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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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innen. Die Gesichtshaut wirkte merklich erschlaffter, seitdem der Detective ihn zuletzt gesehen hatte; man hatte ihm den Thorax geöffnet und das große, in seine Brust gefräste Y mit ein paar Stichen wieder zugenäht.
    Es war Sherman Chan. Schwarzmaske. Der Typ, den Laroche für »möglicherweise unschuldig« hielt.
    Er war der Junge, den Striker getötet hatte.
    Er betrachtete den Jugendlichen. Hier, tot auf dem Metalltisch, sah er verdammt jung aus. Zu jung, um das Monster zu sein, als das er sich entpuppt hatte. Er roch schlimm. Nach altem, geronnenem Blut und Desinfektionslösung.
    Felicia nahm den schwarzen Ordner von einem der Regalbretter und blätterte ihn durch. Striker drängte sie nicht. Er ließ ihr Zeit, den Bericht sorgfältig durchzugehen. Währenddessen fixierte er den Leichnam und wartete geduldig auf ihr Statement. Nach gut zehn Minuten sagte sie: »Was meinst du, wie oft du geschossen hast?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, dass ich das Magazin gewechselt hätte.«
    Â»Ich auch nicht. Es ging alles so verdammt schnell«, räumte sie ein. »Spielt im Nachhinein sicher auch keine große Rolle. In dem Bericht steht ›zwei Mal‹. Die forensische Waffenuntersuchung hat die Munitionsübereinstimmung noch nicht abschließend bestätigt – Dr. Beautiful muss deine Waffe erst noch daraufhin testen, ob die Kugeln passen. So, wie es hier dargestellt wird, geht sie allerdings davon aus, dass alles passt.«
    Â»Na klar.« Striker nahm sich einen Tupfer von einem Edelstahltablett und hielt ihn vorsichtig an die Stelle, wo die Kugel in die Wange des Jungen eingedrungen war. Der Winkel betrug einhundertzwanzig Grad.
    Â»Lies mal vor, was die als Eintrittswinkel notieren«, bat er.
    Felicia suchte die entsprechende Stelle. »… trat durch den zygomatischen Kanal ein, passierte die nasalen Kavitäten, worauf sie medial und inferior abgelenkt wurde und schließlich an der Fissura posterior des Parietalknochens wieder austrat.« Sie sah von den Unterlagen auf und grinste. »Ich tippe mal, das bedeutet im Klartext: Eintritt durch das Jochbein, an der Nase vorbei und am Hinterkopf wieder raus.«
    Striker hielt seine Hand flach auf den Thorax des Jungen, in Höhe der Brustwarzen, und zeigte mit dem Arm einen Winkel von geschätzten 90 Grad an.
    Â»Und die zweite Kugel«, wollte er wissen.
    Â»Eintrittswunde war zwischen den Rippen vier und fünf, linke Seite, Austritt rechts an den Rippenwirbelgelenken – das wäre auf der Rippenrückseite, nahe dem Rückgrat.«
    Â»Ich weiß, wo das ist.«
    Felicia nickte abwesend, während ihr Zeigefinger über die Zeilen glitt und sie weiterlas: »Hier steht, dass Schwarzmaske herumgeschwenkt sein muss, nachdem er von deiner ersten Kugel getroffen wurde, weil die zweite nämlich unmittelbar zum Tode führte. Sie passierte den linken Lungenflügel und die Aorta, bevor sie durch den Rippenknorpel austrat. Hier steht: Eine solche Verletzung ist in den meisten Fällen tödlich.«
    Striker ließ den Tupfer sinken und streifte den Toten mit einem langen Blick, bevor er erneut Felicia ansah.
    Â»Der Absatz mit der ersten Kugel«, begann er. »Steht da auch irgendwas von inneren Verletzungen des Gewebes?«
    Sie überflog nochmals die Untersuchungsergebnisse. »Ja, hier stehen ein paar Angaben, was die Kugelfragmente verletzten. Okzipitalis und Trapezmuskel – und noch irgendwas im Gehirn. Wieso?«
    Â»Was ist mit der zweiten Kugel?«
    Sie blätterte durch die Akte und schüttelte den Kopf. »Keine Angaben.«
    Er schwieg, ehe er sie zu sich herüberwinkte. Sie stellte den Ordner zurück ins Regal und trat zu ihm. Striker zeigte auf die kreisrunde Wunde neben Sherman Chans Sternum.
    Â»Schau dir das mal genau an. Nicht das erste Eintrittsloch – damit hab ich kein Problem –, aber das zweite.«
    Sie beugte sich über den Toten. »Okay.«
    Â»Und jetzt das hier.« Er schob eine Hand unter die linke Schulter des Jungen und eine unter dessen Hüfte, drehte ihn auf seine rechte Seite und stabilisierte ihn mit einer Hand. »Sieh dir mal die Austrittsstelle von dem zweiten Projektil an.«
    Â»Okay«, wiederholte sie dumpf.
    Â»Beschreib mir mal die Austrittswunde«, forderte er sie auf.
    Nach einem leicht verständnislosen Blick in seine

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