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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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von Kapitän Charles »Bully« Scaggs, der als vermißt und tot galt, seit das von ihm geführte Schiff, der im Besitz der Reederei Carlisle & Dunhill befindliche Klipper
Gladiator
, bei jenem furchtbaren Taifun im Januar 1856 in der Tasmansee, nur dreihundert Seemeilen südlich von Sydney, verschollen war.
    Zur allgemeinen Verwunderung lief Kapitän Scaggs mit einem kleinen Segelboot, das er und das einzige überlebende Besatzungsmitglied während ihres Aufenthalts auf einer kleinen, auf keiner Karte verzeichneten Insel gebaut hatten, in den Hafen von Sydney ein.
    Die Galionsfigur des Schiffes, die vor zwei Jahren an der Westküste von Neuseeland an Land gespült worden war, hatte den Verlust des Schiffes bestätigt. Bis zu Kapitän Scaggs’ wundersamer Wiederkehr wußte niemand, was aus den hundertzweiundneunzig Sträflingen, die an Bord des Klippers in die Strafkolonie befördert wurden, sowie den elf Soldaten und achtundzwanzig Besatzungsmitgliedern geworden war.
    Kapitän Scaggs’ Worten zufolge strandeten nur er und zwei weitere Überlebende am Gestade einer unbewohnten Insel, wo sie schwerste Entbehrungen erdulden mußten, bis sie mit Hilfe der Werkzeuge und des Materials, das sie von einem ein Jahr später an Land geworfenen Schiff geborgen hatten, dessen gesamte Besatzung umkam, ein Boot bauen konnten. Das notwendige Bauholz lieferten ihnen die auf dem Eiland wachsenden Bäume.
    Kapitän Scaggs und das einzige überlebende Besatzungsmitglied, der Schiffszimmermann Thomas Cochran, wirkten trotz aller Entbehrungen erstaunlich frisch und bestanden darauf, mit dem nächsten Schiff nach England zu fahren. Sie waren tief betrübt ob des tragischen Ablebens der Passagiere der
Gladiator
und ihrer Bordkameraden, die allesamt ums Leben kamen, als der Klipper während jenes Taifuns sank.
    Scaggs und Cochran konnten sich wie durch ein Wunder mehrere Tage lang an ein Stück Treibgut klammern, ehe sie, mehr tot als lebendig, von der Strömung an die Gestade der einsamen Insel getragen wurden.
    Die genaue Lage dieses Eilandes, auf der die Männer zwei Jahre lang überlebten, läßt sich nicht feststellen, da Kapitän Scaggs’ Navigationsinstrumente beim Untergang seines Schiffes verlorengingen. Er nimmt jedoch an, daß sich die Insel etwa dreihundertfünfzig Seemeilen südöstlich von Sydney befindet, in einem Gewässer also, in dem es, wie andere Seeleute behaupten, keinerlei Land gibt.
    Unter den Toten befinden sich auch Leutnant Silas Sheppard, dessen Eltern in Hornsby wohnen, und seine zehn Mann starke Abteilung des Infanterieregiments New South Wales, welche die Sträflinge bewacht hat.

Das Vermächtnis
    17. September 1876
Aberdeen, Schottland
    Nachdem Scaggs nach England zurückgekehrt und ein kurzes Wiedersehen mit seiner Frau und seinen Kindern gefeiert hatte, bot ihm Carlisle & Dunhill das Kommando über einen ihrer neuesten und schönsten Klipper an, die
Culloden
, und schickte ihn zum Teehandel gen China. Nach sechs weiteren entbehrungsreichen Fahrten, auf denen er zwei neue Rekorde aufstellte, zog sich Scaggs, müde vom Seemannsleben, mit siebenundvierzig Jahren in sein Cottage nach Aberdeen zurück.
    Die Kapitäne der großen Hochseeklipper alterten früh. Sie zollten den Anforderungen, die das Kommando über die schnellsten Schiffe der Welt stellte, ihren Tribut, geistig wie körperlich. Die meisten starben in jungen Jahren. Viele gingen mit ihren Schiffen unter. Sie waren die Besten der Besten, jene legendären Männer aus Eisen, die in der ruhmreichsten Zeit der Seefahrt auf hölzernen Schiffen mit unerhörter Geschwindigkeit die Meere durchpflügten.
    Sie starben in dem Bewußtsein, daß sie die großartigsten Segelschiffe befehligt hatten, die jemals von Menschenhand gebaut worden waren.
    Scaggs, zäh wie die Balken im Bauch seiner Schiffe, schickte sich mit neunundfünfzig Jahren zur letzten großen Reise an. Da er auf den vier Fahrten zuvor sein Geld als Miteigner investiert und somit seinen Anteil am Gewinn der Reederei eingestrichen hatte, hinterließ er seinen Kindern ein beträchtliches Vermögen.
    Nachdem Lucy, sein geliebtes Weib, gestorben war und seine Kinder ihrerseits Familien gegründet hatten, lebte er allein.
    Seine Liebe zur See hatte er sich bewahrt: Auf einer kleinen Ketsch, die er eigenhändig gebaut hatte, segelte er durch die Fjorde und Küstengewässer von Schottland. Nach einer kurzen Fahrt bei bitterkaltem Wetter nach Peterhead, wo er seinen Sohn und seine Enkel besuchen

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