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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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Neugier. Der Fernseher. Die Nachrichten liefen, eine blonde Moderatorin berichtete über das Highschool-Massaker. Hinter ihrem blassen Gesicht wurde das Bild des Langnasigen eingeblendet.
    Detective Jacob Striker , stand dort. Ein Cop und Held.
    Bei dem Bild drehte sich Shen Sun der Magen um. Er wandte sich abrupt ab, wodurch ihm die Unterlagen, die Sheung Fa ihm mitgegeben hatte, aus der Tasche fielen.
    Informationen über Detective Jacob Striker.
    Shen Sun hob den Umschlag auf, starrte ihn missmutig an. Er blätterte die Seiten durch und zerriss unbeabsichtigt das letzte Blatt – die Fotokopie mit dem Bild des Cops. Plötzlich stellte Shen Sun fest, dass es eigentlich zwei Fotos waren, die aneinanderklebten.
    Auf dem zweiten Foto war ein junges Mädchen abgebildet. Etwa sechzehn Jahre alt, mit langen, kupfergelockten Haaren und hellem, sommersprossigem Teint. Ihre weichen blauen Augen blickten verträumt.
    Das Bild befeuerte ihn mit neuer Power. Er lachte laut auf und dankte Sheung Fa im Stillen dafür, dass er ihn weiter protegierte. Jetzt ergab alles einen Sinn. Das war »Der Weg« – er hatte ihn gefunden.
    Er war wild entschlossen, den Mann mit dem Bambuskreuz zu töten und Vater zu retten. Und dann würde er es Detective Striker heimzahlen, denn der Mann hatte ihm alles genommen – Sheung Fa, Tran, seine Zukunft bei den Triads, sein gesamtes Leben . Shen Sun betrachtete das Foto des jungen Mädchens, während der Plan in seinem Kopf Gestalt annahm.
    Eine Tochter für einen Bruder. Es war mehr als ausgleichende Gerechtigkeit.
    Es war Karma.
84
    Striker sah dem Wagen nach, den Felicia südlich zur Hastings steuerte. Während sich das Brummen des Crown Vic verlor, frischte der Wind auf, heulte in den verkohlten Hausruinen.
    Striker erspähte die Alte abermals hinter dem Vorhang. Aha, die Dame war wieder auf Beobachtungsposten. Sie tat so, als würde sie ihn nicht sehen, und verschwand blitzschnell. Da war Striker sonnenklar, dass er den richtigen Riecher hatte. Er rief Info an, nannte die Adresse und erfuhr, dass von dort häufig angerufen wurde – alle Anrufe als EGP aufgeführt.
    EGP hieß so viel wie emotional gestörte Person.
    Nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend.
    Er lief den Block entlang. Als er die Straße überquerte und zu ihrem Haus ging, wurden die Vorhänge geschlossen, die Innen- und die Außenbeleuchtung ausgeschaltet. Mit einem Mal sah das Haus verlassen aus, unbewohnt, ein Geisterhaus. Er schüttelte sich unwillkürlich.
    Jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend, setzte er die Haustreppe hoch und gelangte vor eine alte Windfangtür. Sie protestierte knirschend, als er sie aufdrückte und drei Mal klopfte. Beim dritten Mal wurde die Haustür aufgerissen, und eine winzige alte Frau stand im Eingang.
    Sie war nicht größer als einen Meter fünfzig und brachte vielleicht fünfundvierzig Kilo auf die Waage. Ihr ausgemergelter Körper ließ darauf schließen, dass sie entweder todkrank war oder drogenabhängig, tiefe Falten kerbten sich in ihr Gesicht. Die dicke Schicht Make-up, die sie aufgetragen hatte, glänzte ölig.
    Â»Hallo«, sagte Striker.
    Â»Hallo, Officer«, erwiderte sie mit Kettenraucherstimme. »Ich bin Phyllis. Ich hab Sie schon erwartet.«
    Fünf Minuten später stand der Ermittler in einem mit Möbeln vollgestopften Wohnzimmer, das nach kaltem Zigarettenqualm und jahrzehntealtem Mief stank. Die Wände waren nikotingelb wie Raucherzähne, überall standen Aschenbecher, aus denen Zigarettenkippen quollen.
    Er ignorierte die Sargnägel und schaute sich im Zimmer um. In sämtlichen Ecken stapelten sich alte Zeitungen und kunstvoll aufgeschichtete Diät-Pepsidosen. Die Sitzgruppe war in L-Form angeordnet und mit braunem Kunstleder bezogen, das an einigen Stellen ausgebleicht und gerissen war. Als Phyllis ihm einen Stuhl anbot, lehnte Striker höflich ab und blieb stehen. Er ging nach links, näher an das Fenster, und stieß dabei einen weiteren Stapel Coladosen um.
    Â»Verzeihen Sie.« Er blickte zu Phyllis und nötigte sich ein entschuldigendes Grinsen ab.
    Phyllis baute den Stapel wieder auf. »Diät-Pepsi, Mann. Nektar der verfluchten Götter.«
    Â»Kein Coke-Fan?«
    Â»Coke«, schnaufte sie herablassend, »ist so was von scheiße. Weil es nicht das Original ist – die Typen haben die Diät-Pepsi-Formel geklaut, weil sie

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