Schnittmuster
Schwanz ein?«
Striker atmete tief durch. Er räumte es ungern ein, aber diesmal hatte der DC Recht. Das mit der Waffe war bloà eine technische Lappalie â zumal er eine Sig als Austauschwaffe bekäme. AuÃerdem mochte er den Chief nicht verprellen. Chambers war ein guter Mann; Striker respektierte ihn.
»Und?«, bohrte Laroche.
Striker schwieg. Er zog das volle Magazin aus der Sig, entsicherte die Pistole, nahm die letzte Kugel heraus und legte alles auf die Kühlerhaube des White Whale.
Laroche schnappte sich die Pistole.
Striker steckte die Ersatz-Sig in sein Holster, drehte sich wortlos um und schlenderte zu seinem Wagen. Als er die Fahrertür aufgeschlossen hatte und eben einsteigen wollte, rief Laroche ihm etwas zu.
»Detective?«
Striker drehte sich fragend zu ihm um.
»Dass eins klar ist, soweit es mich betrifft, haben Sie eine Anweisung Ihres Vorgesetzten nicht befolgt. Ich werde heute meinen Bericht an den Personalrat weiterleiten.«
»Gute Idee, Sir«, konterte Striker. »Und tun Sie mir einen Gefallen. Halten Sie unterwegs Ausschau nach einem Typen mit einer roten Hockeymaske â vielleicht wissen Sie es noch nicht, aber der Kerl hat gestern wahllos in einer Highschool rumgeballert und jede Menge Kids abgeknallt.«
Laroches Miene verzog sich ärgerlich. Seine Lippen zuckten, als wollte er noch etwas erwidern, aber Striker lieà ihm keine Chance. Er sprang in seinen Wagen, knallte die Tür zu und lieà den Motor an. Sobald Felicia neben ihm die Beifahrertür zuschlug, raste er die Burrard Street hinunter.
Der Gerichtsmediziner wartete.
54
Das Gerichtsmedizinische Institut befand sich im Vancouver General und war nur über den Parkplatz an der Nordseite, der Polizei und Rettungswagen vorbehalten ist, erreichbar. Um acht Uhr abends mutete das Eingangsportal dunkel und unheimlich an.
Striker parkte den Wagen auf einem Polizeiparkplatz und nahm den Lastenaufzug nach unten. Während der Fahrt ruckte die Kabine mehrmals, und Felicia entfuhr ein erstickter Laut. »Puh, in dem Ding krieg ich echt Klaustrophobie.«
Striker grunzte zuversichtlich. »Hoffentlich bleibt er nicht stecken.«
»Du bist ein verdammter ScheiÃkerl.«
»Ich bin einmal mit einem Aufzug stecken geblieben. Dauerte über zwei Stunden, bis â¦Â«
»Jacob!«
Er verstummte. Der Aufzug ruckelte nach unten, bremste hart, und die Türen sprangen mit einem ungesunden metallischen Knirschen auf. Felicia seufzte erleichtert auf und sprang blitzartig in den Gang. Striker folgte ihr, sie betraten gemeinsam einen steril anmutenden Vorraum.
Das Erste, was Striker auffiel, war der stechende Geruch von Formaldehyd und Desinfektionsmitteln. Der Geruch war unverkennbar â irgendwie nach faulendem Grünzeug. Sein Blick streifte die chromglänzenden Metallschränke mit den Kühlschubladen, in denen die Leichen aufbewahrt wurden. Die letzten drei waren mit Namen versehen: Sherman Chan , Unbekannt 1 und Unbekannt 2 .
Unbekannt 1, der Schütze ohne Gesicht, war zunächst unter dem Namen Que Wong geführt worden, nachdem der echte Que Wong jedoch unten an den Docks angetrieben worden war, hatte man den Namen dick mit schwarzem Marker durchgestrichen.
Striker hatte keine Ahnung, wer Unbekannt 2 war.
Er starrte auf die Fächer, und seine Gedanken verselbstständigten sich. Es war zwei Jahre her, dass er das letzte Mal hier gewesen war und vor diesen tristen grauen Wänden gestanden hatte, grell beleuchtet von brummenden Neonröhren â wenige Tage, nachdem Amanda ihren Verletzungen erlegen war. Er war hergekommen, um sie zu identifizieren â eine gesetzliche Vorschrift â, in der Hoffnung, ein bisschen Frieden zu finden, nach allem, was gewesen war.
Die Hoffnung trog. Er hatte seinen Seelenfrieden bis heute nicht gefunden.
Felicia schien seine Gedankengänge zu ahnen, denn sie fasste ihn begütigend am Arm.
»Bist du okay?«
»Ich bin okay.«
»Ist noch nicht allzu lange her, dass du das letzte Mal hier warst. Und nach allem, was du durchgemacht hast ⦠tja â¦Â« Sie stockte, als bemühte sie sich um die richtigen Worte, und bedachte ihn stattdessen mit einem gedankenvollen Blick. »Es führt kein Weg daran vorbei, Jacob. Du musst mit Courtney über Amanda reden.«
»Herr im Himmel, musst du mir damit ausgerechnet jetzt kommen? Hier?«
»Sie hat ein Recht darauf, es zu
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