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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Publikum gemischter. Unser Bio-Frühstück mit all den gesunden Säftchen war vor allem bei Müttern mit Kleinkindern sehr beliebt.
17
    An einem Tisch im hinteren Nichtraucherbereich des Lokals entdeckte ich den Bezirksvorsteher Kurt Wimmer mit den Stadträtinnen Renate Brauner und Sandra Frauenberger. Als ich mich ihrem Tisch näherte, bekam ich mit, dass sie über den Mord im Filmcasino sprachen. Ich fragte, ob ich mich kurz zu ihnen setzen dürfe.
    Sie schienen zwar überrascht, baten mich aber, Platz zu nehmen. Ich kam sofort zur Sache. Erzählte ihnen, dass ich gestern praktisch Zeugin des dritten Mordes gewesen sei.
    „Hat die Polizei nicht gerade einen Verdächtigen verhaftet?“, warf Sandra Frauenberger ein.
    „Ja, einen Transvestiten. Vor einer Stunde in meiner Wohnung“, sagte ich mühsam beherrscht. „Er saß gestern während der Vorstellung im Filmcasino die ganze Zeit neben mir in der fünften Reihe. Nachher haben wir im Hinterhof eine miteinander geraucht. Dann ertönte plötzlich der Schrei des Platzanweisers … Wie bitte soll er die Frau in der 14. Reihe umgebracht haben?“
    Natürlich erwähnte ich nicht, dass ich die Hälfte des Films verschlafen hatte. Aber den Verdacht, dass mein süßer Orlando ein Frauenmörder sein könnte, fand ich völlig absurd.
    „Wissen Sie, was ich nicht verstehe? Warum hat mich die Kriminalpolizei gestern nicht ordentlich befragt? Orlando hat mich sicher als sein Alibi angegeben.“
    „Haben Sie den Kriminalbeamten nicht gesagt, dass er die ganze Zeit bei Ihnen war?“, fragte mich Renate Brauner.
    „Natürlich, aber sie haben mir nicht zugehört.“
    Aus ihrer Handtasche lugte der FALTER.
    „Haben Sie das Interview mit dem Psychiater Dr. Mader gelesen?“, fragte ich.
    Sie nickte.
    „Ich auch. Und ich glaube, er hat Recht. Es handelt sich wahrscheinlich wirklich nicht um einen klassischen Serienkiller“, sagte Kurt Wimmer.
    „Ich fürchte, der Mörder von Margareten ist ein Einheimischer. Wahrscheinlich sogar ein Bürger von Margareten“, warf ich ein und starrte auf die kleine Margarite am Revers seines Sakkos.
    Er zuckte zusammen und runzelte die Stirn.
    „Die Kripo sollte sich im ausländerfeindlichen Milieu nach dem Täter umsehen. Schließlich waren alle Mordopfer ausländischer Herkunft“, fuhr ich fort.
    Kurt Wimmer legte wieder seine Stirn in Falten. „Ja, die Fremdenangst verstärkt sich in Krisenzeiten. Und wir haben nun mal eine weltweite Finanzkrise“, sagte er.
    „Ich hab mir unlängst die neueste Kriminalstatistik von Wien besorgt. Es ist erstaunlich, dass Margareten angesichts des höchsten Ausländeranteils innerhalb des Gürtels so friedlich ist, oder sollte ich besser sagen, war. Auch die Kriminalbeamten, mit denen ich gesprochen habe, bestätigten mir, dass die Kriminalitätsrate in Margareten sehr niedrig ist. Es kann sich wirklich nur um einen psychisch kranken Frauenhasser handeln“, warf Sandra Frauenberger ein.
    Alle drei versprachen mir beim Abschied, sich für Orlando einzusetzen.
    Ich setzte mich an die Theke und schnappte mir noch mal den FALTER.
    Im Cuadro hatten wir diese Wochenzeitschrift gleich in doppelter Ausgabe abonniert. „Der Gergely hat ein Faible für diese Zeitschrift, weil sie eines der letzten unabhängigen Medien in Österreich ist“, sagte Jürgen Geyer.
    Ich fand das erstaunlich, waren doch üblicherweise die meisten Hausbesitzer und Wirte gestandene Konservative und sicher keine Linken. Aber vielleicht war der Gergely ja wirklich ein Grünbewegter?
    Ein „Best of Vienna“ fiel mir in die Hände. Der FALTER hatte diese Woche den fünften Bezirk porträtiert.
    „Das musst du unbedingt lesen“, sagte Jürgen. „Der Fünfte wird nun bald genauso trendy werden wie der Siebte.“
    „Von mir aus“, murmelte ich.
    „Margareten ist kreativ geworden. Vor ein paar Jahren war es noch undenkbar, dass der Fünfte, dieser typische Arbeiterbezirk, Architekten, Designer, Modemacher und Künstler anziehen könnte. Zuerst kamen die Künstler und nun kommen die anderen …“, las er mir laut vor.
    „Angeblich sagt doch unser Oberboss oft, dass er nicht möchte, dass aus dem Schlossquadrat ein zweiter Spittelberg wird. Ich würde es jedenfalls nicht so toll finden, wenn die Mieten steigen. Im Siebten sind die Wohnungen fast so teuer wie im Ersten oder in Hietzing. Außerdem kann ich mit diesen Adabeis sowieso nichts anfangen.“
    „Ich rede von Künstlern, Kafka.“
    „Du meinst also nicht all diese eitlen

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