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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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schließlich kannte Robert sie kaum. »Keine, von der ich wüsste«, konnte er also ehrlich zugeben.
    Wenn er ehrlich zu sich war, wünschte er, dass er ihr den Kuss gestohlen hätte, als sich ihm die Gelegenheit bot.Vielleicht wäre seine Neugier dann befriedigt, und er könnte sie sich aus dem Kopf schlagen.
    Er schob den Gedanken an die verbotene Miss Marston zugunsten eines weiteren Glases Wein beiseite.
     
    Sie zerbrach sich den Kopf, was sie anziehen sollte. Nicht bloß für ihre Ankunft, sondern für jede einzelne Minute ihres Aufenthalts in Rolthven Manor. Das geschah natürlich erst, nachdem sie sich den Kopf darüber zerbrochen hatte, ob ihr Vater ihrer Teilnahme zustimmen würde. Schließlich hatte er nachgegeben. Rebecca war sich nicht mal sicher, ob sie wirklich mitfahren sollte.
    Es war ein teuflisches Dilemma.
    »Dieses hier, Miss?« Ihre Zofe hielt ein zartes Abendkleid aus silbrigem Stoff hoch, das sie besonders liebte, weil es das gewagteste
Kleid war, das sie besaß. Nicht, dass »gewagt« im Zusammenhang mit ihrer Garderobe, die mit großer Sorgfalt von ihrer Mutter ausgewählt wurde, viel bedeutete. Aber es war das Kleid, das am wenigsten konservativ war.
    Warum sollte sie es nicht mitnehmen? Schließlich hatte Brianna jenes skandalöse Abendkleid in der Oper getragen, und sie hatte erzählt, dass es den Duke zu einem sehr ungewöhnlichen Betragen animiert hatte. Das silberne Kleid war ihre beste Option, wenn sie bemerkt werden wollte. »Ja«, sagte Rebecca, und sie hoffte, ihre Stimme klang beiläufig. »Und das wasserblaue Seidenkleid auch, bitte. Die passenden Schuhe und meinen besten Schal. Die Abende können auf dem Lande doch recht kühl werden.«
    »Ja, Miss.« Sally faltete behutsam das silberne Kleid und legte es in den Koffer.
    Fünf Tage lang durfte sie in Robert Northfields Nähe sein, im Haus seiner Kindheit am selben Tisch sitzen, mit ihm geistreiche Scherze austauschen …
    Nur dass ihre Scherze nicht im Mindesten klug waren, wenn er zugegen war, dachte Rebecca. Es versetzte ihr einen Stich. Wenn er seinem normalen Verhaltensmuster folgte, würde er ihr einfach aus dem Weg gehen, als wäre sie ein von der Pest heimgesuchtes Nagetier.
    Wirklich, ein sehr ermutigender Gedanke.
    Im Augenblick war sie ziemlich beliebt. Für diese zweite Saison. Junge Männer schmeichelten sich bei ihr ein, aber das waren Gentlemen, die nach einer passenden Frau suchten. Der Himmel möge sie vor politisch ambitionierten Dummköpfen wie Lord Watts bewahren, der nicht bloß ihre Person schätzte, sondern vor allem den Einfluss ihres Vaters.

    Der unglaublich gut aussehende, mit einem schlechten Ruf gesegnete Robert Northfield suchte nicht nach einer Frau.
    Aber sie würde trotzdem mit nach Essex reisen.
    »Ich habe das Kleid mit bernsteinfarbener Spitze, das elfenbeinfarbene Tüllkleid und das pinkfarbene Musselinkleid. Zwei meiner besten Reitkleider und das Reisekleid für die Rückfahrt.« Rebecca kämpfte gegen ein nervöses Stechen in ihrem Magen an. »Ich bin sicher, es wird auf Rolthven Manor sehr förmlich zugehen.«
    Sally nickte bloß und setzte ihre Arbeit fort.
    Nachdem das Packen erledigt war, überprüfte Rebecca ihr Aussehen im Spiegel. Sie strich über ihr Haar, dann ging sie zum Abendessen nach unten. Es gehörte zur Gewohnheit ihres Vaters, dass sich vor dem Essen alle auf ein Glas Sherry im Salon trafen, und er hasste es, wenn sie sich verspätete. Das führte unweigerlich zu einem Vortrag, und obwohl sie ihn wegen vieler Dinge bewunderte, konnte er manchmal recht lästig sein.
    Sie betrat den Salon und sagte fröhlich: »Ich habe gepackt. Komme ich zu spät?«
    »Beinahe.« In seiner eleganten Kleidung, die er sogar für ein Abendessen en famille trug, war ihr Vater stets beeindruckend. Er hob ein kleines Kristallglas und reichte es ihr mit einem leisen Nicken. »Zum Glück bedeutet das: nein, nicht zu spät. Du kommst gerade rechtzeitig, meine Liebe.«
    »Ich danke dir.« Züchtig nahm sie das ihr angebotene Glas.
    »Mein zuvor geäußertes Einverständnis zu diesem Ausflug habe ich nicht ohne Bedenken gegeben.«
    Rebecca unterdrückte ein Stöhnen. Das war keine Überraschung. Er hatte ständig irgendwelche Bedenken. »Die Herzoginwitwe …«, begann sie.

    »Ist alt«, vollendete er ihren Satz. »Obwohl ich das nicht despektierlich meine. Deine Mutter und ich haben daher beschlossen, die Einladung anzunehmen und dich zu begleiten. Es kommt zwar in letzter Minute, aber ich habe der

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