Schnitzelfarce
ja noch am Samstag zu Protokoll gegeben«, eröffnete
Wallner das unter dem vom Minister vorgegebenem Motto »Feuer machen, ohne dass
Rauch entsteht« stehende Gespräch.
Apropos Minister, Palinski hatte sich entschlossen, vorerst zu
kuschen. Er dachte aber nicht daran, Dr. Fuscheés Verhalten auf Dauer zu
akzeptieren. Seine Zeit würde schon noch kommen.
Das Gespräch lief wie erwartet ab, also ergebnislos. Ansbichler
hatte natürlich nichts dagegen, dass die Polizei im Anschluss noch mit seinen
Mitarbeitern sprechen wollte. Als es gerade ans Verabschieden ging, machte der
Inspektor etwas Eigenartiges.
»Ist das nicht Frau Kammersängerin Bergmann auf dem Foto«, er
deutete auf ein gerahmtes Foto, das hinter Ansbichler an der Wand hing.
Palinski hatte das Gefühl, warum, konnte er nicht sagen, sein Freund Helmut
wollte, dass er sich das Bild aus der Nähe ansah.
Ohne groß nachzudenken, stand er auf und ging zur Wand. Falls
ihn sein Gefühl täuschte, war damit auch nicht viel verhaut.
»Das ist zwar nicht die Bergmann, aber immerhin Lorenz Killmer,
der berühmte Dirigent. Kennen Sie diesen wunderbaren Künstler etwa persönlich,
Herr Stadtrat ?«
Jetzt war Ansbichler aufgestanden und neben Palinski getreten.
»Ja, Lorenz und ich sind gute Freunde«, schmückte er sich stolz. »Und das hier
ist Jonny Mattews, der berühmte Soulsänger. Auch ein guter Freund. Wohnt immer
bei mir im Hotel, wenn er in Wien ist .«
Er drehte sich wieder um und blickte Wallner an. »Sie sollten
sich wirklich Brillen zulegen, wenn Sie auf diese Distanz einen Mann nicht von
einer Frau unterscheiden können .« Er kicherte. »Die
Bergmann, das ist lustig .«
»Ja, ich sollte mir wirklich Brillen zulegen«, ging Wallner auf
den Pflanz ein. Er stand auf, um sich zu verabschieden, doch Palinski hatte
noch etwas am Herzen.
»Meine Tochter studiert Politwissenschaften und hat bereits eine
interessante kleine Sammlung von Autogrammen berühmter Politiker. Schröder,
Prodi, Vranitzky, ja sogar Chirac ist dabei. Darf ich auch Sie um ein Autogramm
bitten. Tina würde sich sehr freuen .«
»Das mache ich sehr gerne. Zufälligerweise habe ich sogar ein
Foto von mir .« Geschmeichelt entnahm der Stadtrat
einer rund 10 Zentimeter hohen Schachtel eine Hochglanzaufnahme und
unterfertigte mit »Alles Liebe für Tina, Ingenieur Robert Ansbichler .«
»Geben Sie das Ihrer Tochter und sagen Sie ihr, wenn sie daran
interessiert ist, führe ich sie gerne einmal durch das Rathaus .«
Das würde dir so passen, du geiler Furz, dachte Palinski, bevor
er sich artig bedankte.
Während die beiden der Sekretärin Ansbichlers zu dem für die
weiteren Befragungen zur Verfügung gestellten Raum folgten, flüsterte Wallner:
»Was sollte denn der Unsinn mit dem Autogramm? Tina studiert doch Publizistik,
soviel ich weiß .«
»Dafür haben wir jetzt einen wunderschönen Fingerabdruck von dem
Monster«, freute sich Palinski.
»Aber das war doch gar nicht notwendig«, lachte Wallner und
deutete auf das in einem Plastiksackerl befindliche Trinkglas.
»Da kann man nur hoffen, dass die Gläser nicht nachgezählt
werden«, meinte Palinski. »Übrigens, du brauchst tatsächlich eine Brille. Die
Bergmann, das ist wirklich zum Lachen .«
»Aber ich kenne doch sonst niemanden«, gestand der Inspektor und
beide grinsten.
* * * * *
Während Wallner und Palinski sich bereitmachten,
die beiden Sekretärinnen des Stadtrats, seinen persönlichen Referenten und
seinen Chauffeur zu befragen, widmete sich Martin Sandegger der täglichen
Routine. Was nicht bedeutete, dass die Arbeit nicht auch spannend werden
konnte.
Als Erstes nahm er sich den vorläufigen Bericht
der Tatortgruppe vor und scannte die Fingerabdrücke des unbekannten Toten in
den zentralen Polizeicomputer ein. Dann nahm er sich die auf der Innenseite des
Mannes offenbar erst kurz vor seinem Tod notierte Nummer vor. Die schwarze
Farbe des Kugelschreibers war noch nicht verblasst. Das bedeutete, dass noch
kein Versuch unternommen worden war, die Nummer wieder abzuwaschen.
Er entschied sich, den direkten Weg zu nehmen, die
Telefongesellschaft konnte er auch nachher noch anrufen. Er wählte die bekannte
TWO-Vorwahl und dann die 512 1791.
»Hier TWO Worldwide - der Teilnehmer ist im Augenblick leider
nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es etwas später nochmals .« Also gut, dann musste er eben den offiziellen Weg über
die Gesellschaft nehmen. Dieser
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