Schnitzelfarce
Schade, die ›Riverdance‹- Gruppe
hätte ich gerne erlebt«, bedauerte Wilma.
Das war’s, woran sich sein Speicher zu erinnern begonnen hatte.
Palinski blickte auf die Uhr, es war schon kurz vor halb sieben. Die
Vorstellung der Tanzgruppe begann in einer Stunde, wenn er sich richtig
erinnerte. Er musste sofort mit Wallner sprechen. Die Chance, über die beiden
von Eugen Filzmayer besorgten Karten an den Entführer heranzukommen, war zwar
nur sehr gering. Aber sie bestand und musste wahrgenommen werden. Schlimm, dass
er fast darauf vergessen hätte.
Widerstrebend überließ er Wilma der Obhut des unbedarft
plappernden ›Manfred‹ und suchte sich einen Platz, um störungsfrei telefonieren
zu können.
Er erwischte den Inspektor gerade noch, bevor der sein Büro
verließ. Sie würden sich in 45 Minuten vor dem Haupteingang der Stadthalle
treffen.
Wilma schien etwas enttäuscht, dass er sich gleich nach
Dullinger auch entschuldigen musste, zeigte aber Verständnis.
»Morgen komme ich wieder und bleibe länger«, versprach Palinski.
»Dann erzähle ich dir, was sich in letzter Zeit so alles getan hat .«
* * * * *
Der Entführer war stolz auf seinen neuen Plan.
Soweit er das beurteilen konnte, war die Übergabe unter Ausnutzung der
Möglichkeiten von ›Western Union‹ und der seit dem EU-Beitritt der Slowakei
grünen Grenze an der March idiotensicher. Die Grenzsicherung durch das
Bundesheer war für einen Einheimischen wie Frantisek kein Problem. Einziger
Wermutstropfen war, dass er dem Cousin seiner Frau 10 000 Euro zahlen würde
müssen. Aber das waren Kosten, die natürlich auch die Subers tragen würden.
Genial, das Geld mit Hilfe der Post außer Landes schaffen und
wieder zurückbringen zu lassen. Auf Frantisek konnte man sich verlassen, hatte
seine Frau immer wieder versichert. Obwohl sie natürlich keine Ahnung hatte,
wie viel die Vertrauenswürdigkeit ihres Cousins diesmal wert sein würde.
Als Erstes würde er mit Frantisek reden,
der sich einen falschen Ausweis für die Behebung des Geldes beschaffen musste.
Mit einem Foto, auf dem er entsprechend verfremdet aussah. Dann würde er Suber
darauf vorbereiten, dass die nunmehr 110 000 Euro plus Gebühren, also 120 000
Euro bereitzustellen wären. Abschließend musste er den Juniorchef dann nur mehr
ganz beiläufig zu einem Postamt lotsen und den Auftrag geben, das Geld zu
überweisen. Oder wie das bei dieser Art Geschäft genannt wurde.
Bis Montag kommender Woche könnte alles
über die Bühne gegangen sein. Vielleicht auch bis Dienstag. Dann würde ein
neues Leben für seine Familie und ihn beginnen. Das hatten sie sich verdient.
Das mit dem Kommerzialrat tat ihm zwar irgendwie leid. Wenn er aber an das
Kündigungsschreiben dachte, eigentlich auch wieder nicht.
So, jetzt freute er sich schon auf das
Fußballspiel im Fernsehen heute Abend. Qualifikation zur ›Champignons-Liege‹.
Der österreichische Verein hatte zwar keine Chance, vielleicht würde es aber
doch ein spannendes Spiel werden.
Er fand, dass er sich durchaus eine Flasche Wein zum Fernsehen
gestatten sollte. Als kleines Akonto auf das gute Leben, das ihnen bevorstand.
* * * * *
Die von Wallner kurzfristig organisierte
Perlustrierung der ›Kartenhaie‹ vor der Stadthalle war aus Sicht der
zuständigen Polizeidienststelle ein großer Erfolg. Irgendwelche Hinweise auf
die zwei ganz speziellen Karten und damit auf den Entführer ergaben sich aber
keine.
Jetzt blieb nur noch der Frontalangriff. Begleitet vom Chef der
Stadthallensicherheit und einem der diensthabenden Polizisten gingen Wallner
und Palinski zur ersten Reihe Mitte. Auf den Plätzen 14 und 15 saßen ein etwa
16-jähriges Mädchen und ihr 13-jähriger Bruder.
Was immer die beiden von diesem Abend erwarten mochten, das, was
jetzt mit ihnen geschah, gehörte sicher nicht dazu.
»Mein Name ist Wallner, ich bin von der Kriminalpolizei .« Die beiden waren so offensichtlich keine Verbrecher,
sodass der Inspektor ganz behutsam vorgehen wollte. »Ich muss euch etwas ganz
Dringendes fragen. Kommt bitte einen Moment mit nach draußen .«
»Aber die Vorstellung beginnt gleich«, legte sich der Bub quer,
»und ich will nichts versäumen .«
»Je schneller wir fertig werden, desto rascher könnt ihr wieder
zusehen«, mischte sich jetzt auch Palinski ein. »Von dem Gespräch kann das
Leben eines Menschen abhängen, also kommt jetzt bitte .«
Das Mädchen war schon am
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