Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Schiff nach England reisen und dann zu Euch nach Aberdeen kommen.
    Mit diesen Zeilen möchte ich Euch, mein teuerster Freund, darum bitten, sie bei ihrer Ankunft unter Eurem Dach aufzunehmen und ihnen eine Ausbildung an den besten Schulen Englands zu ermöglichen. Ich wäre Euch zu ewigem Dank verpflichtet, und ich weiß, daß Jess – möge seine Seele in Frieden ruhen – genauso empfinden würde, wenn Ihr meiner Bitte nachkommt.
    Ich habe mein Vermächtnis beigelegt. Es steht zu Eurer Verfügung und sollte sämtliche Kosten tragen, die im Laufe ihrer Schulzeit anfallen. Sie sind sehr aufgeweckte Kinder und werden sich eifrig ihren Studien widmen.
    Hochachtungsvoll und in aller Liebe entbiete ich Euch ein Lebewohl.
    Betsy Dorsett
    Da es mir zuletzt noch einfällt: Die Schlange läßt Grüße bestellen.
    Carlisle schielte über seine Brille hinweg. »›Die Schlange läßt Grüße bestellen‹. Was soll dieser Unsinn?«
    »Die Seeschlange, die uns vor dem Weißen Hai gerettet hat«, erwiderte Scaggs. »Wie sich herausstellte, lebt sie in der Lagune. Ich habe sie in der Zeit, die ich auf der Insel verbrachte, wenigstens viermal mit eigenen Augen gesehen.«
    Carlisle schaute seinen alten Freund an, als hätte er einen Trunkenbold vor sich, wollte aber nicht weiter nachhaken. »Sie hat ihre kleinen Kinder allein auf die lange Reise von Neuseeland nach England geschickt?«
    »So klein sind sie nicht mehr«, versetzte Scaggs. »Der Älteste müßte fast neunzehn sein.«
    »Wenn sie die Insel Anfang April verlassen haben, könnten sie jeden Augenblick an deine Tür klopfen.«
    »Vorausgesetzt, sie mußten in Auckland nicht zu lange warten, bis sie ein tüchtiges Schiff fanden, das schnelle Fahrt macht.«
    »Meine Güte, Mann, du steckst in einer verzwickten Lage.«
    »Willst du damit etwa sagen, wie soll ein Sterbender den letzten Wunsch einer Freundin erfüllen?«
    »Du wirst nicht sterben«, sagte Carlisle und schaute Scaggs in die Augen.
    »O doch, das werde ich«, entgegnete Scaggs bestimmt. »Du bist ein praktisch veranlagter Geschäftsmann, Abner. Niemand weiß das besser als ich. Deshalb habe ich um deinen Besuch gebeten, ehe ich meine letzte Fahrt antrete.«
    »Du möchtest, daß ich Betsys Kinder unter meine Fittiche nehme.«
    »Sie können in meinem Haus wohnen, bis sie einen festen Ankerplatz in den besten Lehranstalten gefunden haben, an die man mittels Geld gelangen kann.«
    »Die kläglichen Einkünfte, die Betsy mit dem Verkauf von Hüten und Nahrungsmitteln erzielt hat, werden nicht einmal annähernd die Kosten decken, die eine mehrjährige Ausbildung auf teuren Schulen verschlingt. Sie brauchen anständige Kleidung und Privatlehrer, die ihnen ein gewisses Bildungsniveau beibringen. Ich hoffe doch, du verlangst nicht, daß
ich
für wildfremde Menschen aufkomme.«
    Scaggs deutete auf den Lederbeutel.
    Carlisle hielt ihn hoch. »Ist das der Beitrag, den Betsy dir zur Ausbildung ihrer Kinder geschickt hat?«
    Scaggs nickte kurz. »Mach auf.«
    Carlisle löste die Schnüre des Beutels und kippte den Inhalt in die offene Hand. Ungläubig schaute er zu Scaggs. »Soll das ein Scherz sein? Das sind doch ganz gewöhnliche Steine.«
    »Vertrau mir, Abner. Die sind nicht gewöhnlich.«
    Carlisle hielt einen etwa pflaumengroßen Stein hoch und musterte ihn durch seine Brille. Es war ein Oktaeder, hatte also acht Flächen. »Das ist lediglich eine Art Kristall. Völlig wertlos.«
    »Bring die Steine zu Levi Strouser.«
    »Dem Edelsteinhändler?«
    »Zeig sie ihm.«
    »Kostbare Edelsteine sind das bestimmt nicht«, stellte Carlisle entschieden fest.
    »Bitte…« Mühsam stieß Scaggs das Wort aus. Das lange Gespräch hatte ihn erschöpft.
    »Wie du wünschst, alter Freund.« Er zückte seine Taschenuhr und warf einen Blick darauf. »Gleich morgen früh werde ich Strouser einen Besuch abstatten. Hinterher komme ich vorbei und berichte dir, was sie seiner Einschätzung nach wert sind.«
    »Hab Dank«, murmelte Scaggs. »Alles weitere wird sich von selbst erledigen.«
    Carlisle ging durch den frühmorgendlichen Nieselregen zu dem alten Kaufmannsviertel in der Nähe des Castlegate. Er überprüfte die Hausnummer und wandte sich dann der Eingangstreppe eines unauffälligen grauen Hauses zu, erbaut aus dem einheimischen Granit, welcher der Stadt Aberdeen ihr trutziges, wenn auch etwas düsteres Aussehen verlieh. Neben der Tür stand in kleinen, schlichten Messinglettern
Strouser & Sons.
Er zog an der Klingel, worauf ihn ein

Weitere Kostenlose Bücher