Schnitzelfarce
witzelte Wallner, »schlimmer
als heute kann es kaum noch werden .« Palinski nickte,
obwohl er sich hinsichtlich Wallners Schlussfolgerung gar nicht sicher war.
Abhaken, tief durchatmen und versuchen, es morgen besser zu machen. Mehr blieb
ihnen nicht im Augenblick. So beschlossen sie, den heutigen Abend zu beenden.
Als Palinski in den Innenhof des Hauses einbog, in dem sich
seine Wohnung befand, sah er eine Person auf der Bank vor seinen Fenstern
sitzen. Exakt dort, wo vor knapp fünf Monaten die Leiche Jürgen Lettenbergs
›gesessen‹ hatte.
Diese Person lebte allerdings noch, war eine Frau und schien auf
ihn zu warten. Renate stand auf und kam Palinski entgegen.
»Gott sei Dank, dass du endlich da bist«, flüsterte sie und
schmiegte sich an ihn.
6
Der Entführer war stinksauer. Was bildeten sich
diese großkotzigen Scheißer eigentlich ein? Mit wem glauben sie es zu tun zu
haben? Wahrscheinlich hatte er zu wenig Lösegeld gefordert und sie hatten ihn
nicht ernst genommen. Na, das sollte sich ändern.
Dabei hatte anfangs alles so gut ausgesehen. Dr. Suber war auf
seine Anweisungen hin kreuz und quer durch einige Bezirke geirrt. Das war
richtig lustig gewesen. Und weit und breit keine Polizei zu sehen. Also in
diesem Punkt schienen sich die Subers an seine Anordnungen gehalten zu haben.
Schließlich hatte er den Mann zu dem eingerüsteten Haus in der
Weinberggasse dirigiert und in den 4. Stock hoch geschickt. Hat ganz schön
geschnauft, der fette Kerl mit seinem Übergewicht. Dabei könnte ein Abo in
einem dieser feinen Fitnesscenter doch kein Problem für ihn sein. Wo die Weiber
sich in ihren knappen Dressen Muckis anzüchten bis zum »Geht nicht mehr .« Indem sie ständig etwas tun, was aussieht, als ob sie
eine Schiebetüre auf und wieder zumachen. Wenn man sich die mächtigen
Handgriffe wegdachte. Auf und zu und auf und zu. Und das stundenlang. Ob das
wirklich Spaß macht? Er verstand die Reichen nicht. Sie hatten alles Geld für
ein sinnvolles Leben und machten nur Scheiß.
Im vierten Stock angelangt, hatte Suber dann den Koffer auf die
Schuttrutsche gelegt und rrrrumms, war das Geld auch schon wieder im
Erdgeschoß. Und er weg damit, ehe der Schwiegersohn vom Alten überhaupt
mitbekommen hatte, was eigentlich los war. Und jetzt das. Ein Koffer voll mit
alten Zeitungen und einem Zettel, auf dem nur eines stand. In großen roten
Buchstaben und kleinen Herzerln statt der Punkte: »Ätsch, eingefahren .«
Das würde dieses Pack noch bereuen, jetzt wurde es richtig
teuer. Also mit 150 000 mussten sie jetzt schon rechnen. Oder zumindest mit 100
000.
Suber hatte ja noch das Handy mit der Wertkarte. Das hatte der
Erpresser extra gekauft, aus Sicherheitsgründen. Damit würde er ihm jetzt
gleich einmal die Meinung sagen, auch wenn es schon drei Uhr morgens war. Und
ihm Angst machen.
Offenbar schlief Suber schon, denn nach dem achten Klingelton
hatte sich noch immer niemand gemeldet. Man stelle sich das einmal vor, dachte
der Entführer bitter. Überbrachte zuerst einen Koffer mit alten Zeitungen, dann
ging er nach Hause und legte sich einfach schlafen.
Sah fast so aus, als ob die Subers gar nicht scharf darauf
waren, ihren Senior wieder zurückzubekommen. Verdammt, was war, wenn sie
annahmen, er wäre ohnehin schon tot. Er musste nachdenken, sich etwas einfallen
lassen.
»Hier ist die Mailbox der Nummer ...« Besser als gar nichts,
dachte sich der Entführer und beschimpfte Suber auf diesem Wege. Ferner
kündigte er neue, erheblich höhere Forderungen an. Mit einem besonders böse
klingenden »Was immer mit dem Herrn Kommerzialrat in Zukunft passiert, haben
Sie zu verantworten. Wie kann man das einem so netten, alten Herrn nur antun«
beendete er die Nachricht. Jetzt fühlte sich der Entführer etwas besser. Aber
nicht wirklich, wenn er ehrlich war.
* * * * *
Das Leben ist wirklich verrückt. Ich
vergesse, das Rendezvous mit Renate abzusagen und denke, dass die Sache damit
ohnehin vorbei sein wird. Aus und vorüber. Plötzlich wartet sie vor meiner
Türe, weil sie einen Wasserrohrbruch gehabt hat, selbst nicht zu dem Treffen
kommen und mich auch nicht mehr erreichen konnte. Körperlich unterkühlt, wie
sie war habe ich sie natürlich hereingebeten und ihr einen Tee mit Rum
eingeflößt. Dann hat sie mir von Erich erzählt, ihrem Ex-, Noch- immer- oder
Schon-wieder-Freund, ich habe das nicht richtig verstanden. Dass er sie noch
immer
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