Schön und ungezähmt
wird darüber geredet, dass er für seine Verdienste im Auftrag der Krone zum Ritter geschlagen werden soll«, kommentierte ihr Vater und half ihr damit keinen Schritt weiter.
Rebecca warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, als wollte sie sagen: »Verräter!«
Er hob die Brauen. »Ob du Northfield nun magst oder nicht,
ich bin sicher, auch andere junge Männer werden dort sein und um dich herumscharwenzeln. Sie werden mich beknien, damit ich ihnen erlaube, dich zu den verschiedenen Vergnügungen begleiten zu dürfen.« Seine Miene wurde ernst. »Das könnte eine hübsche Gelegenheit für dich sein, einige von ihnen jenseits des Gedränges, das auf den Bällen und anderen gesellschaftlichen Ereignissen herrscht, besser kennenzulernen.«
Seine Folgerung war klar: Die nähere Bekanntschaft mit einigen Männern ermöglichte ihr, eine Entscheidung zu treffen. Diese zweite Saison gefiel ihm nicht, aber bisher hatte er geduldet, dass sie unerbittlich jeden Antrag abwies. Da ihr einundzwanzigster Geburtstag nun drohte, wusste sie, dass er ihr schon bald ein Ultimatum stellen würde.
Und was sollte sie tun, wenn das geschah? Es stand außer Frage: Ihre Eltern wollten, dass sie sich festlegte und in die Sicherheit einer guten Ehe begab. »Ich bin sicher, du hast recht«, sagte sie, ohne sich tatsächlich seinen Wünschen zu beugen. Sie wollte sich darüber im Moment nicht streiten. Wenn sie tatsächlich kämpfen musste – etwa für den Fall, dass Lord Watts ihr als möglicher Ehemann in Aussicht gestellt wurde -, würde sie auch kämpfen, aber sie verspürte nicht den Wunsch, von der Reise abzurücken, auch wenn sie mit ihren aufmerksamen Eltern haderte.
Unglücklicherweise war es schwer, ihren Vater zu täuschen. Ironisch bemerkte er: »Ich fühle mich selten wohl, wenn du mir so bereitwillig zustimmst.«
Sie warf ihm einen unschuldigen Blick zu. »In diesem Fall stimme ich dir wirklich zu. Ich gestehe, dass ich es müde bin, den Wirbel zu ertragen, der in London herrscht. Dieser Ausflug scheint eine angenehme Abwechslung zu sein. Allein die Tatsache,
dass ich mit Arabella und Brianna zusammen sein kann, wird es bestimmt zu einem angenehmen Zeitvertreib machen.«
»Und vergiss nicht den jüngeren Bruder des Duke«, erinnerte ihre Mutter sie.
Als könnte ich ihn vergessen, dachte Rebecca mit einem Anflug von Verzweiflung, und sie nippte hastig an ihrem Sherry. Sie dachte jetzt schon zu oft an den jüngeren Bruder des Duke of Rolthven. Aber nicht an den Mann, den ihre Mutter meinte.
Rebecca hatte das ungute Gefühl, dass ihr fünf zermürbende Tage bevorstanden.
Kapitel 7
Verlangen ist ein Spiel. Man kann es mit raffinierten Abstufungen oder schamlosem Flirten spielen.
Aus dem Kapitel »Wie man wegläuft und garantiert gefangen wird«
Brianna griff nach dem Riemen, um sich festzuhalten, als sie über ein ziemlich unebenes Stück Straße holperten. Ihr gegenüber bewegte sich Colton kaum auf seiner Polsterbank. Seine langen Beine hatte er ausgestreckt, sodass seine Stiefel ihre Röcke berührten, aber seine Miene war abwesend, während er einen weiteren langen Brief las, den er aus dem Stapel Korrespondenz gezogen hatte, mit der er die lange Reisezeit überbrücken wollte. Eine Locke seines kastanienbraunen Haars fiel ihm hin und wieder jungenhaft in die Stirn, doch er war zu abgelenkt, um es überhaupt zu bemerken. An der Breite seiner Schultern
oder der klaren Männlichkeit seiner Gesichtszüge war jedoch absolut nichts Jungenhaftes.
Schließlich gab sie dem Impuls nach, der sie seit einigen Meilen immer wieder überkam, und beugte sich vor, um die eigensinnige Strähne in einer vertraulichen Geste aus seinem Gesicht zu streichen.
Er blickte von dem Pergament in seiner Hand auf. Und legte es zu ihrer Erleichterung endlich beiseite. »Ich ignoriere dich. Entschuldige bitte.«
»Du hast mir ja gesagt, dass du dich trotz der Landpartie während unseres Aufenthalts in Rolthven um deine Angelegenheiten kümmern musst, aber ich muss zugeben, dass die Stille mich allmählich anstrengt.« Brianna erwartete nicht ernsthaft, dass er ihre Nervosität verstand. Aber es war schließlich ihr erster richtiger Ausflug in die Welt der großen Gastgeberin, die sie in den kommenden Tagen spielen würde. Er war an den Prunk und große Veranstaltungen gewöhnt. Sie bezweifelte, ob er überhaupt einen zweiten Gedanken daran verschwendete. Himmel, Colton sprach den Prinzregenten sogar mit Vornamen an.
»Wie war deine
Weitere Kostenlose Bücher