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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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ließ Shen Sun kalt. Er empfand weder Angst noch Ärger. Es war zu erwarten gewesen. Ein weiterer Grund, weshalb er nicht nach Hause konnte.
    In Vaters Wohnung hatte sich nichts verändert. Drinnen war alles ruhig. Im Wohnzimmer brannte Licht.
    Plötzlich registrierte er eine Bewegung im Innern. Blitzschnell – nur ein kurzer Schatten vor der Lampe – und dann nichts mehr.
    Shen Sun kniff blinzelnd die Augen zusammen. Und beugte sich vor, neigte sich über die Büsche. Die Tür zu Vaters Haus ging auf die Raymur Street. Andere Eingänge gab es nicht. Wenn jemand im Haus war, dann schon seit vierzig Minuten.
    Der Gedanke war nervenzermürbend. Shen Suns Blick klebte an dem Fenster. Als sich plötzlich wieder etwas bewegte, zuckte er unwillkürlich zusammen. Ein Mann schlurfte durch das Zimmer, sein Gang steif und schwankend, als hätte er Probleme mit den Beinen.
    Der Mann mit dem Bambuskreuz hatte ihn, Shen Sun, ausgetrickst.
    Der Mörder glitt in den beengten Wohnbereich. Blieb vor dem Spülbecken in der Küche stehen. Drehte das Wasser auf. Wusch sich Hände und Gesicht.
    Für Shen Sun brach eine Welt zusammen. Er konnte und wollte es nicht mit ansehen, ihm war ohnehin bewusst, was der Mann mit dem Bambuskreuz machte. Er wusch sich das Blut ab.
    Vater war tot.
    Shen Sun blendete sämtliche Emotionen aus, während er das Haus beobachtete – nicht als Sohn, sondern als Soldat. Mehr konnte er im Moment nicht tun.
    Der Mann mit dem Bambuskreuz trocknete sich an Vaters Handtuch ab und warf es in eine Ecke. Er stakste durch den Flur, öffnete die Eingangstür und trat ins Freie.
    Shen Sun tastete behutsam nach der Glock. Es war ein Schuss auf hundert Meter Distanz. Extrem schwierig mit einer Pistole. Und mit nur einer guten Hand. Er umklammerte den Griff der Glock mit beiden Händen, aber der Schmerz in seiner Schulter war unerträglich. Er ließ den Arm sinken.
    Â»POLIZEI! Keine Bewegung!«, brüllte jemand.
    Shen Sun blickte die Böschung hinunter und erspähte die beiden SEK-Cops, die sich eben aus ihrem Versteck schälten. Beide hatten Maschinengewehre – MP5, so wie es aussah – und überquerten hastig die Bahnschienen.
    Der Mann mit dem Bambuskreuz war schnell, verblüffend schnell, fand Shen Sun. In einer fließenden Bewegung schnellte er herum und zog seine Pistole. Er ließ den Arm mit der Waffe locker herunterhängen, halb versteckt unter seinen langen Trenchcoatschößen.
    Einer der Cops befahl: »Los, Hände hoch, damit ich Sie sehen kann!«
    Der Mann mit dem Bambuskreuz reagierte zunächst nicht; er stand ganz still und fixierte abwechselnd die beiden dunklen Silhouetten, die ihn im Visier hatten. Er strahlte eine faszinierende Ruhe und Gleichmut aus. Und Shen Sun begriff, dass der Mörder versuchte, die Cops in Sicherheit zu wiegen und aufs Kreuz zu legen.
    Wild entschlossen, sein Ding brutal durchzufighten.
    Aber dann tauchten immer mehr Cops auf; sie lösten sich geschmeidig aus dem Schatten, wie die bösen Geister, die Shen Sun das Leben schwermachten. Sie kamen jeweils zu zweit, mit angelegten Gewehren, eine exzellent ausgebildete Nahkampftruppe. Einen Wimpernschlag später waren es ein Dutzend Cops, die sich kreisförmig aufstellten.
    Hohes Tier hin oder her, der Mann mit dem Bambuskreuz saß hoffnungslos in der Falle.
    Shen Sun sah, wie die Miene des Mörders von gnadenloser Brutalität in verständliche Resignation umschlug. Er würde aufgeben. Und sich stellen.
    Shen Sun war jedoch nicht willens, das zu billigen.
    Er hob seine Glock. Zielte auf den Mörder. Schoss.
    Der defekte Schalldämpfer schaffte es, die ersten zwei Schüsse so weit zu dämpfen, dass nur ein leises Donnern aus dem Lauf drang. Der dritte und vierte Schuss detonierten jedoch volles Rohr. Da merkte man das .40er Kaliber, denn die Böschung hallte unter der Resonanz der Explosion.
    Â»Feuer! Feuer! FEUER!«, schrie einer der Cops.
    Shen Sun feuerte weiter. Der nächste Schuss ging hoch und weit, dann die beiden Tiefschläger, die sich vor dem Mörder in den Boden bohrten. Der Mann mit dem Bambuskreuz reagierte ganz automatisch. Er legte seine Waffe an.
    Lautes Gewehrfeuer ließ die Nacht erzittern.
    Innerhalb von Sekunden war es vorbei. Polizeipistolen und MP5 durchlöcherten den Mann mit dem Bambuskreuz, weckten die Nachbarschaft und erhellten die Nacht mit grellen Blitzen. Der Mörder

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