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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Fetzen. Erinnerungsfetzen. Mehr nicht. Ihr Kopf schmerzte. Dann war da Hardos Umarmung, und Sicherheit, endlich Sicherheit. Klar, kristallklar.
    »Tut mir leid«, sagte sie, die Tischplatte umklammernd, »ich weiß es nicht.«
    Man ließ sie in Ruhe.
    »Ein Bamberger Kollege ist unterwegs, um den Zeugen, die Frau Palfy mit dem Unbekannten in der Kneipe gesehen zu haben, Mendels Foto zu zeigen«, berichtete Carolin Metze.
    Großkopf und Schilling stutzten.
    »Frau Palfy könnte sich vorstellen, dass Mendel hinter Pawlowicz steckt und ihr die K.o.-Tropfen in das Getränk mixte.«
    »Wenn die beiden Fälle zusammenhängen«, meldete sich Hardo zum ersten Mal, seit sie in diesem Zimmer zusammensaßen, zu Wort, »dann wäre es nur logisch, wenn einer jener Männer, die in Mendels Umkreis auftauchen, auch derjenige war, den Frau Palfy in der Kneipe traf. Ein Gesicht kann man verändern. Aber von der Figur her passt nur Mendel. Kein anderer.«
    Großkopf nahm ein Papier zwischen Daumen und Zeigefinger hoch, wie mit einer Kneifzange.
    »Ich habe mich im Vorleben des Frank Mendel umgesehen«, sagte er. »Er wurde mal angezeigt. Von einer Frau, die behauptete, er habe sie mit K.o.-Tropfen ausgeschaltet und anschließend missbraucht. Ihm konnte aber nichts nachgewiesen werden, weil das Opfer erst mehr als zwölf Stunden später untersucht wurde und die relevanten Bestandteile im Blut bereits abgebaut waren.«
    Die Ermittler sahen sich an.
    »Warten wir’s ab«, sagte Großkopf schließlich. »Ich war außerdem bei Irmela Fenering.«
    Er strich sich sein dichtes Haar hinters Ohr. Katinka sah aus den Augenwinkeln, wie Hardos Augen sich verengten und machte sich Gedanken darüber, ob Männer ohne Haare ein Problem mit Männern mit Haaren haben könnten. Dabei verpasste sie Großkopfs Einleitung.
    »Sie scheint mir glaubwürdig«, berichtete er gerade. »Sie wollte Frau Palfy treffen, weil sie wegen der vielen Presseberichte neugierig auf sie geworden war. Außerdem hatten schon Maria Mendel und Edith Hartmann mit der berühmten Detektivin Bekanntschaft gemacht. Frau Fenering schien es wohl, als habe sie sich etwas Aufregendes entgehen lassen.«
    Alle außer Hardo grinsten. Katinka verdrehte die Augen.
    »Nach dem Treffen auf der Veste fuhr Frau Fenering zu einer Zusammenkunft ihres Schützenvereins. Eine Menge Leute können das bestätigen.«
    »Ver–«, fing Schilling an.
    »Von Hartmann weiter keine Spur«, fuhr Großkopf fort und schaufelte mit Nachdruck seine Haare hinter die Ohren. »Er hatte übrigens eine Krankmeldung von seinem Arzt. Am Montagmittag klagte er über diffuse Herzbeschwerden, Schwindel, Übelkeit. Er leidet an hohem Blutdruck. Allerdings ging er am Dienstag trotzdem arbeiten.«
    »Aber gestern nicht mehr?«, fragte Katinka. Sie hatte Hartmann am Dienstag selbst nach der Krankmeldung gefragt. Angeblich hatte seine Frau ihn gedrängt, zum Arzt zu gehen.
    »Nein«, bestätigte Großkopf und sah Katinka grüblerisch an.
    »Entscheidend ist«, sagte Hardo, »dass Hartmann seit 5 Uhr nicht mehr gesehen wurde. Sind die anderen Beteiligten nochmal befragt worden?«
    Trautner hob halbherzig die Hand, ohne seinen Ellenbogen von der Tischplatte zu heben.
    »Maria Mendel war gestern Nachmittag, als Frau Palfy niedergeschlagen wurde, mit einem ihrer Kinder beim Arzt. Alissa Herbst arbeitete bis 19 Uhr im Reisebüro. Edgar Fenering ist seit Dienstagabend auf Reisen, augenblicklich hält er sich in Zürich auf. Benno Lehmann verbrachte den gestrigen Nachmittag mit Frau und Kind im CranaMare in Kronach.«
    »Was ist das denn!«, fragte Schilling.
    »Ein Erlebnisbad«, antwortete Trautner ungerührt.
    Schilling verzog die Lippen, vermutlich dachte er an Fußpilz und pinkelnde Kleinkinder.
    »Ich gebe die Fahndung raus«, sagte Matthias Großkopf und verließ den Besprechungsraum.
    Katinka sah träumerisch aus dem Fenster. Die Welt draußen zog die Nebeldecke immer dichter um sich. Es sah aus, als fiele allerfeinster, transparenter feuchter Staub. Das Essen, die kurze Nacht, die Aufregung machten sie müde. Sie fühlte sich abgekämpft und hatte Sehnsucht nach einem dunklen Zimmer mit gedämpfter Klaviermusik und einem weichen, warmen Bett. Während ihre Gedanken immer weiter abtrieben, beobachtete sie, wie Schilling telefonierte. Sie stellte sich Hartmann in einem alten, verbeulten Auto vor, wie er über Straßen voller Schneematsch dahinjagte, düstere Abzweigungen nahm und zwischen zwei beängstigend nah

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