Schnitzelfarce
auszuschlafen.
Hoffentlich machte ihm dieser unmögliche Innenminister mit seinem Hang für
nächtliche Termine keinen Strich durch die Rechnung.
Palinski deutete Martina, der Stellvertreterin Sonjas, ihm die
Rechnung zu bringen, als sich sein Handy bemerkbar machte.
Es war Harry, der ihm ein aufgeregtes: »Papa, Papa, es ist etwas
passiert« ins Ohr schrie.
»Was ist denn los ?« Es musste etwas mit
Maximilian sein, war sich Palinski sicher, »ist dem Hund etwas geschehen ?«
»Dem Hund nicht, aber Mama. Sie ist in der Schule ausgerutscht
und hat sich den Knöchel gebrochen .«
»Welchen ?« , wollte Palinski wissen,
obwohl ihm im selben Moment völlig unklar war, was ihm dieses Wissen eigentlich
bringen sollte.
»Keine Ahnung«, meinte Harry, der sich wieder etwas beruhigt zu
haben schien. »Sie liegt im Lorenz-BöhlerKrankenhaus .«
»Und terrorisiert da sicher schon das gesamte Personal«,
scherzte Palinski gänzlich unangebracht, wie Harry fand.
»Dass du immer blöde Witze machen musst«, rügte er seinen alten
Herrn. Der konnte das seinem Junior auch nicht erklären, weil er es selbst
nicht verstand. Es musste wohl etwas mit der spontanen Erleichterung bei dem
Gedanken zu tun haben, dass Wilma im Spital sicher vor diesem unmöglichen
Dullinger war. Hoffentlich. »Ich werde gleich einmal zu deiner Mutter fahren
und sehen, wie es ihr geht«, überging Palinski die Kritik Harrys. »Was ist.
Willst du mitkommen ?«
»Professor Dullinger hat gesagt, dass Mama um 14 Uhr operiert
worden ist und heute kaum mehr ansprechbar sein wird. Wir sollen sie erst morgen
besuchen .«
Die Nennung des Namens ›Dullinger‹ hatte Palinski genügt, um
aufzuspringen, Martina viel zu viel Geld in die Hand zu drücken und ein Taxi zu
rufen.
Egal, ob Wilma ansprechbar war oder nicht, jetzt musste er
Flagge zeigen. Dieses Feld würde er Dullinger nicht kampflos überlassen. Also
nichts wie auf ins Krankenhaus.
* * * * *
Der im Gefolge Ministerialrat Dr.
Schneckenburgers im Kommissariat Hohe Warte ›eingefallene‹ Computerspezialist
des Innenministeriums beendete eben seine Arbeit. Gegen den anfänglichen
Protest Wallners hatte er sämtliche den Fall ›Ansbichler‹ betreffende Daten mit
Zugangscodes gesichert und damit den Zugriff auf jenen kleinen Personenkreis
beschränkt, dem diese Codes bekannt waren. Wallner und seine Mitarbeiter gehörten
nicht dazu.
Weiters waren sämtliche Beweismittel von ›Miki‹ Schneckenburger
sichergestellt und in Verwahrung genommen worden.
»Also mir ist das sehr peinlich«, druckste der Ministerialrat
herum, »aber was soll ich machen. Der Minister hat ausdrücklich darauf
bestanden«, er senkte die Stimme. »Angeblich ist die Vorgangsweise sogar mit
dem Regierungschef akkordiert worden. Also keine Spielchen mehr, die Sache ist
bitterernst .«
»Und wir bekommen tatsächlich nicht einmal eine Bestätigung für
die beschlagnahmten Beweisstücke ?« , Wallner konnte es
immer noch nicht fassen. »Aber das ist doch glatter Rechtsbruch .«
»So siehst du das, Helmut«, man konnte Schneckenburger durchaus
ansehen, dass er nicht völlig anderer Meinung war als der Inspektor. »Der
Minister sieht das anders. Der Fall ›Ansbichler‹ hat für euch nie existiert.
Daher gibt es auch keine Beweismittel, die beschlagnahmt werden könnten .« Er zuckte spöttisch mit den Achseln. »Was also könnte ich
dir bestätigen ?«
»Hat der Minister das aus seinem Lieblingsbuch ?« ,
Franca versuchte, der unangenehmen Situation mit etwas Ironie zu begegnen.
»Sein Lieblingsbuch kenne ich nicht, Welches soll das sein ?« , wollte ›Miki‹ wissen.
»Na, ›Il principe‹, denke ich«, flachste die belesene
Salzburgerin.
»Aha, ist das nicht von diesem, wie heißt er doch, John Grisham ?«
»Nein, von dem nicht. Sondern von einem Italiener, der es schon
vor etwas längerer Zeit geschrieben hat.« Franca liebte Quiz. »Ich bin sicher,
du hast den Namen schon gehört .«
Schneckenburger überlegte. »Du meinst ein Italiener. So ein rücksichtsloser Kerl.« Franca nickte zustimmend mit dem Kopf.
»Und ich kenne den Namen ?« versicherte sich der
Ministerialrat. Wieder nickte Franca.
Schneckenburgers Züge wurden plötzlich ganz ernst. »Du meinst
wirklich, dass Mussolini der Lieblingsautor vom Minister ist ?«
Die unterschiedlichen Reaktionen der Anwesenden auf diesen
peinlich-komischen Beweis für die ministerialrätliche Fähigkeit zu
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