Schnitzelfarce
nicht weiter darüber nach .« Schneckenburger war von hinten an ihn herangetreten und
hatte ihm den Arm um die Schulter gelegt. »Der Alte ist ein absoluter
Machtmensch. Machiavelli hätte alt gegen ihn ausgesehen. Er ist ein echter
›Wolf im Schafspelz‹. Freundlich im Ton, aber knallhart in der Sache.« ›Miki‹
klopfte ihm auf die Schulter. »Also welche Reaktion auch immer du dir durch den
Kopf gehen lässt, vergiss sie gleich wieder. Am besten, du schläfst eine Nacht
darüber. Muss ja nicht alleine sein«, er schmunzelte und deutete unmerklich in
Richtung Renate Busch, die langsam auf Palinski zukam.
»Danke, es geht schon wieder«, Palinski schüttelte den Arm des
Freundes ab. »Es ist nur hart, wenn einem das mit 44 Jahren das erste Mal im
Leben passiert .«
»Glaube mir, es ist noch viel härter, wenn einem so etwas schon
mit 28 das erste Mal passiert ist. Und dann jeden verdammten Monat mindestens
einmal wieder«, seufzte Schneckenburger.
»Kann ich dich mitnehmen ?« , bot Renate
Palinski an.
»Aber das ist doch ein riesiger Umweg für dich«, zierte sich der
Gefragte.
»Aber nicht wirklich, du liegst fast auf meinem Heimweg«, sie
lachte ihn verführerisch an. Für jemand, der in Hietzing wohnte, war das, gelinde
gesagt die Übertreibung des Jahres. Ganz so, als ob man nach Graz über Linz
fahren würde.
»Dann gerne. Das ist aber richtig lieb von dir«, meinte Palinski
und folgte der jungen Frau zu ihrem Wagen. Es war besser, jetzt nicht alleine
zu sein.
5
Die Leiche des jungen Mannes wurde von zwei
rüstigen Pensionisten gefunden, die den jungen Tag noch vor 5 Uhr mit einer
Runde ›Nordic Walking‹ am Cobenzl, einem der Hausberge der Wiener begonnen
hatten. Die beiden offensichtlichen Bettflüchter fanden den unbekleideten
Körper des Toten nur notdürftig mit einem grauen Pferdekotzen bedeckt im
Unterholz knapp neben dem Fußweg.
Wie die ersten Untersuchungen am Fundort
ergaben, dürfte der schmächtige junge Mann, kurz bevor er erwürgt worden war,
noch Analsex gehabt haben. Ein Eifersuchtsdrama in der Schwulenszene,
spekulierte der Leiter des Teams, das den Tatort absuchte und die Spuren
sicherte.
Knapp 50 Meter von der Fundstelle entfernt wurde im Laufe des
Vormittags ein Bündel Kleider gefunden, die möglicherweise dem Opfer gehört
hatten. Außer den Markenzeichen der wohl zigtausendfach verkauften
Kleidungsstücke billigster Qualität fehlten aber jegliche Hinweise auf die
Identität des Toten. Die einzigen Spuren, die eine Identifizierung unterstützen
konnten, war eine Telefonnummer, die der Tote auf der
Innenseite des linken Unterarms notiert hatte sowie ein etwa centgroßes, leicht
nierenförmiges Muttermal direkt unter dem rechten Ohrläppchen. Sollte das
nichts bringen, konnte man nur auf die Veröffentlichung des Fotos in den Medien
hoffen. Oder die Fingerabdrücke des Jungen waren schon einmal registriert
worden.
Da der Fall ›Filzmayer‹ und die Charade
›Ansbichler‹ die personellen Kapazitäten des Koat Döbling schon mehr als
auslasteten und die anderen Kommissariate trotz grundsätzlicher Bereitschaft zu
helfen nur zwei Beamte für einige Tage abstellen konnten, versprach der Fall
›Johann Doe‹ auf die lange Bank geschoben zu werden.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
* * * * *
Dass ich heute Morgen neben Renate aufgewacht
bin, war reine Angabe. Auch, dass ich mich bei ihr für eine wunderbare Nacht
bedankt habe.
Nachdem wir bei mir angekommen waren, habe ich sie noch auf
einen ›Gute-Nacht-Schluck‹ eingeladen, obwohl ich außer einer halbvollen
Flasche Inländer-Rum nichts im Hause hatte.
Ich bin aber gar nicht in die Verlegenheit gekommen, das zugeben
zu müssen. Kaum hatten wir die Wohnung erreicht, als sie sich auch schon an
mich gedrängt und ihre Bereitschaft überdeutlich zu erkennen gegeben hat. Im
ersten Moment ist es mir sehr schwer gefallen, nicht einfach über dieses
überwältigende Exemplar des anderen Geschlechts herzufallen. Das feste Fleisch,
die hohen Brüste, der betörende Duft ihres, keine Ahnung, was da so gut
gerochen hat. Damit war aber der Kulminationspunkt schierer Sinnlichkeit auch
schon erreicht und überschritten. Schuld daran war, dass ich plötzlich Wilmas
Stimme zu hören geglaubt habe.
»Na, du toller Hecht. Zeig der Jungen nur, dass du es auch noch
bringen kannst. Apropos, kannst du auch? Einmal wahrscheinlich, ein zweites Mal
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