Schockwelle
John Merchant zu, ohne auf Pitts Bemerkung einzugehen. »Sorgen Sie dafür, daß er beseitigt wird.«
»Bevor wir ihn bei den anderen begraben«, sagte Crutcher erwartungsvoll, »werden wir ihm gut zureden, damit er uns alles erzählt, was er bisher absichtlich ausgelassen hat.«
»Dann werde ich also erst gefoltert und dann hingerichtet«, sagte Pitt leichthin und goß sich einen weiteren Tequila ein, während er fieberhaft Fluchtpläne schmiedete, aber einen nach dem anderen wieder verwarf.
»Sie haben Ihr eigenes Todesurteil unterzeichnet, als Sie hierherkamen«, sagte Boudicca. »Wenn es so wäre, wie Sie sagen, und die Führungskräfte der NUMA tatsächlich den Verdacht hegen, daß unsere Fördermethoden die tödlichen Schallwellen im Ozean erzeugen, dann hätten Sie nicht heimlich auf unser Werksgelände vordringen und uns ausspionieren müssen. In Wahrheit haben Sie die Lösung des Rätsels erst innerhalb der letzten Stunde erfahren und sie noch nicht an Ihre Vorgesetzten in Washington weitergeleitet.
Meinen Glückwunsch, Mr. Pitt. Wie Sie sich durch unsere Sicherheitsvorkehrungen gestohlen haben und auf das Minengelände gelangt sind, das war meisterhaft. Allein hätten Sie das niemals geschafft. Aber Sie werden uns alles erklären, sobald Mr. Merchant Sie überzeugt hat, daß es besser ist, wenn Sie Ihre Geheimnisse mit uns teilen.«
Die hat mich am Wickel, dachte Pitt zerknirscht. »Sie bestellen aber Maeve und Deirdre schöne Grüße von mir.«
»So, wie ich meine Schwestern kenne, haben sie Sie vermutlich schon vergessen.«
»Deirdre vielleicht, aber Maeve nicht. Nachdem ich euch jetzt alle kennengelernt habe, wird mir klar, daß sie die Anständigste von euch ist.«
Pitt war selbst überrascht, als er Boudiccas haßerfüllten Blick sah. »Maeve ist die Außenseiterin. Sie hatte seit jeher nicht viel mit der Familie zu schaffen.«
Pitt grinste sie direkt fröhlich und herausfordernd an. »Das kann ich gut verstehen.«
Boudicca, die durch die hohen Absätze ihrer Stiefel noch größer wirkte, stand auf und starrte auf Pitt herab. Der spöttische Ausdruck in seinen grün schillernden Augen reizte sie zur Weißglut. »Wenn wir die Mine stillgelegt haben, werden Maeve und ihre Bastardsöhne nicht mehr unter uns weilen.« Sie drehte sich um und funkelte Merchant an. »Schafft diesen Abschaum von meinem Boot«, sagte sie. »Ich will ihn nie wieder sehen.«
»Das werden Sie auch nicht, Ms. Dorsett«, erwiderte Merchant und gab Crutcher mit einer Handbewegung zu verstehen, daß er Pitt aus dem Salon bringen solle. »Das war das letztemal, das verspreche ich Ihnen.«
Merchant und Crutcher nahmen ihren Gefangenen in die Mitte, führten ihn, gefolgt von Elmo, die Gangway hinab und gingen mit ihm über den Kai auf einen bereitstehenden Kleinbus zu. Die Dieselmotoren der Kräne erzeugten einen ohrenbetäubenden Lärm, als sie an den großen Containern mit Versorgungsgütern und technischem Gerät vorbeikamen, die gerade von einem Frachter entladen wurden. Daher hörte Pitt auch nichts, sondern sah nur, wie Crutcher plötzlich zu Boden sank. Er ging in die Hocke, um sich zu schützen, und bekam gerade noch mit, wie Merchant die Augen verdrehte und umfiel wie ein Sack. Mehrere Schritte dahinter lag Elmo leblos am Kai.
Die ganze Aktion, angefangen von dem tödlichem Hieb, der Elmos Genick gebrochen hatte, bis zu dem Schlag auf Merchants Schädel, hatte keine zehn Sekunden gedauert.
Mason Broadmoor, der einen schweren Schraubenschlüssel in der rechten Hand hatte, ergriff mit der linken Pitts Arm.
»Schnell, springen Sie!«
Pitt war verdutzt. »Wohin?«
»Vom Kai, Sie Dummkopf.«
Pitt brauchte keine weitere Aufforderung. Fünf rasche Schritte, dann flogen sie beide durch die Luft und landeten ein paar Meter vor dem Bug des Frachters im Meer. Pitt war durch das eiskalte Wasser zunächst wie gelähmt, doch dann setzte das Adrenalin neue Kräfte frei, und er schwamm neben Broadmoor her.
»Was nun?« japste er, eine Dunstwolke über das kalte Wasser hauchend. Er schüttelte sich das Wasser aus den Haaren.
»Die Jet-Skier«, antwortete Broadmoor, nachdem er seine Nase freigeblasen hatte. »Wir haben sie heimlich vom Fischerboot gebracht und unter dem Pier versteckt.«
»Die waren auf dem Boot? Ich habe sie gar nicht gesehen.«
»In einem geheimen Laderaum, den ich eigenhändig eingebaut habe«, sagte Broadmoor grinsend. »Nur für den Fall, daß man sich schleunigst aus dem Staub machen muß. Man kann ja
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