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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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würde ihm glauben,
wenn er jetzt von der gelegentlichen Schärfe in der Stimme, den ihrem gnadenlos
intelligenten Kopf entspringenden Spitzen berichten würde. Hier lag sie, sein
Engel, die Frau, die er noch immer liebte. Und die sich, wie es Palinski
schien, eben anschickte aufzuwachen.
    Er musste zu ihr, kostete es, was es wolle. Das erste Gesicht,
das man nach einer solchen Operation zu sehen bekam, ging einem nie mehr aus
dem Kopf. Glaubte er, einmal gehört zu haben. Oder so ähnlich.
    Also trat er einfach in den Raum und an das Bett seiner Frau.
Denn das war sie auch ohne amtliche Bestätigung. Von da an war es wie im
Märchen. Im selben Moment, in dem er sich über Wilma beugte, öffnete sie ein
Auge. Dann schloss sie es wieder, um gleich danach alle beide aufzureißen.
    »Mario, was machst du da ?« , war es
Freude oder Vorwurf, der in ihrer Stimme mitklang, Palinski war sich nicht
sicher. »Das ist aber sehr lieb von dir, dass du gekommen bist .«
    »Aber das ist doch selbstverständlich«,
versuchte er, sich betont kühl zu geben, obwohl er innerlich strahlte wie ein
dreifach lackiertes Hutschpferd unter dem Christbaum.
    Inzwischen hatte sich aber auch schon die böse Hexe in Gestalt
einer Schwester ins Spiel gemengt.
    »Was machen Sie hier, sind Sie ein Verwandter ?«
    »Ja, na ja, eigentlich ..., genau genommen«, Palinski war selten
um eine Antwort verlegen, jetzt war er es.
    »Also sind Sie ein Verwandter oder nicht ?« ,
beharrte die Oberinquisitorin unbarmherzig.
    »Lassen Sie nur Schwester, das ist mein Mann«, rettete ihn
Wilma, seine Wilma vor der Schande der Zimmerverweisung.
    »Dann ist es ja gut«, die Schwester war beruhigt und entfernte
sich wieder.
    »Wie Sie sehen, der Mann und kein Verwandter«, Palinski konnte
es sich nicht verkneifen, der Dame in Weiß seine biologisch präzise Position
nachzurotzen. »Wäre ja noch schöner .«
    Dann beugte er sich über seine Frau und küsste sie zart auf den
Mund.
    »Was ist denn los mit dir ?« , Wilma war
es gar nicht mehr gewöhnt, von Mario so behandelt zu werden.
    »Das kannst du viel öfters haben«, schnurrte Palinski, »wenn du
mir die Chance dazu gibst .« Er streichelte ihr sanft
über das Haar. »Wie geht es dir? Hast du Schmerzen ?«
    »Im Augenblick nicht, aber das kommt sicher noch. Kann ich dich
um einen Gefallen bitten ?«
    Natürlich konnte sie und Palinski versprach, sich mehr als sonst
um die Kinder zu kümmern, während sie im Spital lag.
    »Das ist doch selbstverständlich«, beruhigte er sie. Beide
Kinder sind volljährig, dachte er, und schon seit einiger Zeit selbständig.
Aber Mütter müssen wohl so sein. »Du kannst dich auf mich verlassen. Wie lang
wirst du übrigens hier bleiben müssen?«
    »Doktor Albrecht will sich den Knöchel am Freitagvormittag
ansehen. Falls ich dann schon für einen Gehgips bereit bin, komme ich noch am
Wochenende raus«, sie drückte sich dabei beide Daumen. »Sonst nächste Woche.«
    Die nächsten zwanzig Minuten verbrachten die beiden flirtend wie
in ihrer besten Zeit. Er erzählte eine Schnurre und sie bewunderte ihn dafür
lächelnd. Dann warf sie ein Kompliment ein und er himmelte sie dafür an.
    Dass diese ›Wolke-Sieben‹-Stimmung nicht ewig anhalten konnte,
war klar. Dass sie aber schon nach knapp zwanzig Minuten und dann auch noch
ausgerechnet durch den ›lieben Manfred‹ abrupt beendet wurde, gehört zu den
Gemeinheiten des Lebens.
    »Nett, Sie endlich einmal auch kennen zu lernen«, schmuddelte
sich der an einen ungarischen Stehgeiger erinnernde Mann an Palinski heran.
»Schade nur, dass es nicht unter angenehmeren Umständen stattfindet .«
    »Meinerseits«, knurrte Palinski, »wie sind Sie eigentlich mit
Wilma verwandt ?«
    »Hahahaha«, Dullingers Lacher klang wie der des Chefkastraten in
einem morgenländischen Damenstift. »Stellen Sie sich vor, ich habe dem Personal
vorgemacht, ich sei ihr Bruder .«
    Na serwas Schwester, dachte sich Palinski und blickte auf Wilma.
    »Ich will nicht lange stören«,
versprach Dullinger, »wir sind auf dem Weg in die Stadthalle. Ich wollte dir
nur Bescheid geben«, wandte er sich an Wilma, »dass dir die De Savueros alles
Gute wünschen. Auf deine Karte geht jetzt Frieda mit .«
    In Palinskis Kopf begann es zu kribbeln, immer heftiger. Ein
Zeichen dafür, dass irgendein Stichwort begonnen hatte, seinen biologischen
Hauptspeicher nach Entsprechungen abzusuchen.
    »Ich wünsche euch viel Spaß.

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