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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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lägen solche Erwägungen weit unter dem Niveau seines erhabenen Denkens. »Wen interessiert das schon?« sagte er. Rotweste, der mit seinem dunklen Teint und dem schwarzen, kurz geschnittenen Haar, zu dem die lang gezogenen Bartkoteletten schlecht passten, ein wenig wie ein Indianer aussah, zuckte gleichfalls die Achseln. Wenn L.J. etwas recht war, mochte es ihm auch recht sein; außerdem – wen interessierte das schon?
    »Haben die ihr Schlagballspiel eigentlich noch in Gang gebracht?« fragte L.J. Beethoven.
    »Ja«, antwortete Buddwing.
    »Die brauchen Stunden, bis sie ein Spiel in Gang bringen«, sagte L.J. Buddwing leichthin als Gesprächspartner akzeptierend. »Haben Sie schon einmal einen Haufen Jungs gesehen, bei denen es so lange dauert, bis ein Spiel anfängt?«
    »Nein«, sagte Buddwing, »aber schließlich ist Samstag; vielleicht haben sie es nicht eilig.« Er hob die Tasse, nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht.
    »Was ist los?« fragte L.J. »Ist Ihr Kaffee kalt?«
    »Scheint so«, sagte Buddwing.
    »He, Artie«, sagte L.J. zu dem Mann hinter der Theke, »weshalb gibst du dem Mann hier nicht eine Tasse heißen Kaffee?«
    »Hab' ihm eine Tasse heißen Kaffee gegeben.«
    »Aber inzwischen ist er eiskalt.«
    »Das macht nichts«, sagte Buddwing.
    »Komm schon, Artie, gib deinem Herzen einen Stoß. Bring dem Mann eine frische Tasse. Und uns auch, wenn du schon mal dabei bist.«
    »Für mich nicht«, sagte Rotweste.
    »Glaubt ihr etwa, daß Kaffee auf Bäumen wächst?« sagte Artie.
    »Tut er übrigens wirklich«, sagte Buddwing, und die Jungen lachten.
    »Wo soll er denn sonst wachsen?« sagte Beethoven lachend. »Im Dreck wie Kartoffeln?«
    »Komödianten«, sagte Artie. »Hier ist Ihr Kaffee.«
    Buddwing bemerkte, daß er drei Tassen hinstellte, und fragte sich, ob man von ihm erwarte, daß er die frische Tasse, die L.J. bestellt hatte, selber bezahlte. L.J. nahm seine Tasse und ging auf eine der Nischen im Hintergrund des Lokals zu. Er blieb stehen, wandte sich erwartungsvoll zu Buddwing und fragte: »Warum setzen Sie sich nicht zu uns?«
    Buddwing war nahe daran, abzulehnen. Doch noch immer zeigte L.J.'s Gesicht jenen Ausdruck offener Unschuld, als läge ihm irgendwie an Gemeinsamkeit, als wäre es sehr wichtig für ihn, daß Buddwing sich zu ihnen setzte.
    »Schön«, sagte Buddwing, »aber ich muß das Haus auf der anderen Straßenseite im Auge behalten.«
    »Ach, wirklich?« sagte L.J. »Warum?«
    »Ich warte auf ein Mädchen, das dort herauskommen muß.«
    Rotweste ließ einen schnalzenden Laut hören; Beethoven nahm seine Kaffeetasse und rief dem Mann hinter der Theke zu: »He, Artie, glaubst du, daß Mädchen auch auf Bäumen wachsen?«
    »Er glaubt, Mädchen wachsen in Macy's Kaufhaus«, sagte L.J. Alle lachten, selbst Buddwing.
    »Ein kluges Kind«, sagte Artie, lächelte aber trotzdem.
    Sie machten es sich in der Nische bequem, L.J. und Buddwing auf der einen Seite, Rotweste und Beethoven auf der anderen. L.J. hob die Kaffeetasse, nahm einen Schluck, wandte sich dann an Buddwing und sagte: »Wir nehmen ihn immer so auf den Arm. Artie ist ein anständiger Kerl. Ein paar Häuser weiter ist einer, der uns immer rausjagt, wenn wir in sein Lokal kommen. Das tut Artie nicht.«
    »Er wirkt auch wie ein anständiger Kerl«, sagte Buddwing, obwohl er sich über Artie noch keine Meinung gebildet hatte und noch immer mit der Frage beschäftigt war, ob er die zweite Tasse Kaffee bezahlen müßte.
    »Gehören Sie zum Fernsehstudio?« fragte L.J.
    »Wie kommen Sie darauf?« sagte Buddwing.
    »ABC. Drüben, nah beim Park.«
    »Ach so, nein. Nein, ich wußte nicht einmal, daß dort ein Studio ist.«
    »Doch. Da gehen dauernd Schauspieler ein und aus. Sie haben nichts damit zu tun, ja?«
    »Nein.«
    »Dachte, Sie könnten damit zu tun haben. Sie sehen fast aus wie ein Schauspieler.«
    »Ach, wirklich?«
    »Klar doch. Sieht er nicht aus wie ein Schauspieler?«
    »Sicher«, sagte Beethoven mit einem Engelslächeln, »er sieht aus wie Boris Karloff.«
    »Mehr wie Peter Lorre«, sagte Rotweste.
    »Da haben Sie's! Die können nichts ernst nehmen«, sagte L.J.
    »Wir nehmen alles ernst«, sagte Beethoven.
    »Ungeheuer ernst«, bestätigte Rotweste.
    »Sie warten wirklich auf ein Mädchen?« fragte L.J.
    »Ja.«
    »Wie heißt sie?«
    »Doris.«
    L.J. dachte mit zusammengezogenen Brauen einen Augenblick nach. »Doris«, sagte er. »Doris.« Er wandte sich zu den anderen. »Kennt ihr eine Doris in dieser

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