Schnittmuster

schwankte, taumelte nach links und stürzte flach auf den Rücken.
    Shen Sun hätte nicht zu sagen vermocht, wo der Mörder getroffen worden war oder wie oft, aber er war tot. Mehr als zehn Cops hatten geschossen, und zwar mit Präzisionswaffen. Das konnte niemand überleben.
    Nicht mal der Mann mit dem Bambuskreuz.
86
    Bei Felicias Rückkehr stand Striker in dem ausgebrannten Haus. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war sieben Uhr, aber ihm kam es später vor. Grafitgraue Wolken schoben sich über den Himmel, blockierten das Licht der aufgehenden Sterne und des Mondes, filterten jede natürliche Lichtquelle aus.
    Die Reifen der Limousine knirschten über die asphaltierte Straße und kamen zum Halten. Felicia ließ den Motor laufen und das Abblendlicht brennen und stieg aus. Im Licht der Scheinwerfer wirkte sie erschöpft, aber mit sich zufrieden. Ihre Uniformbluse saß lockerer als sonst und war ihr an der linken Hüfte aus dem Bund gerutscht, was ihr etwas Schlampiges gab. Trotz seiner Abgeschlagenheit und all dem Scheiß, mit dem sie sich rumschlagen mussten, konnte er nicht umhin zu bemerken: Sie sah sexy aus.
    Â»Hast du den Bericht?«, fragte er.
    Sie schwenkte einen dunklen Ordner, auf dem vorn BC Hydro stand. »Hier ist er.«
    Striker nahm ihn ihr aus der Hand und blickte auf das Deckblatt, auf dem lediglich das Datum und eine BC-Hydro-Nummer standen. »Hast du ihn schon durchgelesen?«
    Â»Bloß flüchtig.«
    Â»Und?«
    Â»Du hattest Recht mit der Plantage. In diesem Bericht ist eine Liste sämtlicher Dinge enthalten, die gefunden wurden: Saatgut und Blumenerde, Wärmelampen und Ventilatoren, Luftbefeuchter und Filter. Wie du getippt hast.«
    Die Bestätigung gab Striker jede Menge Auftrieb. Er öffnete die Akte, zum Lesen war es jedoch zu dunkel. Er probierte es mit der Taschenlampe, richtete den Strahl auf die Seiten.
    Der Bericht war detailliert, listete auf, wo der Strom abgezapft worden und wo vermutlich das Feuer ausgebrochen war. Die Brandursache war exakt, wie Striker getippt hatte – irgendein elektrisches Problem im Sicherungskasten, vermutlich weil die Wärmelampen zu viel Strom entzogen hatten.
    Â»Da steht das Aktenzeichen für die Brandstiftung«, meinte er zu Felicia und zeigte auf den oberen Rand der Seite, »und hier steht eins, das nicht mit unserem System vernetzt ist. Gib dieses Aktenzeichen ein, und ich wette, du findest den Bericht über die Hanfplantage.«
    Felicia lief kurz zum Wagen, kehrte mit dem Laptop zurück, und sie gingen gemeinsam in das ausgebrannte Haus. Striker stellte den Laptop auf ein Stück Küchentheke, das noch intakt war. Daneben legte er den Bericht der Feuerwache und die Akte von BC Hydro.
    Er deutete auf den Monitor. »Das ist der erste Anruf, den die Einsatzleitung bekommt. Jemand meldet, dass irgendwo Rauch aus dem Fenster quillt. Der Anruf ist anonym und stellt sich als ein Feuer in einer Hanfplantage heraus. Die Polizei kommt und unser Freund mit dem grünen Daumen.«
    Â»Und dann informieren sie die Stadt und den Energielieferanten.«
    Â»Richtig. Aber erst, nachdem das Feuer unter Kontrolle ist.«
    Felicia nickte. »Und dann, sechs Stunden später, der Großbrand – die Brandstiftung. Ein Zufall?«
    Er streifte sie mit einem Seitenblick. »Es gibt keine Zufälle. Und hier ist die gesuchte Verknüpfung – lies mal den Namen des Ingenieurs von der Energiegesellschaft.« Er zeigte darauf. »Stanley Chow.«
    Â»Tinas Vater?«, rutschte es Felicia heraus.
    Â»Genau der.« Striker nahm den Bericht der Feuerwehr und tippte auf das Deckblatt. »Schau mal, wer den verfasst hat.«
    Felicia las die Unterschrift. »Archibald MacMillan – Conrads Vater.«
    Â»Und wer war hier mit unserem Aktenzeichen?«
    Â»Patricia Kwan«, sagte Felicia. Sie überflog stirnrunzelnd den Brandbericht. »Fehlt uns immer noch ein Name – O’Riley. Ich hab Chantelle mindestens zehn Mal durch das System gejagt. Nichts, keiner aus ihrer Familie hat einen Eintrag.«
    Striker grinste. »Schau dir mal den Namen des Verantwortlichen an, der für die Stadt tätig geworden ist.«
    Â»Pevorski. Klingt polnisch«, meinte seine Kollegin.
    Â»Stefana Pevorski«, wiederholte Striker den vollen Namen. »Gib sie mal bei Prime ein.«
    Felicia legte los. Als der Eintrag kam, japste sie verblüfft. »Es passt alles