Schnitzelfarce
Aufstehen, aber der Bub wollte immer
noch nicht. »Wieso, wir haben die Karten bezahlt und wollen ›Riverdance‹ von
Anfang an sehen .«
»Wir können euch natürlich auch vorläufig festnehmen, eure
Eltern anrufen und euch verhören, sobald sie da sind. Dann ist die Show aber
mit Sicherheit schon lange vorüber .« Palinskis Stimme
klang nach wie vor freundlich, seine Botschaft war es weniger. Selbst Wallner
schüttelte den Kopf und murmelte etwas, das wie »Um Gottes willen, kannst du
böse sein« klang.
Der deutliche Spruch des aus der Sicht der Kinder alten Mannes
hatte seine Wirkung aber nicht verfehlt. »Komm schon, Bertie, bringen wir es
hinter uns. Die geben sonst eh keine Ruh«, meinte die große Schwester und stand
auf.
Sechs Minuten später wussten Wallner und Palinski, dass sich
dieser Einsatz ausgezahlt hatte. Der Bub hatte die Karten von einem Mitschüler,
einem gewissen Klaus Mansbart zum Preis von 35 Euro pro Stück gekauft. »Ein
prima Geschäft, was ?« strahlte Bertie und Palinski
stimmte dem zu. Klaus wohnte in einem Haus in Aderklaa, wusste Bertie und sein
Vater arbeitete in einer Fabrik in der Donaustadt.
Zwei Minuten danach saßen die beiden
wieder auf ihren Plätzen und konnten die weitere Vorstellung ungestört
genießen. Der in ihrer Nähe platzierte Wachmann hatte darauf zu achten, dass
sich der Bub und das Mädchen auch an ihr Versprechen hielten, nicht zu
telefonieren. Nach der Show würden sie von der Polizei nach Hause gebracht und
die Eltern entsprechend informiert werden.
Knapp zehn Minuten später kannte Wallner die genaue Adresse von
Herwig Mansbart, Aderklaa, Tulpenweg 17. Vierzig Minuten später hatte ein
Mannschaftswagen der Einsatzpolizei das Haus in Aderklaa umstellt, drei Minuten
später war der wahrscheinliche Entführer von Eugen Filzmayer verhaftet. Er
leistete keinerlei Gegenwehr, beteuerte seiner Frau und den beiden Kindern
noch, wie leid ihm das alles täte und wie sehr er sie liebe. Dann stieg er in
das Polizeifahrzeug.
Mansbart dachte keine Sekunde lang daran, seine Tat
abzustreiten. Im Gegenteil, er führte die Beamten sofort zu dem Häuschen und
dem Schuppen dahinter, in dem die Leiche des Kommerzialrates langsam aber
unüberriechbar vor sich hin faulte.
Während sich Tatortgruppe und Gerichtsmedizin an die Arbeit
machten und auf eine lange Nacht einstellten, wurde Mansbart ins
Polizeigefängnis überführt.
Wallner und Palinski, die einen langen Tag hinter sich hatten,
beschlossen, die weitere Vernehmung auf morgen zu verschieben.
»Jetzt hätte ich Lust auf eine Pizza«, gestand der Inspektor,
»so mit viel Mozzarella, Salami und Thunfisch. Und was sonst noch alles drauf
geht.«
»Gute Idee«, stimmte Palinski zu. »Auf zu ›Mama Maria‹, ich lade
dich ein. Heute haben wir uns eine Belohnung verdient .«
»Übrigens«, erinnerte sich Wallner, »ich soll dir etwas
Wichtiges von Schneckenburger ausrichten, der Minister lässt dich bitten,
morgen um 8 Uhr früh in sein Büro zu kommen. Kein Scheiß, der Minister hat
wirklich ›bitten‹ gesagt .«
Während die beiden zur großen Freude Maria
Bertollinis ihre Pizza verputzten, als hätten sie drei Tage lang nichts
gegessen und sich einen fruchtigen Soave dazu schmecken ließen, verließ ›Miki‹
Schneckenburger enttäuscht den ›Zimmermann‹ in Salmannsdorf. Er hatte mehr als
drei Stunden auf seine Freunde gewartet, mit denen er um 20 Uhr verabredet gewesen
war. Oder war das Treffen gestern gewesen? Plötzlich war er sich gar nicht mehr
sicher.
7
›Miki‹ Schneckenburger traf Palinski kurz, bevor
dieser in das Büro des Ministers gebeten wurde. »Wo seid ihr gestern alle
geblieben«, beschwerte er sich, »ich habe drei Stunden beim ›Zimmermann‹
gewartet .«
»Erstens haben wir den Filzmayer-Entführer geschnappt«, klärte
ihn Palinski auf, »und zweitens waren wir gar nicht verabredet .« Das Thema konnte nicht weiter erörtert werden, denn der
Herr Minister ließ jetzt bitten.
Der hohe Herr war besser informiert als sein Rat, denn er hatte
bereits um 6 Uhr die Nachrichten gehört.
»Gratuliere, ich habe schon vom Erfolg des Teams Wallner gehört.
Sehr gute Arbeit. Damit ist die Sache wohl erledigt .« Er schüttelte Palinskis Hand, ganz so, als ob das Fernsehen die Szene filmte.
»Schade nur, dass der alte Herr das nicht überlebt hat .«
»Ich fürchte, wir stehen erst am Anfang«,
widersprach der derart Ausgezeichnete. »Aber
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