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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Er lächelte Pitt an, als der ihm die Flasche reichte. »Hast du in der Mine alles erfahren, was du wissen wolltest?«
    »Ja. Der Ingenieur, den du kennst, hat mir die Lösung des Rätsels gezeigt.«
    »Freut mich. Dann war es ja die Mühe wert.«
    »Du hast einen hohen Preis dafür bezahlt. Die Bergwerksgesellschaft wird euch keinen Fisch mehr abkaufen.«
    »Ich bin mir sowieso wie eine Hure vorgekommen, weil ich von Dorsett Geld genommen habe«, sagte Broadmoor angewidert.
    »Nur zum Trost! Vielleicht interessiert es dich, daß Boudicca Dorsett behauptet hat, ihr Papa würde die Mine in einem Monat ohnehin stillegen.«
    »Mein Volk wird sich darüber freuen, wenn es denn stimmen sollte«, sagte Broadmoor und reichte Pitt die Flasche. »Darauf müssen wir noch einen trinken. «
    »Ich stehe tief in deiner Schuld«, sagte Pitt leise. »Du hast Kopf und Kragen riskiert, als du mir zur Flucht verhelfen hast.«
    »Das war mir die Sache wert, zumal ich Merchant und Crutcher eins über den Schädel ziehen konnte.« Broadmoor lachte. »So wohl war mir noch nie zumute. Ich muß mich eher bei dir bedanken.«
    Pitt streckte den Arm aus und schüttelte Broadmoor die Hand.
    »Deine unbeschwerte Art wird mir fehlen.«
    »Fährst du wieder heim?«
    »Nach Washington. Bericht darüber erstatten, was ich hier herausgefunden habe.«
    »Für jemand, der vom Festland stammt, bist du ganz in Ordnung, Freund Pitt. Falls du mal ein zweites Zuhause brauchen solltest – in meinem Dorf bist du jederzeit willkommen.«
    »Man kann nie wissen«, sagte Pitt ergriffen. »Durchaus möglich, daß ich eines Tages darauf zurückkomme.«
    Sie verließen die Höhle erst lange nach Einbruch der Dunkelheit, da sie auf keinen Fall einem Dorsettschen Patrouillenboot begegnen wollten. Broadmoor hängte sich eine an einer Kette befestigte Stiftlampe um und ließ das Licht über seinen Rücken baumeln.
    Pitt, der durch den Brombeerwein tüchtig gestärkt war, folgte dem dünnen Lichtstrahl durch die Brandung und um die Felsen.
    Er konnte nur staunen, wie mühelos Broadmoor sich in der Dunkelheit zurechtfand.
    Er kochte vor Wut, wenn er an Maeve dachte, deren Vater ihre Zwillingssöhne in seine Gewalt gebracht hatte und sie dazu zwang, für ihn zu spionieren. Es versetzte ihm förmlich einen Stich in Herz – ein Gefühl, das er seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. Das Bild einer anderen Frau erstand vor seinem inneren Auge. Und dann wurde ihm klar, daß man zwei Frauen aus unterschiedliche n Lebensabschnitten durchaus gleichzeitig lieben konnte, eine Lebende und eine Tote.
    Er war hin und her gerissen zwischen Liebe und Haß, zugleich aber fest entschlossen, Arthur Dorsett Einhalt zu gebieten, was immer es auch kosten mochte. Schließlich umfaßte er die Handgriffe des Jet-Skis, bis seine Knöchel im Licht der schmalen Mond sichel weiß schimmerten, und pflügte durch die hoch aufgeschleuderte Fontäne von Broadmoors Kielwasser.

25
    Fast den ganzen Nachmittag über blies der Wind stetig aus Nordost. Eine frische Brise, doch die Wellen waren nicht höher als einen Meter, und nur gelegentlich sah man eine Schaumkrone. Der Wind trieb eine dichte Regenwand vor sich her, die auf die See einprasselte, als würde sie von Millionen von Heringen aufgewühlt, so daß man keine fünf Kilometer Sicht hatte. Scheußliches Wetter, hätten die meisten Matrosen gesagt. Ein britischer Seemann wie Ian Briscoe indessen, der schon in jungen Jahren auf diversen Schiffen durch die naßkalte Nordsee gepflügt war, kam sich bei diesem Wetter vor wie zu Hause.
    Im Gegensatz zu seinen Schiffsoffizieren, die lieber im Trockenen blieben, stand Briscoe mitten im gischtenden Regen auf der Brückennock und spähte über den Bug voraus, als hielte er Aus schau nach einem Geisterschiff, das nicht am Radarschirm auftauchte. Er stellte fest, daß das Barometer hielt und das Thermometer mehrere Grad über Null anzeigte. Er fühlte sich pudelwohl in seinem Ölzeug, auch wenn ab und zu ein dicker Tropfen über seinen sorgfältig gestutzten roten Bart hinablief und ihm in den Hals rann.
    Nach einem zweiwöchigen Zwischenstopp in Vancouver, wo es an einem Manöver der kanadischen Marine teilgenommen hatte, befand sich Briscoes Schiff, die
HMS Bridlington
, ein Zerstörer der 42er Klasse, auf der Rückfahrt nach England, sollte aber, wie jedes britische Schiff, das den Pazifik überquerte, zuvor noch Hongkong anlaufen. Die ehemalige Kronkolonie war zwar nach Ablauf des neunundneunzigjährigen

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