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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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die Nachrichten zur vollen Stunde.
    Ö1 berichtete ebenfalls über das Geständnis des vermeintlichen Frauenmörders von Maragreten und brachte ein kurzes Statement einer Psychiaterin, die sich mit geistig abnormen Rechtsbrechern beschäftigte. Sie stellte die Vermutung an, dass es sich womöglich um ein falsches Geständnis handeln könnte: „Bei dem ehemaligen Häftling handelt es sich um einen schwer narzisstisch gestörten Menschen mit einem enormen Geltungsbedürfnis. Es ist nicht auszuschließen, dass er den Mord nur gestanden hat, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen. Womöglich macht ihm auch die Freiheit Angst, und er sehnt sich zurück nach der Sicherheit und Geborgenheit hinter den grauen Mauern.“
    Niemand außer Werner Pranz und mir hatte die Nachrichten gehört. Der Ton des Radios war sehr leise gewesen. Er sah mich fragend an.
    Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Ich wusste nicht, wem ich eher Glauben schenken sollte, dem vermeintlichen Mörder oder dieser Psychiaterin.
    Ich beschloss, vorerst nicht einmal Orlando von diesem seltsamen Geständnis zu erzählen. Zumindest heute Abend wollte ich mich nicht mehr damit beschäftigen.
    Wieder zuhause, zog ich die neue französische Unterwäsche von Midinette an. Dann wusste ich nicht weiter. Ich riss alle halbwegs passablen Klamotten aus dem Schrank und breitete sie auf meinem Bett aus.
    Schwule gelten im Allgemeinen als gute Ratgeber in Geschmacksfragen. Ich hatte daher auf Orlandos Rat gehofft. Er hatte sich jedoch in meinem Bad eingeschlossen und schenkte meinem Kleiderproblem nicht das geringste Interesse.
    Da ich nicht nur Dr. Mader beeindrucken wollte, sondern auch meine Kollegen, veranstaltete ich eine richtige An- und Ausziehorgie. Zog mich mindestens fünfmal um, bis ich mit meinem Aussehen halbwegs zufrieden war.
    Nach einem letzten Blick in den Spiegel behielt ich zwar das neue T-Shirt und den Minirock vom Modehaus Schramm an, zog aber darunter hautenge Röhrenjeans an.
    Orlando verließ nach einer Stunde mein Bad in großer Abendrobe. Trotz seines Versprechens, sich normal zu kleiden, hatte er sich wieder in seinen Sisi-Look geworfen. Ich hatte es nach dem ganzen Theater mit der Perücke im Frisiersalon Pranz bereits geahnt. Zum Glück trug er wenigstens kein bodenlanges Kleid, sondern einen schwarzen Seidenfetzen, der ihm bis zu den Waden reichte. Seine neuen Netzstrümpfe brachten seine schlanken Fesseln prächtig zur Geltung. Bevor wir das Haus verließen, warf er sich eine weiße Webpelzstola um die Schultern.
    Ich sagte keinen Ton.
22
    Das Frühlingsfest im Schlossquadrat war von Jürgen Geyer organisiert worden. Obwohl sich bereits jetzt um 18 Uhr jede Menge Gäste in den Gastgärten und den Lokalen tummelten, unterhielt er sich eine Weile mit Orlando und mir.
    Ich fragte ihn, ob Dr. Mader auch da sei.
    „Der hat heute leider Nachtdienst“, antwortete er. Sogleich sank meine Stimmung auf den Nullpunkt.
    Jürgen stellte mir dann die Musiker des heutigen Abends vor. Er hatte eine Gypsy-Jazz-Band organisiert. Ich kannte keinen von den Burschen.
    Obwohl mir Orlandos Sisi-Aufzug peinlich war, zwang ich ihn, sich persönlich bei Bezirksvorsteher Kurt Wimmer, der gerade das Gergely’s betrat, zu bedanken. Er tat, wie ihm geheißen, ließ mich danach aber stehen. Verzog sich mit einem elegant gekleideten Mann an den schönsten Tisch unter dem beleuchteten Amethyst.
    Ich machte eine kleine Runde durch die anderen Lokale. Tony Meyers war noch nicht erschienen. Zumindest hatte ich ihn in dem Gedränge bisher nicht entdeckt.
    Ich wollte wieder rüber ins Gergely’s, um nach Orlando zu sehen, als ich Frau Klaric mit zwei Männern an ihrer Seite im Gastgarten erblickte.
    „Sie kennen Herrn Kommerzialrat Schramm und Herrn Strohmeier?“, fragte sie.
    Ich nickte.
    Die beiden Männer unterhielten sich über Fahrräder. Herr Strohmeier schien ein begeisterter Radsportler zu sein.
    „Die tschechische Firma Skoda hat ursprünglich Fahrräder produziert“, sagte er.
    Dann fachsimpelten sie über die erstaunlich positive Entwicklung dieses Autokonzerns. Anscheinend bekam auch Herr Strohmeier die Krise weniger zu spüren als andere Autohändler.
    „Liegt das an den günstigen Preisen oder an der VW-Technik?“, fragte Helmut Schramm.
    „Beides spielt eine Rolle. Der neue Yeti-Geländewagen verkauft sich jedenfalls ausgesprochen gut“, sagte Wolfgang Strohmeier.
    Da Frau Klaric und ich uns nicht besonders für Autos

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