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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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umklammerte meinen Arm. Unangenehm berührt machte ich mich los.
    „Könnten Sie mir nicht die Zukunft vorhersagen? Ich bitte Sie, lassen Sie mich nicht im Stich …“
    Ich musste mich beherrschen, nicht wütend zu werden.
    „Oder borgen Sie mir wenigstens für die nächste Zeit ihr ‚blaues Auge’.“ Sie grabschte nach dem Anhänger in meinem Dekolletee. Woher kannte sie die Bedeutung meines Amuletts? War sie womöglich auch eine Zigeunerin?
    Ich nahm ihre Hand in meine und sagte mit sanfter Stimme: „Sie brauchen keine Angst zu haben. Der Täter hat bereits gestanden. Haben Sie heute nicht Radio gehört?“ Natürlich verriet ich ihr nicht meine Zweifel an der Täterschaft dieses Psychopathen.
    Als ihr Freund sie zu sich winkte und sie bald darauf gemeinsam das Fest verließen, fühlte ich mich richtig erleichtert. Während ich noch über Tamaras hysterisches Getue nachdachte, kam Tony zurück. Ich registrierte erst jetzt, dass er elegante schwarze Lackschuhe und eine grellgelbe Krawatte trug. Er sah heute tatsächlich wie ein Mafioso aus.
    Ich entschuldigte mich wortreich. Streichelte immer wieder sein Gesicht, vor allem die Stelle auf seiner Stirn, an der er demnächst eine hässliche Beule bekommen würde. Nachdem ich ihm erklärt hatte, warum ich so ausgerastet war, beteuerte er, von nun an nicht mehr von meiner Seite weichen zu wollen.
    Wir setzten uns an einen der kleinen Tische vor der Lichterwand im Cuadro und tranken ein paar Mojitos.
    Tony küsste tatsächlich unwahrscheinlich gut. Ich gab ihm den Spitznamen „Küsserkönig“.
    Er hatte eindeutig zu viel getrunken. Auch ich fühlte mich leicht beschwipst. Ganz beiläufig fragte ich ihn nach seiner Beziehung zu den Mordopfern. „Angeblich hast du ja mit allen dreien ein Verhältnis gehabt …“, sagte ich.
    „Das stimmt so nicht“, sagte er. „Vera Navratil habe ich kennengelernt, als sie auf Wohnungssuche war. Ich habe ihr die tolle Eigentumswohnung am Siebenbrunnenplatz vermittelt. Sie war meine große Liebe. Aber leider geht eben jede Liebe irgendwann einmal zu Ende. Ich war schon lange nicht mehr mit ihr zusammen, als sie ermordet wurde. Wir hatten ein Jahr vorher miteinander Schluss gemacht.“
    „Und was war mit den anderen?“
    „Ilona, Anja und Tamara haben zur selben Clique gehört. Drei fesche junge Ausländerinnen, die etwa zur selben Zeit versuchten, in Wien Fuß zu fassen. Ilonas Pornofotos und Anjas Job bei einer Begleitagentur gehören mittlerweile längst der Vergangenheit an. In den letzten Jahren schienen es alle drei geschafft zu haben, aus dem Milieu rauszukommen.“
    „Und du hast sie alle irgendwann mal vernascht?“
    „Nein. Ich war kurze Zeit mit Ilona zusammen und durch sie lernte ich auch die anderen beiden kennen. Ilona hat damals für diesen Pornoverlag gearbeitet. Ich hab sie überreden können, damit aufzuhören, und ihr einen Job als Kellnerin verschafft. Zuletzt hat sie am Gürtel einen Würstelstand gehabt, den ihr einer ihrer treuen Kunden gekauft hatte.“
    „Und Anja?“
    „Sie hat mich getröstet, nachdem mich Ilona wegen des Würstelstandes verlassen hatte. Ihr neuer Mäzen duldete keinen Nebenbuhler“, sagte er lächelnd. „Mit Anja hatte ich übrigens ebenfalls nur eine ganz kurze Affäre.“
    „Du bist an dem Abend, an dem sie im Filmcasino ermordet wurde, mit ihr im Motto gesehen worden.“
    „Na und? Wir gingen halt hin und wieder noch miteinander weg. Zwei einsame Herzen in der Großstadt, du weißt schon …“
    „Und was ist mit Tamara, hast du mit der auch gevögelt?“
    „Keine Spur. Tamara hat es von den dreien am besten erwischt. Sie hatte einen Vertrag mit einer Unterwäschefirma und es daher nicht nötig, sich zu prostituieren. Außerdem schaffte sie es immer wieder, reiche Liebhaber an Land zu ziehen, die sie nicht wie eine Nutte behandelten, sondern ihr wertvolle Ringe schenkten und ihr die Ehe versprachen. Tamara ist clever, aber eiskalt und nur auf ihren Vorteil bedacht. Ich hab nie eine Chance bei ihr gehabt. Und ich hab’s auch nie versucht“, beteuerte er eifrig, als er meinen angewiderten Gesichtsausdruck bemerkte.
    Sein kaltes, künstliches Lächeln sollte mich wohl besänftigen. Ich spürte, wie meine Unruhe zunahm.
    Als mir Herr Radschiener von Trident Travel zuwinkte und Anstalten traf näherzukommen, musste Tony plötzlich auf die Toilette. Misstrauisch, wie ich nun einmal war, fragte ich Herrn Radschiener, ob er Tony Meyers kennen würde.
    Er zögerte mit seiner

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