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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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Gegend?«
    »Eine Dotty gibt's«, sagte Beethoven.
    »Nein, sie heißt Doris«, sagte Beethoven.
    »Und wie sieht sie aus?« fragte L.J.
    »Schwarzes Haar, braune Augen, sehr lange Beine.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Siebzehn«, antwortete Buddwing ohne Zögern.
    »Das grenzt an Verführung Minderjähriger«, sagte Rotweste.
    »Was soll das heißen?« protestierte L.J. »Vielleicht mag er sie jung.« Er musterte Buddwing ernsthaft und fügte hinzu: »Wie alt sind Sie übrigens?«
    »Fünfunddreißig«, sagte Buddwing.
    »Das ist doch noch kein Alter«, sagte L.J.
    »Sicher ist das ein Alter«, sagte Rotweste und grinste Buddwing an. »Wetten, daß Sie sich noch an Surrey-Rennen erinnern können?«
    »Ich kann mich noch an den Bau der Pyramiden erinnern«, sagte Buddwing.
    »Dotty ist blond«, sagte Beethoven gleichmütig, zuckte dann die Achseln und hob die Kaffeetasse.
    »Nein, sie heißt Doris.«
    »Aber es gibt keine Doris in dieser Gegend. Ich glaube, sie ist eine Einbildung von Ihnen«, sagte Rotweste.
    Buddwing lächelte. »Nein, es gibt sie wirklich.«
    »Eine Einbildung von Ihnen«, beharrte Rotweste und blinzelte den anderen zu. Einen Augenblick lang fühlte Buddwing Unbehagen. Da saß er nun in der gleichen Nische mit drei Jungen, die aussahen wie jugendliche Delinquenten, die er auf Fotos gesehen hatte. Sie hatten ihn, ohne zu fragen, in ihren Kreis aufgenommen, ihre Späße mit ihm getrieben, ihm eine frische Tasse Kaffee bestellt, nachdem seine erste kalt geworden war. Doch nun wurde er mißtrauisch. Was sollte ihr Freundlichkeit? Sollten diese harmlosen Spöttereien zu einer Auseinandersetzung führen, die sie veranlassen könnte, ihn zu überfallen? Vorsichtig hob er die Tasse, vermied ihre Blicke und nahm vorsichtig einen Schluck Kaffee.
    »Ist sie leicht zu haben?« fragte Beethoven.
    Buddwing wagte es, den Blick zu heben. In Beethovens Gesicht war nichts zu lesen. Zögernd sagte er: »Nun, ich weiß nicht.«
    »Sicher, er weiß es nicht«, sagte Beethoven und lachte freundschaftlich. Sein Lachen löste allen Argwohn, den Buddwing gespürt hatte. Er sah in Beethovens graue Augen, in sein noch ungeformtes Gesicht, hörte das herzliche Lachen des Jungen – in diesem Lachen lag so viel von unbeschwerter Verschwörerlust, daß Buddwing einsah: sein Misstrauen war unbegründet. Er beruhigte sich.
    »Also wirklich«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob sie leicht zu haben ist.«
    »Das weiß er nicht«, sagte L.J. »Sieh einer an.«
    »Alle Welt ist leicht zu haben«, sagte Rotweste. »Das ist doch klar.«
    »Der hält die ganze Stadt für ein Puff«, sagte L.J.
    »Ist sie auch«, antwortete Rotweste.
    »Und was tun dann deine Mutter und deine Schwester?« fragte Beethoven in freundlicher Einfalt.
    Buddwing nahm einen Schluck Kaffee und dachte: diese Unterhaltung habe ich schon einmal erlebt.
    »Meine Mutter ist leicht zu haben, das ist mal klar«, sagte Rotweste, »und meine Schwester ist erst acht.«
    »Ein reifes Alter«, sagte L.J. lachend. »Was hindert sie?«
    Alle lachten, und Rotweste sagte: »Ja, ihr seid mir schon die Rechten.« Er wandte sich an Buddwing: »Einen Haufen geilerer Burschen haben Sie sicher Ihr Lebtag noch nicht getroffen, nicht?«
    »Meinst du uns?« fragte L.J. erstaunt. Dann stieß er Buddwing leicht in die Seite und sagte: »Wenn einer geil ist, dann ist es der hier. Sitzt hier und wartet auf ein Mädchen, und es ist erst neun Uhr früh.«
    »Ach, darum geht es nicht«, sagte Buddwing. »Sie ist ein ausgesprochen nettes Mädchen.«
    »Wer sagt, daß sie nicht nett wäre?«
    »Ein süßes Geschöpf.«
    »Ah – süß!«
    »Mit schwarzem Haar und braunen Augen.«
    »Und langen Beinen.«
    »Ich steh auf Mädchen mit langen Beinen«, sagte Rotweste.
    »Du stehst auf alles, was einen Rock trägt.«
    Genau diese Unterhaltung, dachte Buddwing.
    »Wissen Sie, was ich manchmal träume?« sagte Rotweste vertraulich. Er senkte die Stimme und lehnte sich über den Tisch. »Ich träume davon, daß all diese hübschen langbeinigen Mädchen nackt herumlaufen, aber von der Hüfte an haben sie nach oben keinen Körper mehr, verstehen Sie? Nur das Dingsda auf Beinen, sonst nichts. Träume ich immer wieder.«
    »Du bist einfach verrückt, darum hast du solche Träume«, sagte L.J.; Buddwing dachte abermals an Edward Vossler, an das Central Islip State Hospital, an die schreiende Schlagzeile der Zeitung.
    »Mmmm«, sagte Rotweste, und dann: »Alle vernaschen. Mmmm.« Er leckte sich die

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