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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Herren eines klar ist. Mir ist
bewusst, dass ich für mein Schweigen bezahlt werde. Das ist in Ordnung, wenn es
die Staatsräson auf so breiter Basis fordert. Ob Stadtrat Ansbichler jetzt zwei
Monate früher oder später in den Häfen geht, ist mir egal. Hauptsache, er wird
überhaupt zur Rechenschaft gezogen. Ich werde das Geld aber nicht für mein
Schweigen nehmen, sondern die vereinbarten Leistungen auf Punkt und Komma
erbringen. Ich lasse mich also nicht bestechen, sondern stelle mit Freuden
fest, dass sowohl Sie als auch die Stadt Wien von meiner Kompetenz und
Leistungskraft überzeugt sind und davon profitieren wollen. Zu durchaus
marktkonformen Bedingungen.«
    Er stand auf und ging einige Schritte auf und ab.
    »In zwei Punkten müssen Sie meine Bedenken aber noch zerstreuen .« Der Minister blickte interessiert auf.
    »Mir ist klar, dass Sie mir das Folgende nicht schriftlich
bestätigen werden können«, räumte Palinski ein, »daher bitte ich Sie in diesen
beiden Punkten um Ihr Ehrenwort. Erstens, dass der Fall Ansbichler in jedem
Fall in angemessener Zeit, sagen wir innerhalb von zwei Monaten nach der Wahl
offiziell untersucht wird .«
    Der Minister nickte zustimmend. »Das ist selbstverständlich, ich
gebe Ihnen mein Ehrenwort .«
    »Zweitens muss ich Sie bitten, die in diesem Zusammenhang zu
Unrecht in Untersuchungshaft befindlichen Personen so rasch wie möglich freizulassen
und auch keine Scheinfestnahmen mehr zuzulassen .«
    »In diesem Punkt haben wir uns etwas einfallen lassen. Ich
hoffe, es wird Ihre Zustimmung finden .« Er berichtete
von der Idee des Regierungschefs, die ›Verdächtigen‹ wie Schauspieler zu
entlohnen. »Sie werden gut behandelt und bekommen beste Verpflegung aus der
Polizeikantine .«
    Der zweite Teil des Satzes war ein Widerspruch in sich,
befürchtete Palinski. »Es muss aber auch auf die religiös bedingten
Essgewohnheiten der Leute geachtet werden«, warf er ein.
    »Das versteht sich von selbst«, meinte der Minister, »wir sind
ja ein Rechtsstaat mit dem Bekenntnis zur Religionsfreiheit in der Verfassung .«
    Das reichte jetzt aus, fand Palinski und fuhr sich vorsichtig in
die linke Brusttasche, um das kleine, hochempfindliche Aufnahmegerät wieder
abzuschalten.
    Dann nahm er entschlossen den vom Minister hingehaltenen Füller
und unterschrieb beide Vereinbarungen.
    Der Minister war sichtlich erleichtert. »Sie möchte ich auch
nicht unbedingt als Gegner haben«, anerkannte er Palinskis Qualitäten.
Qualitäten, von denen der derart Gelobte bislang selbst nichts gewusst hatte.
»Falls Sie einmal einen Job brauchen, kommen Sie zu mir. Einen Mann wie Sie
könnten wir sehr gut brauchen .«
    Das hättest du wohl gerne, dachte Palinski. Dennoch genoss er
das Lob wie der Braunbär den Honig aus der Bienenwabe.
    »Ehe Sie gehen, möchte ich noch etwas sagen .« Der Minister setzte zu einer Erklärung an. »Wahrscheinlich halten Sie mich für
ein undemokratisches, opportunistisches Arschloch. Was vielleicht zum Teil
sogar stimmt, was den Opportunisten betrifft .«
    Jetzt bewunderte Palinski den Mann. Es musste einem
Machtmenschen wie Dr. Fuscheé, einem Alpha-Männchen par excellence schwer
fallen, sich so zu öffnen. Oder war das wieder bloß Berechnung?
    »Im Fall Ansbichler bestehen aber echte Bedenken, die die Ruhe
und Sicherheit betreffen. Die Stimmung im Lande, speziell in Wien ist gerade
jetzt so labil, dass ein Funke genügen könnte, um eine mittlere Explosion
auszulösen .«
    »Ich habe darüber nachgedacht und gebe Ihnen Recht. Ich bin zwar
zuwenig Politiker, um die Situation wirklich abschätzen zu können. Ich bin aber
genug Wiener und Österreicher, um irgendetwas auszuschließen. Ich kann mit
unserer Vereinbarung gut leben .«
    Die beiden etwa gleichalten Männer schüttelten sich die Hände.
Palinski wollte eben den Raum verlassen, als ihm der Minister nachrief: »Wie
alt sind Sie eigentlich ?«
    »Ich bin Mitte vierzig. Und Sie?«
    »Ich bin aus der gleichen Serie, im Juni. Ein Zwilling.«
    »Ich bin Schütze, Ende November .«
    »Gut, ich bin der Josef, wenn du willst. Aber bitte nur im
privaten Rahmen. Hier, meine höchstpersönliche Handynummer, für Notfälle«. Der
Minister reichte Mario ein Kärtchen.
    Palinski war baff wie selten zuvor. Der Mann wusste wirklich,
wie man Leute einwickelte. »Ich bin der Mario und fühle mich geehrt .« Rasch hatte er sich aber wieder gefasst. Mit einem
herzlichen: »Alsdann,

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