Schnitzelfarce
vielleicht, aber dann? Was ist, wenn sie unersättlich ist und dann herum
erzählt, was für ein Schlappschwanz du bist. Und du genau weißt, warum alle so
komisch kichern, wenn du das nächste Mal ins Bundeskriminalamt kommst.«
Wilma versteht es wirklich immer, auch die beste Laune kaputt zu
machen.
Renate war gelinde gesagt sauer, als ich ihr klar gemacht habe,
dass ich dringend noch einige Daten im PC abspeichern musste. »Geh schon einmal
vor«, habe ich zu ihr gesagt und sie ins Schlafzimmer geschoben, »ich komme
sofort nach. Versprochen.« Dann habe ich zehn Minuten lang Suchworte wie
›abgehackter Finger‹, ›Erpressung mit Finger‹ und Ähnliches eingegeben.
Erwartungsgemäß ohne Erfolg. Plötzlich ist Renate im Zimmer gestanden, splitternackt
und so was von appetitlich, es war unbeschreiblich. Ich war schon knapp daran,
aufzuspringen und Wilma Wilma sein zu lassen, als mich Maximilian eindringlich
darauf aufmerksam gemacht hat, dass er langsam wirklich Pipi musste.
Renate hat gute Miene gemimt und ich habe ihr zugesichert, in
fünf, allerhöchstens zehn Minuten bei ihr zu sein.
Etwa eine halbe Stunde später habe ich mich vorsichtig ins
Schlafzimmer geschlichen und die junge Frau schlafend vorgefunden. Wie erhofft
und auch erwartet. Den entspannten Gesichtszügen nach zu schließen dürfte sie
sich schließlich mit einer bewährten Ersatzlösung zufrieden gegeben haben. Sehr
gut, Hauptsache sie schlief endlich.
Auf der kurzen Couch im Büro habe ich es nur knapp zwei Stunden
ausgehalten, dann habe ich mich neben das Mädchen ins Bett gelegt. In aller
Unschuld wohlgemerkt.
In der Früh habe ich einen Fehler gemacht, vielleicht auch
nicht, das wird die Zukunft zeigen. Dem stummen Vorwurf in ihrem Blick bin ich
mit einem: »War es für dich auch so schön wie für mich ?« begegnet. Der schmalzige Spruch, den ich in einem dieser unsäglichen Filme
aufgeschnappt haben muss, hat eine erstaunliche Wirkung gezeigt. Ihr Blick ist
plötzlich weicher geworden und hat einen ungläubigen Ausdruck angenommen.
»Du meinst ...«, sie hat zunächst auf sich und dann auf mich
gedeutet. Ich habe nur genickt und Wilma in meinem Innenohr: »So ein Angeber«
sagen gehört. Das hat mich aber nicht daran gehindert, die rechte Hand zu heben
und drei Finger zu zeigen. Wenn schon angeben, dann richtig.
Plötzlich haben die Ereignisse gedroht, wieder aus dem Ruder zu
laufen. Lediglich der gegenseitige Mundgeruch und die hurtig auf Renates
Arbeitsbeginn zustrebende Uhrzeit haben mich davor bewahrt, am Morgen das
nachzuholen, was ich in der Nacht so erfolgreich vermieden habe.
* * * * *
Wallner hatte Palinski kurz nach halb neun auf
dem Weg ins Rathaus abgeholt. Auf der Fahrt informierte der Inspektor seinen
Freund über das dritte Verbrechen in Döbling innerhalb von vier Tagen. »Wenn
das so weiter geht, müssen wir den Personalstand demnächst verdoppeln .« Die Identifizierung des unbekannten jungen Mannes könnte
schwierig werden, denn außer der auf Haut gekritzelten Telefonnummer und dem
auffallenden nierenförmigen Muttermal unter dem rechten Ohr war nichts
vorhanden. »Vielleicht sind seine Fingerabdrücke schon in der Datei«, hoffte
Wallner.
Im Rathaus mussten sie Palinski endlos erscheinende Wege
zurücklegen, bis sie vor dem Büro des »Amtsführenden Stadtrats Ing. Robert
Ansbichler« standen.
»Weißt du eigentlich, dass ein Chemiker für den Wiener Tourismus
zuständig ist«, flüsterte Wallner, der sich kundig gemacht hatte, Palinski zu.
»Wie sagte schon ein weiser Mann einmal«, erwiderte der Angesprochene, »alles
im Leben ist Chemie .«
Der Herr Stadtrat war die personifizierte Verbindlichkeit.
Freundlich, offen auf die Menschen zugehend, Kumpel und Gentleman in einer
Person. Weniger Kanten und Ecken als dieser Mann hatte lediglich der große,
grüne Ball, auf dem Wilma häufig saß. Weil es angeblich so gesund war.
Kaum saßen Wallner und Palinski, eilten auch schon gute Geister
mit Kaffee, Tee und Mineralwasser herbei. Ja selbst Zigaretten und Zigarren
ließ der Nichtraucher servieren.
Die Kondolenzwünsche der beiden Besucher verdüsterten kurzzeitig
seine sonst eher entspannt wirkende Miene. Wie gesagt, nur kurzzeitig. Falls
der Mann wirklich um seine erst vor drei Tagen getötete Frau trauerte, so
verstand er es hervorragend, das zu verbergen.
»Wir haben nur noch einige ergänzende Fragen, Herr Stadtrat. Das
Wesentliche haben Sie
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