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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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interessierten, entfernten wir uns möglichst dezent. Doch wir hatten keine Gelegenheit, den neuesten Tratsch auszutauschen, da nun ein sehr ungleiches Pärchen auf uns zukam. Ein kleiner dicklicher Glatzkopf und eine große, viel jüngere Frau mit atemberaubend langen Beinen und einer Superfigur, die sie wohl einem Schönheitschirurgen verdankte, denn im Gesicht sah sie schon ziemlich verlebt aus, und ihr stark gebleichtes, fast weißblondes Haar schrie förmlich nach einem Haarschnitt im Frisiersalon Pranz. Ihre aufgeblähten Silikon-Brüste standen von ihrem Leib ab. Als sie sich vorbeugte, kamen sie auf meinem Tischchen zu liegen. Ich war fasziniert von der Elastizität und Nachgiebigkeit des Silikons.
    Frau Klaric stellte mich den beiden vor: Es waren Dr. Bischof und Tamara.
    Dr. Bischof war nicht gerade ein Adonis. Seine Glatze und sein rundes Gesicht glänzten um die Wette. Außerdem fand ich ihn weder charmant noch geistreich oder gar witzig. Ich konnte nicht begreifen, was Tamara, die ihn mit ihren High Heels um einen halben Kopf überragte, an ihm gefiel. Unermesslich reich war er nach seiner Scheidung bestimmt auch nicht. Vielleicht hatte sie einen Vaterkomplex?
    Gott sei Dank ließ er uns bald allein und gesellte sich zu einigen anderen älteren Herrn an die Theke im Silberwirt. Auch Frau Klaric verließ uns.
    Ingenieur Held vom Computer-Hilfsdienst leistete Tamara und mir nun Gesellschaft. Sie bedankte sich überschwänglich bei ihm, weil er ihren PC wieder zum Leben erweckt hatte.
    „Stellen Sie sich vor, die ganze Ordination ist ausgebrannt, alles lag in Schutt und Asche, aber Herr Held hat es geschafft, die Festplatte zu retten. Sie können sich bestimmt nicht vorstellen, was das für uns bedeutet. Die ganze Patientenkartei, alle Termine, alle Mailadressen …“, sagte sie zu mir.
    Ich schaute ihn verblüfft an. Tamara verschwand auf die Toilette.
    „Waren auch wieder Liebesschwüre drauf?“, fragte ich ihn.
    Er nickte unmerklich und holte sich eine Margarita.
    Ich stand eine Weile verloren herum und beobachtete die Leute. Die Stimmung war ausgelassen. Alle schienen sich prächtig zu amüsieren. Nur ich stand wieder einmal allein in einer Ecke und hielt mich an meinem Glas fest. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, heute zu arbeiten. Als Gast fühlte ich mich nicht recht wohl hier. Ich kannte zwar die meisten Leute vom Sehen, hatte aber keine Lust, mich ihnen aufzudrängen. Natürlich waren auch wieder einige Promis anwesend. Fast taten sie mir leid, denn sie waren ständig von irgendwelchen Adabei-Typen umringt.
    Es war ein ungewöhnlich warmer Abend. Eine illustre Politikerrunde hatte es sich in Gergelys Gartenloge bequem gemacht. Was die bloß wieder ausheckten, fragte ich mich.
    Plötzlich hörte ich hinter mir eine angenehme Männerstimme rufen: „Frau Kafkaff“
    Ich drehte mich um. Bezirksvorsteher Wimmer näherte sich mit einem Teller, auf dem eine gebackene Hühnerkeule lag.
    „Haben Sie schon gegessen?“
    Ich schüttelte den Kopf. Er reichte mir seinen Teller.
    „Nein, danke, ich bring jetzt beim besten Willen nichts runter. Ich hol mir später was.“
    „Hoffentlich gibt’s dann beim Silberwirt noch Backhendl“, sagte er.
    Als er sich erkundigte, wie es meinem Großvater ginge, erzählte ich ihm von unserer Kommunikation per Zettel und Bleistift. Und auf einmal fühlte ich mich auf diesem Fest doch ein wenig heimisch.
    Im Gergely’s begann nun die Gypsy-Band zu spielen. Wir gingen hinein.
    „Ich habe immer schon gesagt, Margareten ist kein Schlafbezirk“, sagte Kurt Wimmer. In diesem Moment wurden die Verstärker leiser gedreht und jeder in unserem Umkreis konnte seine lauten Worte hören.
    „Mir wird immer wieder von den Blauen, aber auch von den Grünen vorgeworfen, dass ich den Gergely protegiere. Ich protegiere, wenn Sie wollen, die ganze Gastronomie und alle Geschäftsleute in Margareten, die unseren Bezirk lebendig erhalten“, sagte er nun ernsthaft und leiser.
    „Außer die Glückspiellokale“, scherzte ich. Es war allgemein bekannt, dass er mit Glückspielen und Wettbüros nichts am Hut hatte.
    Leider wurden wir nun von einem geschniegelten Business-Typen mit einer blond gefärbten Modetussi am Arm unterbrochen. Ein Bezirksvorsteher muss sich halt auch mit solchen Leuten abgeben, dachte ich und ging wieder hinaus in den Gastgarten.
    Die Dämmerung senkte sich über das Schlossquadrat. Dohlen und Kolkraben kehrten mit lautem Gekreische auf ihren geliebten

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