Schnitzelfarce
Mansbart ist nicht der Typ, der so
etwas einfädelt. Der war ursprünglich sicher nur Handlanger. Dann muss etwas
geschehen sein, das ihn veranlasst hat, sein eigenes Süppchen zu kochen. Der
Kopf hinter dem ursprünglichen Plan ist aber noch frei .«
»Ich bin sicher, der Fall ist bei Wallner und Ihnen auch
weiterhin in den besten Händen .« Er klopfte Palinski
auf die Schulter, dann deutete er auf den Besucherstuhl und nahm selbst Platz.
Soviel Freundlichkeit machte den zwei Abende vorher so eindeutig
zum Mundhalten Erpressten äußerst misstrauisch. Ehe der Minister fortfuhr, bat
er Schneckenburger, den Raum zu verlassen. »Ich möchte das Weitere mit Herrn
Palinski unter vier Augen besprechen .«
Verwirrt und auch ein wenig gekränkt verließ der Ministerialrat
das Büro seines Chefs. Palinski würde ihm schon alles erzählen, tröstete er
sich.
»Wir haben über den Wert Ihrer Arbeit für uns auf höchster Ebene
eingehend diskutiert und wollen unser Angebot nochmals modifizieren .« Der Minister räusperte sich und holte zwei Papiere aus
der Unterschriftenmappe.
»Mit Zustimmung des Regierungschefs können wir unsere
Subventionszusage auf 30 000 Euro im Jahr, zunächst verbindlich für drei Jahre,
aufstocken .« Er schob Palinski den aus zwei Blättern
bestehenden Vertrag zu. »Wie Sie ohnehin annehmen werden, beinhaltet auch diese
Vereinbarung eine entsprechende Verschwiegenheitsklausel .«
Palinski überflog das Papier. Irgendein Gefühl sagte ihm, dass
da noch etwas nachkam. Immerhin lag ein weiteres Papier vor dem Minister. Er
schwieg und blickte den hohen Herrn erwartungsvoll an.
»Nun, was sagen Sie«, der Minister wurde langsam ungeduldig.
Dieser Palinski hatte eine Präpotenz, die er sich auch gewünscht hätte. Immer
dann, wenn ihn sein Regierungschef über den Tisch ziehen wollte.
»Ich warte auf das komplette Angebot, ehe ich mich entscheide .« Du bist wieder einmal ganz schön goschert, Mario, ging es
Palinski durch den Kopf. Aber wenn es sein musste, dann musste es eben sein.
»Sie verblüffen mich, Herr Palinski. Wollen Sie nicht in die
Politik gehen, am besten auf unserer Seite ?« , er
lachte und wirkte plötzlich direkt sympathisch. »Also, gut. Man ist auch bei
der Opposition auf Ihre Arbeit aufmerksam geworden. Hier«, er reichte Palinski
das Auftragsschreiben der Gemeinde Wien. »Der Herr Bürgermeister beauftragt Sie
mit der Durchführung einer Studie zum Thema ›Die Wiener Kriminalstatistik und
ihre Spuren in der einschlägigen Literatur‹. Sie brauchen nur gegenzuzeichnen .«
Palinski überflog das Auftragsangebot, fand
das Honorar in Höhe von 20 000 Euro durchaus in Ordnung. Allerdings wurde es
durch den Zusatz »Die Studie ist im Abstand von 2 Jahren zu aktualisieren«
wieder erheblich relativiert. Nun gut, trotzdem noch immer ein ganz anständiger
Preis. Schließlich fand er, wonach er suchte. Auch hier war auf eine
Geheimhaltungsklausel nicht verzichtet worden. Also war Vertuschen auf breiter
Basis geplant.
»Ich weiß nicht, ob Ihr Pouvoir das zulässt.
Aber zwanzigtausend für zwei Studien ist einfach zu wenig. Da leidet die
Qualität zu sehr darunter .« Er hatte keine Ahnung, was
er eigentlich damit meinte. Aber es klang doch gut, oder? Er wollte schon
ergänzen, dass die Stadt noch 10 000 Euro darauf legen müsste und wäre auch mit
5 000 zufrieden gewesen. Es ging ihm vor allem ums Prinzip. Doch der Minister
kam ihm zuvor.
»Also ich glaube, Ihnen zusichern zu können,
dass das Angebot auf 20 000 Euro pro Studie aufgestockt wird .« Damit hatte der Minister den ihm
zugestandenen Verhandlungsspielraum voll genutzt. Aber das war gut so. Er hatte
dem aufgeblasenen Bürgermeister ohnehin schon lange eine hineinwürgen wollen.
»Damit sollten wir eigentlich durchkommen«, konnte Palinski
gerade noch sagen, ehe er zweimal kräftig schlucken musste. Der Minister rief
eine Sekretärin herein und gab ihr den Auftrag, den Betrag im Vertrag
entsprechend zu korrigieren und mit dem Vermerk: »Von Dr. Fuscheé nach
Rücksprache mit Bürgermeister Lattuga geändert« zu versehen.
Palinski fand, dass dieses Dokument immer interessanter wurde.
Gegebenenfalls auch für das Nachrichtenmagazin ›Konturen‹. Andererseits, wer
konnte schon wissen, wie unabhängig die Redaktion zu einem späteren Zeitpunkt
noch sein würde.
»Also, das sieht alles sehr gut aus, Herr Minister. Ich möchte
aber schon, dass Ihnen und auch den anderen
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