Schön und ungezähmt
dienen, konnte er seinem Land wenigstens auf diese Weise helfen. Sobald er den Code geknackt hatte, schickte er die Information zurück nach Spanien, und sie wurde genutzt, um abgefangene Nachrichten zu entschlüsseln.
»Mein Dienst«, murmelte er, »ist gering genug, aber danke. Erzähl mir von Badajoz. Ich habe wahre Schauergeschichten über die Belagerung gehört.«
Die nächste Stunde verbrachten sie mit einer angeregten Diskussion über den Feldzug auf der Halbinsel, und Robert öffnete zwischendurch eine zweite Flasche Claret. Er war entspannt und hatte ein gewisses Mitteilungsbedürfnis. Zu den besten Dingen seines Lebens gehörte das Verhältnis zu seinen zwei Brüdern, und es war gut, Damien zurück in London zu wissen, auch wenn er nicht allzu lange bleiben konnte.
»Um mal vom Krieg auf ein anderes, angenehmeres Thema zu kommen: Soweit ich weiß, gibt es zu Colts Geburtstag eine Party?« Damien ließ die rubinrote Flüssigkeit im Glas kreisen. In seinen Augen blitzte es belustigt. »Ich habe von seiner jungen Frau eine Einladung erhalten, als ich meine persönliche Korrespondenz abholte. Ich muss zugeben, ich war überrascht, dass er sich zu so einer Veranstaltung bereit erklärt hat. Aber vielleicht hat ja die Ehe auf unseren älteren Bruder eine mildernde Wirkung.«
Robert konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er sich an die diversen Gelegenheiten erinnerte, bei denen Colton seine Verwirrung über Briannas Verhalten zum Ausdruck gebracht hatte. »Ich glaube nicht, dass es genau so läuft, wie er es erwartet hat. Seine Frau hat etwas Unabhängiges, das ebenso fesselnd ist wie ihre Schönheit. Du weißt doch, Colton mag sein Leben lieber geordnet und logisch. Auch wenn Brianna intelligent und gewitzt ist, bleibt sie zumindest unberechenbar. Stell dir also unseren manchmal etwas strengen Bruder vor, der mit einem Wesen Umgang hat, das von ihm Spontaneität fordert. Und nicht nur das: Er soll es auch noch genießen. Diese Hausparty ist ein gutes Beispiel dafür.Wenn ich mir anhöre, wie widerwillig er ist, glaube ich, dass sie die Landpartie einfach ohne seine Erlaubnis geplant hat. Sie hat sogar ihm eine Einladung geschickt, und so hat er überhaupt erst davon erfahren.«
Damien lachte leise. »Vielleicht ist sie genau das, was er braucht. Diese Ehrbarkeit kann es durchaus vertragen, hin und wieder erschüttert zu werden.«
Robert dachte an das tief ausgeschnittene Abendkleid, über das noch immer geredet wurde, obwohl dieser skandalöse Abend bereits einige Wochen zurücklag, und er selbst nicht Zeuge des Ereignisses gewesen war. Da Brianna seine Schwägerin war, vermieden seine männlichen Bekannten, in seiner Gegenwart allzu laut darüber zu sprechen. Aber er hatte dennoch ein paar obszöne Bemerkungen von denjenigen gehört, die hofften, dass die schöne Duchess of Rolthven sich in naher Zukunft in einem ähnlichen Kleid der Öffentlichkeit zeigte. »Sie gibt ihr Bestes.«
»Ich habe die Hochzeit verpasst.« Damien klang ernstlich zerknirscht. »Der Krieg wartet auf keinen von uns. Erzähl mir von ihr. Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin.«
»Stell dir goldblondes Haar vor, eine taufrische Haut und einen Körper, um den Venus sie beneiden würde.« Robert dachte einen Augenblick nach. »Aber unter diesen herrlichen Rundungen und hinter diesen bezaubernd blauen Augen ruht ein interessantes Wesen. Ich mag Brianna, und nicht nur wegen ihres guten Aussehens. Sie ist sehr nett, hat Sinn für Humor und ist offensichtlich auch abenteuerlustig. Unser Bruder tut sein Bestes, diese Abenteuerlust zu bremsen, auch wenn er damit bisher nicht weit gekommen ist.«
Damien lachte. »Das klingt wundervoll. Ich kann kaum erwarten, sie kennenzulernen.«
»Obwohl Colton nicht sehr erfreut darüber ist, wird diese Geburtstagsfeier eine gute Gelegenheit bieten. Schließlich sind wir endlich wieder alle beisammen. Großmutter freut sich auch schon darauf. Du weißt, wie sehr sie den Trubel einer Familienfeier liebt. Sie ist ja inzwischen leider zu schlecht zu Fuß, um viel zu reisen. Sie vermisst London.«
»Es wird schön sein, sie wiederzusehen. Und ich wette, es wird unterhaltend sein zu sehen, wie die neue Duchess of Rolthven mit Colton umgeht.« In Damiens dunklen Augen blitzte etwas Nachdenkliches auf. »Ich gestehe, mich hat es überrascht, als ich hörte, dass es eine Liebesheirat war. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass unser älterer Bruder etwas so Sentimentales tun würde.«
Das war ein
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