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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kombinieren ging in den plötzlich einsetzenden polyphonen Lockrufen von
Schneckenburgers Handy unter.
    Die übergangslose Habacht-Stellung, die ›Miki‹ selbst im Sitzen
so gut einnehmen konnte wie niemand sonst, den Wallner kannte, ließ erkennen,
dass es sich bei dem Anrufer um eine hochgestellte Persönlichkeit handeln
musste. Eine sehr hochgestellte, den Minister höchstpersönlich.
    »Tut mir leid, Herr Minister, aber Herr Palinski ist nicht
zugegen .« Angestrengt lauschte er ›His Masters Voice‹.
»Bedaure, aber das ist hierorts auch nicht bekannt. Der Gesuchte hat sich
vorübergehend aus dem unmittelbaren Einflussbereich des Kommissariats begeben .« Jetzt hielt er den Hörer weg und grinste über das ganze
Gesicht. »Natürlich, Herr Minister. Exakt mit diesen Worten. Sie lassen Herrn
Palinski bitten, Sie morgen um 8 Uhr in Ihrem Büro aufzusuchen. Jawohl Herr Minister.
Kompliment Herr Minister. Sie mich auch Herr Minister«, doch der hatte offenbar
schon aufgelegt.
    »Sprechen die Leute bei euch im Ministerium wirklich so
geschraubt oder was ?« , Wallner konnte es nicht fassen.
    »Ja und auch nein. Dem Minister geht dieses Amtsdeutsch arg auf
die Nerven. Seit ich das weiß, quäle ich ihn immer damit, sobald er mich
ärgert. Er weiß dann, was los ist und kann nichts dagegen tun. Denn unser
Amtsdeutsch hat denselben Stellenwert wie die Kühe in Indien, es ist
unantastbar .«
    Wallner wunderte sich immer wieder über
diesen eigenartigen Schneckenburger. Im Grunde seines Herzens eine Seele von
Mensch, ein Schleimer mit Charakter, ein sturer Beamter mit viel Herz und
gelegentlich sogar Chame. Ein Konglomerat widersprüchlicher Eigenschaften, die
sich gegenseitig größtenteils aufhoben. Eben Schneckenburger.
    »Ihr habt es gehört, Palinski soll noch einmal zum Alten«,
›Miki‹ blickte die anderen an. »Sagt ihm bitte Bescheid, falls ich ihn nicht
erreichen sollte .«
    »Ui, das bedeutet sicher nichts Gutes«, befürchtete Franca.
    »Ich tippe eher auf etwas Positives«, widersprach der
Ministerialrat, »die spezielle Wortwahl lässt auf Zuckerbrot schließen. Ich
glaube, die wollen Palinski endgültig korrumpieren .«
    »Wenn schon, dann hoffentlich gleich ordentlich«, entfuhr es
Wallner. »Nicht, dass er seine Seele für ein Butterbrot verkauft wie wir .«

     
    * * * * *

     
    Im Eingangsbereich des Krankenhauses traf
Palinski auf Tina. Seine Tochter war in Begleitung eines jungen Mannes und
schien bereits wieder im Gehen zu sein.
    »Hallo Papa«, sie küsste ihn auf die Wange. »Das ist übrigens
Guido, ein Assistent von unserem Institut .« Die beiden
Männer reichten sich die Hände.
    »Mama wurde der Knöchel unter Vollnarkose wieder eingerichtet«,
informierte ihn Tina. »Sie liegt im Aufwachraum und
ist noch nicht ansprechbar. Der Arzt meint aber, dass alles in Ordnung ist und
sie innerhalb der nächsten Stunde wieder munter sein müsste .«
    Palinski blickte auf die Uhr, es war bereits kurz nach 5 Uhr
nachmittags. Wiener und sein Pressegespräch würden ohne ihn auskommen müssen,
dachte er. Schade, aber alles eine Frage der Prioritäten. Seinen Preis würde er
später auch noch bekommen.
    »Ist dieser unmög ..., ist der Herr Professor Dullinger auch
hier ?« , Palinski hoffte auf ein Nein und seine Gebete
wurden erhört.
    »Nein, er ist vor etwa einer Stunde gegangen, wollte aber abends
noch einmal kurz hereinschauen .« Tina blickte ihren
Vater fragend an. »Kann es sein, dass du Manfred nicht magst ?«
    Jetzt sagte dieser wunderschöne Mensch aus seinem Fleisch und
Blut auch schon Manfred zu dem »Familieneinschleicher«, ging es Palinski durch
den Kopf.
    »Wie kommst du darauf, der Mann ist mir völlig egal«, knurrte
er.
    »Nein, das glaube ich dir nicht. Ich glaube eher, du bist
eifersüchtig«, Tina lachte wieder dieses süße, glockenhelle Lachen, das er seit
23 Jahren so liebte. »Eifersüchtig auf Manfred, das ist wirklich lustig .«
    »Wo denkst du hin, ich bin doch nicht eifersüchtig auf diese«,
Palinski rang um den passenden Vergleich, »auf diese … Schwuchtel .«
    »Na eben. Also Papa, wir müssen los .«
    Sie küsste ihn nochmals auf die Wange, Assistent Guido nickte
artig zum Abschied und das hübsche Paar entfernte sich.
    Die freundliche Dame an der Information hatte ihn in den 2.
Stock verwiesen. Da stand er jetzt vor der Glastüre zum Aufwachraum und starrte
hinein. Wie zart Wilma aussah und wie friedlich. Niemand

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