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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Vormittag von der für den nächsten
Abend angekündigten Geldübergabe informiert. Das Labor hatte die Ergebnisse der
Untersuchung des abgetrennten Fingers durchgegeben. Abgesehen davon, dass der
Finger einem noch lebenden Kommerzialrat abgehackt worden war, hatten sich
unter dem Fingernagel ausreichend Hautreste gefunden, um eine DNA-Untersuchung
durchführen zu können.
    »Der Entführer muss irgendwo am Körper eine oder mehrere
ordentliche Kratzspuren aufweisen«, hatte Wallner gemeint und auf das Gesicht
getippt.
    »Ganz schön brutal«, hatte Palinski gefunden, »einem lebenden
Menschen einen Finger abzuhacken .« Aber die
Alternative dazu war natürlich noch weniger erfreulich. »Der Entführer scheint
überhaupt ein etwas widersprüchlicher Charakter zu sein. Einerseits diese
Brutalität, andererseits der eher respektvolle Ton seines Schreibens und dann
noch diese völlig unverständliche Lösegeldsumme. Viel zu niedrig angesichts der
wirtschaftlichen Möglichkeiten des Opfers und kein wirklich gerundeter Betrag.
Sieht aus, als ob ein akuter Kapitalbedarf errechnet worden ist .« Er nahm sich vor, noch heute Abend in seiner Datenbank
›Crimes - facts and ideas‹ nach Erklärungsansätzen zu forschen.
    Und welche Bedeutung hatten diese mysteriösen Karten für die
Stadthalle, die der Entführer erwähnt hatte? Hatte Franca nicht eine Bemerkung
über Subers jüngste Tochter fallen lassen, die mit ihrem Großvater in irgendein
Konzert gehen wollte? Wie auch immer, der bevorstehende Besuch des Kartenbüros
sollte Licht in diesen Detailaspekt des Falles bringen.
    Das Gespräch mit Dr. Winkelreither, dem Anwalt Filzmayers und
Vorsitzenden des Aufsichtsrates, von dem Wallner und Palinski eben kamen, hatte
nicht viel Neues ergeben. Nach den anfänglichen Versuchen, sich hinter der
Schweigepflicht zu verschanzen, hatte der Jurist die Ausführungen des ehemaligen
Oberbuchhalters und nunmehrigen ›Deputy Chief officer finance‹ Nowotny über die
gesellschaftsrechtliche Situation und die realen Machtverhältnisse in der
›Alfons Filzmayer & Söhne AG‹ im Wesentlichen bestätigt. Für den gelinde
gesagt etwas sonderbaren Brief, der angeblich von Filzmayer stammen und in dem
er seinen Widerstand gegen den ›Japan-Deal‹ aufgegeben haben sollte, hatte der
Anwalt auch keine befriedigende Erklärung gehabt.
    »Finden Sie es nicht eigenartig, dass der
Kommerzialrat einen, eine so wichtigen Angelegenheit betreffenden Brief
schreibt, ohne mit Ihnen darüber zu sprechen? Das noch dazu einen Tag, bevor er
entführt worden ist.« Wallner hatte seine gesamte Skepsis gegenüber dem
gesunden Menschenverstand der Jünger der Jurisprudenz in den nächsten Satz
gelegt. »Das sieht ja so aus, als ob er von der Entführung gewusst oder sie
zumindest erahnt hat .«
    Dr. Winkelreither hatte nur mit den Achseln gezuckt. »Nachher
weiß man immer alles besser«, was für einen hochbezahlten Spezialisten doch ein
etwas schwacher Rechtfertigungsversuch war.
    »Eine letzte Frage , Doktor. Sind die den Vertrag mit den
Japanern betreffenden Beschlüsse rechtlich einwandfrei und unanfechtbar ?« , hatte Palinski noch wissen wollen.
    »Aufgrund der Gesetze sowie der relevanten handels- und
privatrechtlichen Vereinbarungen sind sämtliche Beschlüsse und die darauf
basierenden Verträge absolut wasserdicht«, hatte der Anwalt bestätigt. »Der
Syndikatsvertrag sieht ohne ›Wenns und Abers‹ vor, dass die Vorstandsfunktion
des Herrn Kommerzialrats im Falle einer mehr als dreitätigen Verhinderung auf
Dr. Suber übergeht. Und dass Erika Suber-Filzmayer seine Stimmrechte in der
Hauptversammlung wahrnimmt.«
    Palinski hatte Wallner angeblickt und der hatte genickt. Das war
zweifellos ein ausgewachsenes Motiv. Aber doch nicht für das Abhacken eines
Fingers. Da musste zusätzlich noch etwas vorgefallen oder schiefgelaufen sein.
    Jetzt hatten die beiden die Weihburggasse erreicht und standen
vor dem Kartenbüro. »Dass sich so eine kleine Agentur wie diese heute überhaupt
noch behaupten kann«, wunderte sich Wallner. »Das ist erstaunlich und macht Mut .«
    »Ich habe gehört, dass der Inhaber, ein Herr Walter,
außerordentlich gute Kontakte hat und auch dann noch Karten bekommt, wenn
andere keine Chance mehr sehen. Sogar Hotelportiers sollen sich gelegentlich an
ihn wenden«, erinnerte sich Palinski.
    Ihre Ankunft im Laden wurde durch das »Bing« einer dieser
altmodischen Türglocken

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