Schnitzelfarce
offenbar auf dem Weg nach
Hause. Und Palinskis Neugierde feierte einen überzeugenden Sieg.
»Hallo mein Sohn«, begrüßte er den angehenden Studenten der
Technischen Universität, der Architekt werden wollte. Zumindest derzeit. Warum
auch nicht.
»Hallo Papa, was willst du von mir ?«
»Wieso, was soll ich von dir wollen ?« ,
Palinski stotterte fast etwas. War er schon so leicht durchschaubar?
»Immer wenn du Hallo mein Sohn sagst, willst du gleich darauf,
dass ich etwas für dich mache .«
Komisch, dachte Palinski, manche Sachen fallen einem selbst gar
nicht auf. »Du liest in mir wie in einem offenen Buch, mein Lieber .« Er erzählte ihm von den zwanzig Anrufen, ohne speziell
auf den Letzten einzugehen. »Falls du mir Maximilian für eine Stunde abnimmst,
wäre mir sehr geholfen. Er muss übrigens dringend Pipi .«
Harry war wirklich ein gutes Kind, dachte er sich, als er sich
wenige Minuten später an den Schreibtisch setzte und begann, den ersten Anruf
abzuhören.
* * * * *
Also das mit dem neuen Allzeitrekord stimmt
nicht. Wenn ich die ›Tom Dooleys‹ abziehe, also die Aufgehängten und die, die
zwei oder mehrmals angerufen haben, bleiben acht echte Anrufe über. Und das ist
leider nur guter Durchschnitt.
Was aber schlimmer ist, Wilma hat alleine
fünf Nachrichten hinterlassen. Und ist dabei, obwohl das nach dem ersten Anruf
kaum mehr möglich zu sein schien, mit jedem Anruf böser geworden. Beim letzten war
sie richtig ausfallend, ja ordinär, das muss ich ihr wirklich einmal sagen.
»Wenn du je noch einmal deinen Hintern in meinem Wohnzimmer platzieren
möchtest, du aufgeblasener Kriminalpopanz, dann rufst du mich sofort zurück.
Seit du Detektiv spielst, bist du offenbar größenwahnsinnig geworden. Ich
verliere jetzt langsam wirklich die Geduld mit dir .«
Schon eigenartig, dass es diese Frau nach so langer Zeit noch
immer schafft, mir Schuldgefühle einzureden, meinen Blutdruck in ungesunde
Höhen schnellen zu lassen und in mir den Drang weckt, mich entschuldigen zu
wollen. Vor allem das Letztere macht mir irgendwie Angst. Ist das eine Art
Hörigkeit oder nur chronische Blödheit? Oder ein Reflex wie beim Pawlowschen
Hund? Beruhige dich, Mario, höre dir erst einmal an, was die anderen wollen.
Don’t worry, be happy.
›Miki‹ wünscht ebenfalls einen dringenden Rückruf, der Minister
will uns noch heute sehen. Also wenn das so weiter geht, wird die Subvention
bald aufgebraucht sein.
Renate muss ebenfalls zum Minister und fürchtet, dass unser
Rendezvous am Abend darunter leiden wird. Das fürchte ich auch. Wie es
aussieht, werden wir uns eben dort sehen.
So, die andern Anrufer können bis morgen warten. Jetzt kommt
einmal der Herr Ministerialrat dran.
»Hallo Miki. Gut, wenn es nicht anders geht, dann eben in aller
Kürze. Um 21 Uhr im Ministerbüro. Um was geht es eigentlich? Was meinst Du? Ich
soll nicht so blöd fragen. Du bist aber nicht sehr nett zu mir. Also bis dann.
So jetzt Renate. Was ist das, ihre Mailbox? Hallo, verliere
nicht die Hoffnung, wir sehen uns früher als du glaubst. Liebe Grüße.
So, was steht jetzt noch an? Eigentlich müsste ich wieder einmal
etwas aufräumen. Es sieht schon wieder abenteuerlich aus. Ob ich mir einmal pro
Woche eine Putzfrau leisten soll? Finanziell müsste das ja inzwischen drinnen
sein. So ein Institut muss ja etwas gleichschaun. Zuerst schneide ich mir aber
noch die Fingernägel. Bevor mir noch einer abbricht.
Mario, wem willst du eigentlich etwas vormachen. Sei nicht so
eine schwache Raspel und ruf endlich Wilma an. Ehe sie noch total durchdreht.
»Hallo liebe Wilma, was hat dich denn so in
Erregung versetzt, mein Schatz ?« Ich fasse es nicht.
Dullingers neuer BMW hat Probleme mit der Elektronik gehabt und Wilma hat ihm
ihr Auto für heute geborgt. Weil der ›liebe Manfred‹ wichtige Wege zu erledigen
hat. Statt zu arbeiten. Den hat er sich schon vor acht Uhr aus der Tiefgarage
geholt. Woher hat Wilma bloß gewusst, wo sich der Wagen befunden hat? Na ja, so
einmalig war meine Idee wohl doch nicht. Hat sich eigentlich aufgedrängt.
Und um halb zwei hat die Polizei Dullinger auf der Linzer Straße
gestoppt und wegen Autodiebstahls verhaftet. Mann, da wäre ich gerne dabei
gewesen. Das dumme Gesicht hätte mich für sehr viel Ärger in der Vergangenheit
entschädigt.
Vielleicht sollte ich nicht so direkt in den Hörer lachen, das
wirkt wahrscheinlich ziemlich provokant. Was
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