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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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auszufüllen. Ich glaube nicht, dass wir es hier mit so einem Täter zu tun haben. Ich denke vielmehr, dass dieser Mörder aus sehr persönlichen Gründen tötete. Man sollte eher nach einer Verbindung zwischen den Opfern suchen, und sei diese auf den ersten Blick noch so absurd. Ich denke, dass die Opfer und auch der junge Mann, der dem Mordanschlag knapp entronnen ist, irgendetwas miteinander zu tun haben müssen. Natürlich sieht es so aus, als ob es der Täter auf junge, hübsche Frauen abgesehen hätte. Aber er hat keine eigene „Handschrift“, wie wir das nennen. Jeder Mord ist anders, auch das spricht gegen einen typischen Serientäter.
    FALTER:
Wie muss man sich einen typischen Serientäter vorstellen?
    Dr. Mader:
Die meisten sind zornige, erfolglose Verlierer, die das Gefühl haben, im Leben zu kurz gekommen zu sein. Häufig sind sie auch physisch und psychisch gequält worden. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sie sich besonders zu Autoritäten, wie zum Beispiel zu Polizisten, hingezogen fühlen. Oft treiben sie sich im Umfeld der Ermittler herum und versuchen, diese auszuhorchen.
    FALTER:
Erkennt man einen Serienmörder auch an irgendwelchen äußeren Attributen?
    Dr. Mader:
Sie werden es kaum glauben, aber in den USA war lange Zeit der VW-Käfer das Lieblingsfahrzeug der Serienmörder, also damals ein möglichst unauffälliger Wagentyp. Auch heute fahren sie wahrscheinlich eher gängige Automarken.
    FALTER:
Welchen Rat würden Sie den Ermittlern in dieser Mordserie geben?
    Dr. Mader:
Über kriminelle Verhaltensweisen und Motive kann man sehr viel erfahren, wenn man sich auf die Beweise am Tatort konzentriert. Und das allerwichtigste Beweisstück in jedem Mordfall ist natürlich immer die Leiche.
    FALTER:
Warum hat der Mörder von Margareten Ihrer Meinung nach keine eigene Handschrift?
    Dr. Mader:
Der Begriff „Handschrift“ wurde von dem berühmten FBI-Profiler John Douglas geprägt. Ich habe sein Buch „Die Seele des Mörders“ gelesen. Ich stimme zwar nicht in allen Punkten mit ihm überein, aber er hat natürlich Recht, was die besondere Handschrift eines Serientäters betrifft. Sie ist das, was der Täter tun muss, um sich zu verwirklichen, behauptet er. Und sie ist statisch, ändert sich nicht. Sie drückt die Persönlichkeit des Mörders aus. Der Modus operandi hingegen entspringt, laut Douglas, angelerntem Verhalten. Es ist das, was der Täter tut, während er die Tat begeht. Das ist dynamisch, das heißt, es kann sich ändern. Wenn er mit der ersten Tat davonkommt, lernt er daraus und wird sozusagen „besser“.
    FALTER:
Sie glauben also nicht, dass es sich bei der Mordserie in Margareten um die Taten eines typischen Serienmörders handelt?
    Dr. Mader:
Die mir bisher bekannten Indizien lassen diese Schlussfolgerung jedenfalls nicht zu.
    Ich war mir nach der Lektüre dieses FALTER-Interviews fast sicher, dass Dr. Mader sich irrte. Inzwischen war eine weitere schöne Frau ermordet worden. Davon hatte er, als er dieses Interview gab, noch nichts gewusst. Bestimmt war der Verge-waltiger, den mein Schulfreund Stefan Grünbeck in die Flucht geschlagen hatte, der Täter. Wahrscheinlich handelte es sich um denselben Mann, der mich in den letzten Nächten mit seinen Anrufen terrorisiert hatte. Ich musste unbedingt bald wieder mit Dr. Mader reden.
    Während ich noch überlegte, ob der dritte Mord im Filmcasino die typische Inszenierung eines Serienmörders war, aus der Profiler eine bestimmte Handschrift ablesen könnten, läutete es an meiner Wohnungstür. Ohne vorher durch den Spion zu schauen, öffnete ich.
    Vor meiner Tür standen zwei Männer Anfang vierzig in dunklen Jeans und Sakkos. Sie fragten, ob sich ein Herr Orlando in meiner Wohnung aufhalte. Gleichzeitig zückten sie ihre Ausweise. Kriminalpolizei, mehr konnte ich nicht lesen.
    Bevor wir beide irgendetwas sagen konnten, hatten sie ihm seine Rechte runtergeleiert und Handschellen angelegt.
    „Verdammt“, schrie ich. „Er war die ganze Zeit bei mir.“
    Sie ignorierten mich. Verschwanden bereits mit ihm im Lift.
    Zurück in meiner Wohnung, rief ich sofort den Bezirksvorsteher Ingenieur Wimmer an. Doch er war auswärts in einer Besprechung.
    Enttäuscht zog ich einfach los. Schlenderte durch die Straßen von Margareten. Obwohl ich heute meinen freien Tag hatte, ging ich schließlich ins Cuadro.
    Abends war das Café Cuadro ein Treffpunkt für Künstler, Intellektuelle, Freiberufler und Schwule. In der Früh war unser

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