt Sarkov. Seine flache Hand kracht auf den Schreibtisch, so laut, dass Gabriel unwillkürlich zusammenzuckt. »Es interessiert mich einen Scheißdreck, wem es wie geht. Wenn ich sage, du fährst nicht, dann fährst du nicht!« Seine grauen Augen blitzen hinter der Brille. »Warum bist du gefahren? Was wolltest du da?«
    Â»Was ich da wollte?«, fragt Gabriel, verblüfft von Sarkovs Wutausbruch. »Na, was wohl. Einen Alarm überprüfen. Ehrlich gesagt hätte ich da gut drauf verzichten können.«
    Sarkovs Nasenflügel beben, er lehnt sich zurück, verschränkt wieder die Arme und mustert Gabriel argwöhnisch. Schließlich seufzt er. » Bljad. Und jetzt? Was soll ich jetzt mit dir machen?«
    Â»Hilf mir.«
    Â»Helfen?« Sarkov seufzt. »Eigentlich hab ich dir schon oft genug geholfen, oder?«
    Â»Ich brauche nur –«
    Â»Schon klar«, unterbricht ihn Sarkov. »Etwas Geld und ’ne Bleibe, um für ’ne Zeit zu verschwinden.« Wieder seufzt er. »Also gut. Ist wohl so ’ne Art Altersmilde, was mich da überkommt. Okay, ich helfe dir, aber nur, wenn du sofort von der Bildfläche verschwindest. Du kannst nach Moskau, da kann ich jemanden wie dich gut gebrauchen, die Filiale da braucht Unterstützung, und Oleg ist ein verdammter Kindskopf.«
    Â»Moskau?«, fragt Gabriel entgeistert.
    Â»Was hattest du dir denn vorgestellt? Hawaii? Tut mir leid. Kann ich nicht mit dienen.«
    Â»Ich … ich will hier nicht weg. Ich brauche nur –«
    Â»Hör zu, Junge«, sagt Sarkov, »was du willst, spielt hier gerade keine Rolle. Ich sage: Du

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