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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einen neuen Namen zugelegt und allein durchgeschlagen hatte, nachdem sie nichts als die Kleidung mitgenommen hatte, die sie am Leibe trug. Bislang hatte sie es noch keinen Moment bereut.
    Sie kam zur Besinnung und horchte auf. Kein Ton war zu vernehmen. Der Wind pfiff nicht mehr von draußen in den Höhlentunnel. Zwar braute sich nach wie vor ein Unwetter zusammen, doch der eisige Wind hatte sich vorübergehend gelegt. Sie wandte sich um und rief die beiden australischen Bauunternehmer zu sich.
    »Ich brauche zwei Mann, die mit mir zur Pinguinkolonie kommen«, erklärte sie ihnen. »Die sind nicht schwer zu fangen.
    Ist zwar streng verboten, aber wenn wir halbwegs gesund bleiben wollen, bis das Schiff zurückkehrt, müssen wir etwas in den Magen kriegen.«
    »Was meinst du, Mann?« tönte der eine.
    »Könnte einen Kapaun vertragen«, erwiderte der andere.
    »Pinguine sind nicht unbedingt was für Feinschmecker«, sagte Maeve lächelnd. »Das Fleisch ist ziemlich tranig, aber es macht satt.«
    Bevor sie zu der Pinguinkolonie aufbrachen, scharte sie die anderen um sich und trug ihnen auf, Feuerholz von der alten Walfangstation zu holen. »Darauf kommt’s auch nicht mehr an.
    Wenn ich denn schon in den Knast komme, weil ich geschützte Tiere töte und historische Stätten zerstöre, dann sollte ich zumindest ganze Arbeit leisten.«
    Der Weg zu der etwa zwei Kilometer entfernten Pinguinkolonie führte um die Nordspitze der Bucht herum.
    Obwohl der Wind abgeklungen war, kamen sie nur mühsam voran. Wegen des Schneeregens hatten sie kaum mehr als drei Meter Sicht. Sie kamen sich vor wie unter Wasser, zumal keiner von ihnen die entsprechenden Schutzbrillen trug. Sie hatten lediglich Sonnenbrillen auf, doch die nassen Flocken drangen im Nu hinter die Gläser und verklebten ihnen die Augen. Um sich halbwegs orientieren zu können, mußten sie nah am Wasser bleiben. Dadurch mußten sie zwar zwanzig Minuten länger marschieren als auf direktem Weg quer über die Halbinsel, aber zumindest konnten sie sich nicht verlaufen.
    Der Wind kam wieder auf und schnitt in ihre ungeschützten Gesichter. Maeve, die sich zwischenzeitlich überlegt hatte, ob sie nicht alle zu der argentinischen Forschungsstation führen sollte, verwarf den Gedanken rasch wieder. Bei diesem Sturm würden nur wenige einen Dreißigkilometermarsch überstehen.
    Mehr als die Hälfte der betagten Touristenschar würde binnen kürzester Zeit am Wegesrand verenden. Maeve mußte alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, ob sie nun durchführbar waren oder nicht. Sie könnte es schaffen.
    Sie war jung und kräftig. Aber sie konnte unmöglich die Menschen im Stich lassen, die auf sie angewiesen waren.
    Möglicherweise könnte sie die beiden rüstigen Australier losschicken, die sich neben ihr vorankämpften. Aber was würden sie vorfinden, wenn sie dort ankamen?
    Womöglich waren die argentinischen Wissenschaftler unter den gleichen merkwürdigen Umständen umgekommen wie die drei Mitglieder ihrer Gruppe. Falls das Schlimmste eingetreten war, konnten sie sich lediglich die leistungsstarke Funkausrüstung zunutze machen. Es war eine schwere Entscheidung. Sollte sie die beiden Australier auf einen lebensgefährlichen Marsch schicken oder sie lieber bei sich behalten, damit sie sich der Schwachen und Siechen annahmen?
    Sie entschied sich gegen die Forschungsstation. Es gehörte nicht zu ihrem Job, die Fahrgäste von Ruppert & Saunders in Lebensgefahr zu bringen. Außerdem schien es unvorstellbar, daß man sie im Stich gelassen hatte. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis sie – von wem auch immer – gerettet wurden, und bis dahin nach besten Kräften auszuharren.
    Der Schneeregen hatte nachgelassen, so daß sie jetzt wenigstens fünfzig Meter weit sehen konnten. Über ihnen tauchte ein heller, verwaschener Fleck auf – die Sonne, die durch die Feuchtigkeit in allen Regenbogenfarben schillerte. Sie umrundeten die Felsnase am Ende der Bucht und kamen zu dem Küstenstreifen, an dem die Pinguine nisteten. Maeve mochte gar nicht daran denken, daß sie Pinguine töten mußten, um am Leben zu bleiben. Sie waren so zahm und zutraulich.
    Der
Pygoscelis adeliae
oder Adelie-Pinguin ist eine von siebzehn Arten dieses einzigartigen Schwimmvogels. Er hat schwarzes Gefieder an Kopf und Rücken, einen weißen Bauch und kleine Knopfaugen. Seine Vorfahren, darauf deuten Fossilienfunde auf Seymour Island hin, entwickelten sich vor über vierzig Millionen Jahren und

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