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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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bergab. Und dann …« Sie brach ab. Schlagartig lichtete sich der Nebel, und links unten konnten sie die Veste Coburg sehen, beleuchtet, intakt, wahrhaftig und wunderschön. Uttenreuther fuhr ein Stück rechts ran und stellte den Motor ab.
    »Ein echter Beschützer, diese Burg, was?«
    Katinka nickte.
    »Ja. Wenn man sie gesehen hat, weiß man erst, was eine Festung eigentlich ausmacht. Was das Wort Festung bedeutet.«
    Sie schwiegen einen Moment. Der Anblick der Burg löste Gefühle von Ehrfurcht und Bewunderung in Katinka aus. Nicht nur vor dem Bauwerk und seiner Schönheit. Vor seiner Geschichte. Vor den Menschen, die dieses Kunstwerk geplant, erbaut und gepflegt hatten. Sie fragte sich, wieviele der Menschen, die daran beteiligt waren, Gelegenheit erhalten hatten, stolz auf ihre Schöpfung zu sein. Sie sprach es laut aus, erschrak dabei über sich selbst. Den meisten waren ihre Gedankengänge zu verwinkelt, zu versunken in alten Zeiten.
    »Das frage ich mich auch oft«, sagte Hardo. »Doch es mag sein, dass wir uns das Erschaffen zu ästhetisch vorstellen. Da war viel Leid und Schikane dabei. Außerordentlicher Einsatz und wenig Gegenleistung.«
    Katinka sah Uttenreuthers rechte Hand auf dem Schaltknüppel liegen. Am liebsten hätte sie sie berührt, flüchtig nur. Stattdessen sagte sie:
    »Dort unten versteckt sich das Hotel, in dem ich übernachtet habe, bevor ich zu den Karpfen gezogen bin.«
    »So?« Er grinste. »Sieht nicht gerade preisgünstig aus. Aber Sie haben ja geerbt.«
    »Hej!« Katinka spürte die Röte in ihr Gesicht fluten. Sie war nun wirklich nicht besonders reich geworden. Die Geldsorgen, die sie seit Gründung ihrer Detektei verfolgt hatten, waren zwar fürs Erste in den Hintergrund getreten, aber immerhin investierte sie einen nicht unerheblichen Teil des geerbten Vermögens in eine Stiftung zur Förderung junger Künstler, die sie mit ihrem Vater zusammen aufgebaut hatte. Sogar die Wiener Wohnung, die Bestandteil ihres Erbes gewesen war, hatte sie verkauft und den Erlös in die Stiftung gesteckt. Tom hatte diese Freigebigkeit mit einem beifälligen Nicken zur Kenntnis genommen. Katinkas Freundin Britta, die selber meistens am Limit ihrer Möglichkeiten lebte, konnte sich nicht verkneifen, nachzufragen, ob auch eine Jungjournalistin einen Antrag auf Förderung stellen dürfte.
    »Ich bin doch keine Millionenerbin! Sie tun ja, als wäre ich Jackie Onassis.«
    »Schon gut! Gehören Sie auch zu der Generation, die sich beleidigt fühlt, wenn sie mehr Geld hat als für ein Stück Käse und Toastbrot im Sonderangebot?«
    Katinka starrte ihn verblüfft an.
    »Nein. Oder vielleicht …« Sie dachte nach. »Vielleicht ein bisschen.«
    »Aha.«
    Sie mussten lachen.
    »Wie läuft die Stiftung?«, fragte Hardo.
    »Ganz gut. Nächstes Jahr können wir die ersten Fördermittel bewilligen.«
    »Wie geht es eigentlich Ihrem Vater?«
    Im Laufe des letzten großen Falles hatte Hardo Ka-tinkas Vater kennen gelernt, den bekannten Wiener Architekten Ignaz Palfy. Die beiden Männer hatten sich auf Anhieb sehr gut verstanden, worüber Katinka sich immer noch wunderte, grundverschieden, wie die beiden waren. Ein eitler, jugendvernarrter Unternehmer mit Pferdeschwänzchen und einem Fünf-Sterne-Jahresverdienst, der auf Partys Kir Royal schlürfte, und ein introvertierter Polizeibeamter mit genormtem Gehalt und Glatze, dem Äußerlichkeiten weniger als nichts bedeuteten.
    »Ganz gut. Zur Zeit wohnt er auf Teneriffa in seinem Bungalow. Und meine Mutter ist auch dabei. Das habe ich ja noch nie kapiert. Erst lassen sie sich scheiden, und dann überwintern sie in trauter Einigkeit auf den Kanaren.«
    »Wissen Sie«, sagte Hardo nach einer Minute des Nachdenkens, »es gibt Träume, die man nie mehr aus dem Kopf kriegt. Man setzt tausendmal den Radierer an, aber sie gehen nicht weg. Und manche Menschen schaffen es wohl, diese Träume am Köcheln zu halten.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Zum Beispiel den Traum, mit dem geschiedenen Partner ein halbwegs menschenwürdiges Verhältnis zu bewahren.«
    Katinka schlang die Arme um ihren Oberkörper. Es wurde kalt im Auto, und klamm.
    »Sie und Ihre Frau … Ex-Frau … Sie haben überhaupt keinen Kontakt mehr, oder?«
    »Nur, wenn es Streit gibt wegen des Grabschmucks für unsere Tochter.«
    Er ließ die Bremsen los und startete den Motor im Hinunterrollen.
    »Haben Sie die Veste überhaupt schon besichtigt?«, fragte Katinka. Sie brauchte ein neues Thema.
    »Palfy, Sie

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