Schnittmuster
drauÃen und haben das ganze Ding versiegelt.«
Striker lieà sie quatschen und war froh, als sie sich die nächste Zigarette ansteckte. So hatte er wenigstens ein bisschen Ruhe, um die Sache auf sich wirken zu lassen. Er hatte Recht behalten. Es waren zwei Brände gewesen, deshalb auch die zwei Anrufe. Die beiden Anrufe waren jedoch unter einem Aktenzeichen vermerkt worden und später miteinander verlinkt. Interessante Geschichte. Jedenfalls blieben noch viele Fragen offen. Er blickte aus dem Fenster auf die ruÃgeschwärzte Ruine.
»Haben Sie sich nie gefragt, was die Leute mit den Lkws wegtransportierten, Phyllis?«
»Sie meinen, die Leute, die vor dem Brand da wohnten? Oder die Cops nach dem Brand?«
Striker legte die Stirn in Falten. »Beide.«
»Nein, interessiert mich auch nicht wirklich.« Sie leerte ihre Pepsi-Diät, nahm eine neue aus dem Minikühlschrank, der neben ihrem Stuhl stand, und riss die Aluöse auf. »Aber irgend so ein Typ interessierte sich wohl dafür.«
Striker blinzelte. »Was meinen Sie mit âºirgend so ein Typâ¹?«
»Na ja, der Typ, der ein paar Mal da war. Chinese. Hartes Gesicht. Klapperdürr.«
»Wann war er das erste Mal da?«
»Oh ⦠gleich bei dem ersten Brand. Und er wartete lange, genau da hinten.« Sie zeigte mit ihrem nikotingelben Finger aus dem Fenster auf eine schmale Hecke, die zwischen zwei Autobody Shops verlief. »Stand stundenlang in den Büschen und beobachtete alles.«
Striker wiegte nachdenklich den Kopf. »Noch mal im Klartext: Der Typ kam bei dem ersten Feuer her und beobachtete, wie es brannte?«
»Ja, es brannte allerdings schon, als ich ihn sah.«
Striker nickte. »Und er blieb noch lange nachher da stehen, bis nach dem zweiten Feuer?«
»Ja. Der blieb echt so lange, bis die Bude abgefackelt war. Und beobachtete die ganze Zeit.«
Striker rieb sich abwesend über die verätzte Stelle an der linken Hand. Die Haut war rau und geschwollen. »Haben Sie das den Cops zu Protokoll gegeben?«
»Nööö.«
»Warum nicht?«
»Hat mich nie einer nach gefragt.«
Striker ging kommentarlos darüber hinweg. »Und dann was? Dann ging er wieder?«
»Ja-ha.«
»Haben Sie ihn noch mal gesehen?«
»Klar. Sag ich doch. Er kam am nächsten Tag wieder. War so zwei, drei Stunden in dem Haus und sah sich die Sachen an.«
»Sachen?«
»Ja, die Sachen in dem Haus. Wissen Sie, die Wände, die Böden, die Decke. Als wenn er was Spezielles suchen würde. Verdammt, wie ein chinesischer Matlock oder so.« Sie nuckelte an ihrer Diät-Pepsi und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, ich bin eine alte Frau. Mehr weià ich auch nicht.«
Striker fühlte ein unbestimmtes Kribbeln in der Bauchhöhle. Nervosität. Aufregung. Schwer zu definieren. Er zog seinen Blackberry aus der Tasche und lud die Fotos von Tran Sang Soone und Shen Sun Soone, die er sich bei Ibarra im Hauptquartier runtergeladen hatte. Dann hielt er Phyllis den kleinen Monitor hin.
»War es einer von den beiden?«
Sie setzte ihre Lesebrille auf und zeigte auf das zweite Bild â das von Shen Sun Soone. »Ja, das ist er.«
Striker schob den Blackberry zurück in seine Jackentasche. »Danke, Phyllis, danke, Sie haben mir sehr geholfen.« Er ging zur Tür, stoppte, reichte ihr seine Karte. »Kann sein, dass ich wieder vorbeikomme, wenn ich noch Fragen habe.«
»Kein Problem, Schätzchen.«
Striker zeigte mit dem Daumen nach oben. »Scheià Coke«, grinste er und ging.
»Worauf Sie einen lassen können, SüÃer«, rief sie ihm hinterher.
85
Shen Suns Beinmuskulatur verkrampfte sich, als er die erste Bewegung wahrnahm. Sie war subtil, kaum erkennbar.
Aber er sah sie.
Ein schwarz gekleideter Mann mit kugelsicherer Weste und Gewehr lief in geduckter Haltung von dem Parkplatz des geschlossenen Supermarkts in das Gebüsch an den Bahngleisen. Inzwischen war es stockdunkel. Vermutlich glaubte der Typ, die Dunkelheit böte genug Deckung.
Shen Sun beobachtete, wie er über die StraÃe setzte, erstaunlich schnell für so eine Kampfmaschine. Ihm folgte ein zweiter Typ, der um einiges kleiner und zierlicher war. Die beiden trennten sich vor der Hecke.
Polizei, so viel stand fest. SEK. Und das bedeutete, dass noch mindestens acht weitere irgendwo in der Dunkelheit herumlungerten.
Der Gedanke
Weitere Kostenlose Bücher