Schnitt: Psychothriller
gesagt?«
Jonas rückt von ihm ab und lehnt sich gegen die Tür.
»Na ja«, nuschelt er. »Also, die war, ich meine ⦠die hat uns echt beleidigt ⦠da hätte jeder â«
Weiter kommt er nicht.
Gabriels Faust landet in Jonasâ Gesicht. Sein Hinterkopf knallt gegen die Scheibe, seine Oberlippe platzt. Jonas jault auf und spuckt Blut in die hohle Hand, dazwischen etwas WeiÃes. »ScheiÃe«, wimmert er, »meine Zähne.«
»Das war für die Abreibung. Und jetzt hör auf rumzulabern. Pack aus. Was genau ist passiert?«
Jonas ist leichenblass. Die Schmerzen treiben ihm Tränen in die Augen. »Ich ⦠ich wollte das nicht«, stammelt er. »Da-das war Pits Idee.«
» Was war Pits Idee?«
»Die Braut hat uns fertiggemacht, hab ich doch gesagt, vorher in der Bahn, hat uns gedroht, wollte die Bullen holen und so. Pit meinte, die muss âne Abreibung kriegen.«
»Sie hat da am Boden gelegen, und ihr habt auf sie eingeprügelt?«
Jonas schluckt. Die Tränen rinnen in schmutzigen Bahnen über sein Gesicht. Er zieht die Nase hoch. Es klingt wie eine stumpfe Säge.
»Sie ⦠Sie sind gar kein Schnüffler, oder?«
Gabriels Hand schieÃt vor und packt ihn an der Gurgel.
Drück zu, Luke. Drück!
Jonas gibt ein verzweifeltes Gurgeln von sich, seine Augen quellen hervor, und er läuft bläulich an. Hilflos umklammert er den Arm von Gabriel. Auf seiner Hose breitet sich ein dunkler nasser Fleck aus.
Ein verzerrtes Lächeln liegt auf Gabriels Gesicht.
Weiter, weiter!, flüstert es in seinem Kopf.
Ich brauch ihn noch â ich kann nicht.
Auge um Auge, Luke. Tuâs. Wenn du es nicht tust, tut es niemand.
Ich brauch ihn, um Liz zu finden, er ist mein Lockvogel!
Hör auf zu denken, mach endlich!
Gabriel schlieÃt die Augen â und lässt los.
Jonas röchelt und schnappt nach Luft wie ein Asthmatiker. Er zittert am ganzen Körper.
»Und dann?«, fragt Gabriel. »Was dann?«
»Dann«, keucht Jonas, und seine Gesichtsfarbe wechselt von Blau zu Rot, »dann ⦠kam plötzlich dieser Typ aus dem Gebüsch. Mit âner schwarzen Mütze und Löchern drin und so, wie im Horrorfilm«, japst er. »Der ist auf uns zu, und wir haben gedacht, weg hier. Pit ist los, aber ich war nicht so schnell. Der ⦠der ist uns nach und hat mich ⦠und Pit hat das gesehen und ist zurück. Er hat sich auf den Typen gestürzt und auf ihn eingedroschen, und dabei hat er ihm die Mütze runter⦠Aber der Typ war stärker und ⦠und hat ihn«, Jonas schluchzt und hält inne, sein Kinn bibbert und hat die Struktur einer Walnuss, »er hatte ân Messer, soân dünnes Ding, gar kein richtiges Messer, und hat ihm damit den Hals durchgeschnitten â¦Â«
Jonasâ Lippen beben. Seine Hände tasten fahrig nach irgendetwas, an dem er sich festhalten kann, doch er findet nichts, was ihm Halt gibt.
»Ich ⦠ich hab das nich gewollt«, stammelt er. »Tut mir leid, Mann. Ehrlich â¦Â« Plötzlich verhakt sich seine rechte Hand im Türgriff, instinktiv zieht er daran, es klackt, und die Beifahrertür schwingt auf. Jonas fällt nach hinten aus dem Chrysler, auf den Bürgersteig.
Gabriel packt ihn reaktionsschnell am linken Unterschenkel. Panisch versucht Jonas, sich loszureiÃen, tritt mit dem anderen Bein aus. Sein Fuà schlägt mit einem dumpfen Laut gegen Gabriels Kinn. Sterne tanzen vor Gabriels Augen. Jonas wittert seine Chance und tritt sofort nach, gegen Gabriels lädierte Schulter. Gabriel knurrt vor Schmerzen und lässt los. Jonas rudert mit den Armen, windet sich ganz aus dem Chrysler, stürzt und rappelt sich sofort wieder auf.
Benommen öffnet Gabriel die Fahrertür. Der Luftzug eines vorbeijagenden Wagens reiÃt ihm beinah die Tür aus der Hand, eine Hupe dröhnt wütend in seinen Ohren. Er sieht auf die Kreuzung, sieht Jonas nicht weit von ihm entfernt die StraÃe hinauftaumeln, in Richtung Bahnunterführung. Gabriel löst den Sicherheitsgurt und springt aus dem Van.
Panisch dreht sich Jonas um, stolpert weiter in Richtung Unterführung, die hinter ihm gähnt wie ein rechteckiger Schlund. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er zu Gabriel hinüber, der immer näher kommt, und überquert hinkend die Kreuzung, als eine markerschütternde Hupe hinter
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