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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ausstehen.«
    »Na schön«, sagte Maeve. »Sie warten hier. Ich führe die anderen zum Speicherraum für das Walöl. Ist nicht weit. In spätestens einer Viertelstunde sind wir zurück.«
    Sie führte die schnatternde Schar durch einen langen, gewundenen Stollen, der von den Walfängern aus dem Fels gehauen worden war, zu einer großen Kammer voller riesiger Fässer, die einstmals hier verstaut und dann zurückgelassen worden waren. Sobald alle eingetreten waren, blieb sie stehen und deutete auf einen massigen Felsbrocken am Eingang.
    »Der Fels, den Sie hier sehen, wurde aus dieser Kammer heraus gehauen und diente als Kälteschutz. Außerdem hielt er konkurrierende Walfänger davon ab, das Öl zu stehlen, das man hier zurückließ, wenn die Station über den Winter geschlossen wurde. Dieser Felsbrocken ist so schwer wie ein Panzer, aber jedes Kind kann ihn bewegen, vorausgesetzt, es kennt den Trick.« Sie trat einen Schritt zur Seite, legte die Hand auf eine bestimmte Stelle oben auf dem Fels und schob ihn mühelos vor den Eingang. »Eine geniale Konstruktion. Der Fels ist genau ausbalanciert und schwingt um eine mittlere Achse. Drückt man auf die falsche Stelle, rührt er sich nicht vom Fleck.«
    Während die Touristen ihre Witze über die stockdunkle Höhle rissen, die lediglich von den Taschenlampen notdürftig ausgeleuchtet wurde, ging Maeve zu einem der großen Holzfässer, einem, das noch halb voll war. Sie hielt ein Reagenzglas unter den Zapfhahn und ließ etwas Öl einlaufen.
    Dann reichte sie es herum und forderte die Touristen auf, ein paar Tropfen zwischen den Fingern zu verreiben.
    »Erstaunlicherweise ist das Öl selbst nach fast siebzig Jahren noch nicht verdorben, vermutlich wegen der Kälte. Es ist noch genauso frisch wie an dem Tag, als es vom Kessel ins Faß umgefüllt wurde.«
    »Das fühlt sich an wie ein erstklassiges Schmieröl«, sagte ein grauhaariger Mann mit einer großen, roten Nase, an der man gemeinhin den harten Trinker erkennt.
    »Erzählen Sie das bloß nicht den Ölfirmen«, sagte Maeve mit einem verkniffenen Lächeln. »Sonst sind die Wale bis zum nächsten Weihnachtsfest ausgerottet.«
    Eine Frau nahm das Reagenzglas und roch daran. »Kann man das zum Kochen verwenden?«
    »Aber klar«, antwortete Maeve. »Vor allem in Japan wird Walöl zum Kochen oder als Margarine sehr geschätzt. Übrigens haben auch die alten Walfänger ihren Schiffszwieback gern in Salzwasser getaucht und dann im kochenden Walfischspeck überbacken. Ich habe es mal probiert und fand, daß es ganz interessant, wenn auch etwas fade schmeckt –«
    Maeve wurde jäh unterbrochen, als eine ältere Frau aufschrie und die Hände an die Schläfen schlug, als litte sie unter rasenden Kopfschmerzen. Sechs weitere Menschen folgten – die Frauen schrien auf, die Männer stöhnten.
    Maeve rannte von einem zum anderen, wußte nicht mehr ein noch aus, als sie die schmerzgepeinigten Augen sah. »Was ist los?« rief sie. »Was fehlt Ihnen? Kann ich Ihnen helfen?«
    Dann war sie an der Reihe. Ein greller Schmerz bohrte sich in ihr Gehirn, und ihr Herz raste. Unwillkürlich drückte sie die Hände an die Schläfen. Benommen starrte sie zu den Mitgliedern der Exkursion. Sie sahen aus, als sprängen ihnen jeden Moment vor Schmerz und Entsetzen die Augen aus den Höhlen. Dann erfaßte sie ein jähes Schwindelgefühl, gefolgt von einer heftigen Übelkeit. Mühsam unterdrückte sie den Brechreiz, verlor dann das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Keiner wußte, wie ihm oder ihr geschah. Die Luft wurde mit einemmal dick und schwer und kaum mehr atembar. Das Licht der Taschenlampen nahm einen gespenstisch bläulichen Schimmer an. Nichts rührte sich, die Erde bebte nicht, und doch wirbelte in der Höhle Staub auf. Bis auf die qualvollen Schreie war kein Laut zu vernehmen.
    Rund um Maeve sackten die Menschen zu Boden. Entsetzt und fassungslos stellte sie fest, daß sie die Orientierung verlor und immer tiefer in diesen Alptraum hineingerissen wurde, der ihr Innerstes nach außen kehrte.
    Einen Moment lang meinten alle, sie müßten eines rätselhaften Todes sterben. Dann, ehe sie sich versahen, war alles vorbei. Die unerträglichen Schmerzen und das Schwindelgefühl ließen nach und vergingen ebenso rasch, wie sie gekommen waren.
    Maeve war zu Tode erschöpft. Müde lehnte sie sich an das Faß mit dem Walöl, schloß die Augen und wurde von einer ungeheuren Erleichterung übermannt, als der Schmerz nachließ.
    Mehrere Minuten lang

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